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Handreichungen zu den Empfehlungen zur - individuelle Förderung

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9. Zusammenarbeit von Elternhaus und Schule -<br />

Gedanken einer Mutter<br />

Margareta Schwaab<br />

In diesem Bericht stehen ganz persönliche Gedanken und Überlegungen im Vordergrund, die ich<br />

mir sieben Jahre nach dem Schulbesuch meines behinderten Sohnes gemacht habe.<br />

Es war vor mindestens fünfzehn Jahren, als ich das erste Mal ein Familienwochenende besuchte,<br />

das vom „R.V. Rhein-Main Hilfe für das autistische Kind“ organisiert wurde und <strong>zu</strong> dem autistische<br />

Kinder, deren Eltern und Fachleute eingela<strong>den</strong> waren. Es wurde bei diesem Treffen ein Videofilm<br />

über ein behindertes Kind mit autistischem Verhalten gezeigt. Unter anderem war eine Spielsituation<br />

<strong>zu</strong> sehen, bei der erst die Mutter mit dem Kind spielen sollte und dann ein Betreuer bzw. Erzieher<br />

(damals war gerade die Verhaltenstherapie im Kommen).<br />

Die Mutter saß traurig und unglücklich am Tisch, ihrem Kind gegenüber, und es gelang ihr nicht,<br />

mit dem Kind <strong>zu</strong> spielen. Dies machte mich selbst sehr traurig und nach<strong>den</strong>klich, weil ich mir überlegte,<br />

wie viele erfolglose Versuche die Mutter hinter sich haben musste, um mit dem Kind in Kontakt<br />

<strong>zu</strong> kommen. Ich habe ganz intensiv die Hilflosigkeit und Resignation der Mutter gespürt, als<br />

hinter mir eine Heilpädagogin <strong>zu</strong> einem Professor für Heilpädagogik sagte: „Typisch Kühlschrankmutter“.<br />

Ich hatte selber jahrelang nach dem psychogenetischen Hintergrund der Behinderung meines<br />

Sohnes gesucht. Inzwischen stand für mich jedoch die hirnorganische Ursache im Vordergrund.<br />

Deswegen empfand ich das schnelle Urteil der Heilpädagogin oberflächlich und unqualifiziert.<br />

Gleichzeitig wurde mir bewusst, wie unterschiedliche Erfahrungshintergründe unterschiedliche Gefühle<br />

auslösen und wie unterschiedlich dadurch wahrgenommen und geurteilt wird. Der Erfolg des<br />

jungen Erziehers bestärkte mich andererseits in meinem Bestreben, meinen Sohn, der ebenfalls<br />

viele Vermeidungsstrategien entwickelt hatte, gelegentlich an „weniger verbrauchte“ Menschen <strong>zu</strong><br />

„delegieren“.<br />

Ich <strong>den</strong>ke, dass mittlerweile von kompetenten und verantwortlichen Fachleuten keine Schuld<strong>zu</strong>weisungen<br />

an Eltern gemacht wer<strong>den</strong>, mindestens seit die Forschungsergebnisse von DeMyer<br />

bekannt sind („Familien mit autistischen Kindern“, Enke Verlag 1986).<br />

Mit dem größeren Wissen um die Andersartigkeit autistischer Kinder, um die Hintergründe dieser<br />

Behinderung, dürfte auch das Verständnis für die schwierige Situation der Eltern und der Menschen,<br />

die sich um die Betreuung und <strong>Förderung</strong> autistischer Kinder bemühen, <strong>zu</strong>genommen haben.<br />

Trotzdem gibt es immer wieder Probleme zwischen Eltern autistischer Kinder und deren<br />

Lehrer. Ich habe mir überlegt, welche Ursachen dahinter stecken können:<br />

– Wenn ein autistisches Kind in die Schule kommt, hatten Eltern noch nicht genügend Zeit ,sich<br />

mit der Behinderung ihres Kindes auseinander<strong>zu</strong>setzen. Oft wird die autistische Behinderung<br />

erst nach dem zweiten Lebensjahr deutlich, zeigt sich dann mehr in Verhaltensauffälligkeiten<br />

und in Kommunikationsstörungen. Die Entwicklungsbehinderung wird erst später entdeckt und<br />

die Diagnose wird meist nicht vor dem vierten Lebensjahr gestellt. Der Diagnose sind eine lan-

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