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Handreichungen zu den Empfehlungen zur - individuelle Förderung

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darüber hinaus aber auch durch <strong>den</strong><br />

– Temperatur- und Schmerzsinn,<br />

– Stellungs-, Spannungs- und (Dreh-)Bewegungssinn (kinästhetische) sowie <strong>den</strong><br />

– Gleichgewichtssinn (vestibuläre Wahrnehmung).<br />

Reizeindrücke, die beim Säugling <strong>zu</strong>nächst nur über einzelne Sinneskanäle aufgenommen wer<strong>den</strong><br />

(modale Wahrnehmung), müssen später miteinander verbun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> (intermodale Wahrnehmung).<br />

Dies ist z.B. dann der Fall, wenn das Kind entdeckt, dass die Spieluhr, die so schön klingt,<br />

dasselbe Objekt ist, das groß, rot und rund an der Decke hängt, oder wenn es eine Fliege auf dem<br />

Knie spürt, diese erblickt und sicher mit der Hand verjagt. Je komplexer solche motorischen Handlungen<br />

in ihren Einzelabläufen (seriale Wahrnehmung) wer<strong>den</strong>, um so mehr Koordinationsleistungen<br />

zwischen <strong>den</strong> einzelnen Sinnesmodalitäten und <strong>den</strong> motorischen Leistungen wer<strong>den</strong> erforderlich.<br />

Rein theoretisch ist es auch möglich, einzelne Sinnesabläufe in weitere sachlogisch erforderliche<br />

Teilleistungen <strong>zu</strong> untergliedern. Im visuellen Bereich wird z.B., <strong>den</strong>kt man an das Frostig-Material,<br />

unterschie<strong>den</strong> nach<br />

– Figur-Grund-Wahrnehmung,<br />

– visuomotorische Koordination,<br />

– Wahrnehmung der Raumlage,<br />

– Wahrnehmung räumlicher Beziehungen sowie<br />

– Wahrnehmungskonstanz.<br />

In der Vorschul- und Früherziehung, aber auch speziell auf behinderte Kinder ausgerichtet, existieren<br />

nun zahlreiche Förderprogramme für <strong>den</strong> Bereich der Wahrnehmung, die solche Teildisziplinen isoliert<br />

durch eine Vielzahl von besonderen Übungen „trainieren“ wollen. Eine solche Einteilung bzw. ein<br />

solches Vorgehen geht allerdings in der Regel am Förderbedarf von Kindern mit autistischem Verhalten<br />

vorbei. Denn Übungen wie die Diskrimination von Farben und Formen (Montessori-Material) oder<br />

das Erkennen von übereinanderliegen<strong>den</strong> Figur-Grund-Umrissen (Frostig-Material) beschränken sich<br />

häufig auf einen speziell angebotenen Materialausschnitt in didaktisch künstlich gestalteten, realitätsfernen<br />

Situationen. Die <strong>zu</strong> fördern<strong>den</strong> Funktionen bzw. Teilfunktionen sind später nur schwer auf situative<br />

Notwendigkeiten und soziale Zusammenhänge <strong>zu</strong> beziehen. Eine auf Sinnerfassung ausgerichtete<br />

Wahrnehmung lässt sich nicht formal vorüben (vgl. Fischer 1983). Zur Vermittlung eng umgrenzter<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten, z. B. als Vorbereitung auf das Lesen und Schreiben, mögen<br />

solche Übungen aber durchaus ihre Berechtigung haben.<br />

Für eine <strong>Förderung</strong> der Wahrnehmung als „sinngebende Verarbeitung von Reizen“ bei Schülern<br />

mit autistischem Verhalten dagegen ist es vielmehr erforderlich, dass diesen in vielfältigen und<br />

wirklichkeitsnahen Situationen im Rahmen von Unterrichtsvorhaben Gelegenheiten <strong>zu</strong>m sinnlichen<br />

Erkun<strong>den</strong> und „Begreifen“ von Gegenstän<strong>den</strong> und Sachverhalten der Alltagswelt geboten wer<strong>den</strong>.<br />

Inhaltlich können drei große Bereiche unterschie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>, die sich in der praktischen <strong>Förderung</strong><br />

aber häufig durchdringen:<br />

1. Wahrnehmung der eigenen Person und des eigenen Körpers als „Brücke <strong>zu</strong>r Welt“,<br />

2. Wahrnehmung des „Anderen“ (Mitmenschen in sozialen Begegnungen) und<br />

3. Wahrnehmung der dinglichen Umwelt.

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