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Handreichungen zu den Empfehlungen zur - individuelle Förderung

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keln. Nicht gemeint sind Schwächen in zentral gesteuerten Bewegungen wie beim Kriechen, Sitzen<br />

oder Gehen, z.B. infolge cerebraler Dysfunktionen, sondern solche motorischen Handlungen, die<br />

Aufmerksamkeit verlangen und intellektuelle Vorabplanungen erfordern. Beispiel: Ein Kind, das<br />

sich auf eine Bank legen soll, legt nur die Schultern darauf und fragt: „Und was soll ich mit <strong>den</strong><br />

Beinen machen ?“.<br />

Hier nun ergeben sich interessante Parallelen <strong>zu</strong> vielen Kindern und Jugendlichen mit autistischem<br />

Verhalten. Eine zentrale Schwierigkeit scheint darin <strong>zu</strong> liegen, gleichzeitig <strong>den</strong>ken und handeln<br />

bzw. gezielt und komplex handeln <strong>zu</strong> können. Ayres spricht davon, dass derjenige Teil des Gehirns,<br />

der das Bedürfnis nach neuen oder unterschiedlichen Dingen wachhalte, nicht normal arbeite,<br />

so dass das Kind nur wenig oder überhaupt kein Interesse an sinnvoller oder konstruktiver Tätigkeit<br />

besitze. Sie spricht plastisch von der Notwendigkeit, das Kind müsse lernen, das „Ich will es<br />

tun“ - System an<strong>zu</strong>schalten, damit auch komplexere Handlungen ausgeführt wer<strong>den</strong> könnten.<br />

Als ein möglicher Grund für dyspraktisches Verhalten nennt Ayres eine ungenügende Körperwahrnehmung<br />

(Körperbildnis, Körperschema). Diese entstehe als Folge unterschiedlicher Bewegungen,<br />

die ein Kind tätigt und führe <strong>zu</strong> einem neuronalen Gedächtnis, <strong>zu</strong> Landkarten über je<strong>den</strong> Abschnitt<br />

unseres Körpers. Der Grund für eine eingeschränkte Körperwahrnehmung wiederum sieht Ayres in<br />

einer Störung der Verarbeitung von Berührungsempfindungen und in einem eingeschränkten Tastsinn,<br />

wobei im besonderen das Kind Schwierigkeiten im Unterschei<strong>den</strong> und I<strong>den</strong>tifizieren von Dingen<br />

habe, von <strong>den</strong>en es berührt wird oder die es selbst berührt. Eine herabgesetzte Empfindungsfähigkeit<br />

veranschaulicht Ayres damit, als wolle man z.B. mit eingeschlafenen Armen und Hän<strong>den</strong><br />

oder mit einem Fausthandschuh schreiben.<br />

Für eine herabgesetzte Körperwahrnehmung und eingeschränkte Bewegungsplanung ist häufig<br />

auch ein herabgesetztes Gefühl für Tiefensensibilität verantwortlich, wenn also ein Kind nur vage<br />

und unklare Vorstellungen und Fertigkeiten besitzt, Muskeln und Gelenke - auch ohne optische<br />

Kontrolle - <strong>zu</strong> steuern und für Bewegungen <strong>zu</strong> nutzen. Als ein weiterer, damit in wechselseitiger<br />

Verbindung stehender Faktor sind eingeschränkte Gleichgewichtserfahrungen (vestibuläre Wahrnehmungen)<br />

<strong>zu</strong> berücksichtigen.<br />

Die folgen<strong>den</strong> Zielstellungen und Inhalte für eine Gestaltung von Unterricht mit Schülern mit autistischem<br />

Verhalten sind als basale Vorausset<strong>zu</strong>ngen für kognitive und komplexe Lernprozesse <strong>zu</strong><br />

verstehen und können je nach Förderbedarf des einzelnen Kindes als Einzelunterricht durchgeführt<br />

wer<strong>den</strong>, lassen sich aber auch in <strong>den</strong> Klassen-, Sport- und Schwimmunterricht integrieren. Sie sind<br />

nicht als ein Curriculum, das schrittweise <strong>zu</strong> durchlaufen ist, <strong>zu</strong> verstehen, sondern als exemplarisch<br />

ausgewählte Anregungen unter vielen möglichen anderen.

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