Handreichungen zu den Empfehlungen zur - individuelle Förderung
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ge Phase der Ungewissheit und der Suche nach Hilfe vorausgegangen. Eltern hatten bis <strong>zu</strong> der<br />
Einschulung noch keinen Kontakt mit anderen behinderten Kindern, wenn ihr autistisches Kind<br />
nicht gleichzeitig ein schwermehrfachbehindertes Kind war und dadurch Kontakte <strong>zu</strong>r Lebenshilfe<br />
oder <strong>zu</strong> anderen Behindertenverbän<strong>den</strong> bestan<strong>den</strong>.<br />
Ich höre oft von Eltern <strong>den</strong> Satz: „Mein Kind muss in die Sonderschule“. Eine Aussage, die sicher<br />
<strong>den</strong> Lehrern der Sonderschule weh tut, besonders dann, wenn sie sich redlich um autistische<br />
Kinder bemühen.<br />
Der ablehnen<strong>den</strong> Haltung gegenüber der Sonderschule und <strong>den</strong> hohen Erwartungen, die von<br />
Eltern gleichzeitig an die Schule ihres Kindes gestellt wer<strong>den</strong>, steht die Erfahrung der Lehrer<br />
mit dieser Behinderung und mit <strong>den</strong> un<strong>zu</strong>reichen<strong>den</strong> Rahmenbedingungen ihrer Schule gegenüber.<br />
– Eltern empfin<strong>den</strong> ihr autistisches Kind, besonders wenn die Behinderung nicht von Anfang an<br />
sichtbar war, nicht als behindert, vor allem nicht als geistigbehindert. Lehrer <strong>den</strong>ken und handeln<br />
„defektorientiert“ und sehen sehr wohl <strong>den</strong> Entwicklungsrückstand des autistischen Kindes.<br />
– Eltern dürfen hilflos und unwissend sein. Lehrer müssen sich als kompetent und wissend darstellen,<br />
was von Eltern oft als Autoritäts<strong>den</strong>ken gewertet wird.<br />
– Von Eltern verlangt man <strong>zu</strong>weilen eine intensive Nähe <strong>zu</strong> ihrem Kind (z.B. bei der Haltetherapie),<br />
dann wieder eine Distanz (z.B. bei der Verhaltenstherapie), je nach Ausbildungsstand und<br />
Wissen des jeweiligen Lehrers. Eigene Erfahrungen haben mir diese zwiespältige Situation<br />
ganz bewusst gemacht, als ich in einer Zeit, in der mir mein Sohn am Rockzipfel hing, als symbiotische<br />
Mutter bezeichnet wurde und in einer anderen Zeit in der mein Sohn nicht von mir berührt<br />
sein wollte, als kognitive Mutter (sprich: „Kühlschrankmutter“), die es versäumt, ihren<br />
Sohn in <strong>den</strong> Arm <strong>zu</strong> nehmen. Solche Erlebnisse, die an die Geschichte von „Vater, Esel und<br />
Sohn“ erinnern, können viele Eltern erzählen, die unterschiedliche Fachleute um Rat gefragt<br />
haben. Zur gleichen Zeit unterschiedliche Rollen <strong>zu</strong> spielen, um <strong>den</strong> unterschiedlichen Ansprüchen<br />
der Fachleute an Eltern gerecht <strong>zu</strong> wer<strong>den</strong>, dürfte Eltern überfordern und ihre autistischen<br />
Kinder verwirren.<br />
– Eltern erfahren von ihrem Kind <strong>zu</strong> wenig aus dem Schulalltag, da es entweder nicht sprechen<br />
oder sich nicht mitteilen kann. Sie erleben ihr Kind, wenn es von der Schule nach Hause<br />
kommt, noch auffälliger, noch <strong>zu</strong>rückgezogener, was ihnen <strong>zu</strong>sätzlich Ängste bereitet.<br />
Lehrer machen Eltern für das schlimme Verhalten ihres Kindes in der Schule, das ja hauptsächlich<br />
montags auftreten soll, verantwortlich. Eltern schieben die Schuld auf Lehrer oder<br />
Schule, wenn ihr Kind am Wochenende Ängste vor der Schule äußert und sich montags gegen<br />
<strong>den</strong> Schulbesuch wehrt.