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Totemismus Illusion - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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Die soziale Funktion des Individualtotemismus<br />

I Nyigina, Unambal und Ungarinyin<br />

Über die Idee der Empfängnis von Geistkindern verbindet der Ureinwohner Nordwest-Australiens<br />

das soziale und natürliche Dasein, die sinnlich greifbare Existenz mit der mythisch<br />

überlieferten und durch Offenbarungstraum verbürgten übersinnlichen Dimension jenes Wesens<br />

der Schöpfung, das den Sinnen gegenwärtig verborgen-, aber in der ungetrübten Epoche der<br />

Traumzeit offenbar gewesen ist (Ungud) und erst mit dem Ende dieser Epoche, mit der Fixierung<br />

der irdischen, sinnlich wahrnehmbaren Welt verborgen wurde. Das Geistkind verbindet<br />

das Einzelne und den Einzelnen als lebendiges Band der Traumzeit mit dem Wesen des<br />

Kosmos (Ungud) und deshalb auch mit der Traumzeit (Yari oder Lalan), welche aus dem manifesten<br />

Zustand von einst in das gegenwärtige Stadium der Latenz übergegangen ist, so daß<br />

man seine Bedeutung für die Kultur der australischen Stämme gar nicht hoch genug veranschlagen<br />

kann. Sie selbst identifiziert es (das Geistkind) in Nordwest-Australien mit dem<br />

Traumtotem, das dort auch die Funktion eines Individualtotems erfüllt.<br />

Das Geistkind (ya-yari) wird zunächst als präexistierender Geist des Kindes begriffen, in das er<br />

sich inkarniert, und einem Kind von gelber Hautfarbe gleicht (halfcast-like), der sowohl vor<br />

der Geburt existierte als auch nach dem Tode weiter existieren wird.<br />

Elkin spricht von der Doktrin "einer Präexistenz der ungeborenen Geister, die bestimmten<br />

Aktivitäten mythischer Heroen ihr Dasein verdanken. Durch Eingang in den Leib der Mutter<br />

inkarnieren sie sich und werden Wesen der körperlichen Welt, die ihren Platz im sozialen und<br />

religiösen Leben der Gemeinschaft gewinnen." 201<br />

In Nordwest-Australien wird das Geistkind gefunden im Konzeptionstraum des Mannes, der<br />

dann die Stelle aufsucht und das ya-yari (rai, jallala etc.) mit der Hand ergreift und auf seine<br />

Schulter setzt oder in seinem Bart einbindet.<br />

"A father always >finds< his child in a dream and in association with water, either in a<br />

water-hole or in the falling rain. Even if, in the first instance, as sometimes happens, he<br />

>finds< his child in water in waking life, he will see it in a dream later on when he is asleep<br />

in his camp... The >finding

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