Handreichungen zu den Empfehlungen zur - individuelle Förderung
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herbeigelaufene Katze, die Streicheleinheiten sucht, bei manchen Kindern „Panik“ und Fluchtreaktionen<br />
auslösen.<br />
Bei manchen Schülern scheinen in bestimmten Wahrnehmungsbereichen „Überempfindlichkeiten“<br />
vor<strong>zu</strong>liegen, wenn z.B. von einem Jungen berichtet wird, der <strong>zu</strong> Hause die Waschmaschine, <strong>den</strong><br />
Kühlschrank oder Heizkörper abstellt, weil er sich davon gestört fühlt, der es vermeidet, in laute<br />
Lokale <strong>zu</strong> gehen, der bei Festen mit vielen Gästen in einem eigenen Raum isst und der in Panik<br />
geraten kann, wenn ein defekter Lautsprecher für ihn wahrnehmbare, unangenehme Nebengeräusche<br />
abgibt (vgl. Kap. 10). Allerdings handelt es sich hier in der Regel nicht um physiologisch diagnostizierbare<br />
Hörschä<strong>den</strong>, sondern vermutlich um im Laufe der Jahre entwickelte Sensibilitäten<br />
auf bestimmte Wahrnehmungsquellen bzw. Geräusche, <strong>den</strong>n die sonderlichen Reaktionen sind<br />
– nicht immer,<br />
– nur in bestimmten Situationen und wenn,<br />
– in unterschiedliche Ausprägungen und -formen <strong>zu</strong> beobachten.<br />
Schüler mit autistischem Verhalten reagieren im Umgang mit der sie umgeben<strong>den</strong> Wirklichkeit<br />
häufig anders bzw. eigenartig, wenn sie mit Dingen immer wieder in der gleichen Art und Weise<br />
umgehen. Die Handlungsmuster erscheinen uns als „Stereotypien“ zwanghaft, starr und eingeengt,<br />
wenig flexibel und situationsangemessen. Dahinter steckt vermutlich - im Rahmen des Wunsches<br />
nach Gleicherhaltung der Umwelt - der Versuch einer Selbststimulation: Wenn das Kind Teile des<br />
Körpers oder ihm vertraute Gegenstände „stereotyp“ stimuliert, d. h. in Bewegung versetzt, entstehen<br />
erwartete und bekannte Reize und somit ein Gefühl von Sicherheit; diese schützen <strong>zu</strong>dem vor<br />
der Wahrnehmung der oft als bedrohlich erlebten Umwelt bzw. Teile derselben. Zwanghaftes Verhalten<br />
und Stereotypien sind somit keineswegs sinnlose Handlungen, sondern erfüllen einen<br />
Zweck: Sie stabilisieren die autistische Selbstbezogenheit.<br />
Die eingeschränkte Fähigkeit, Außenweltreize mit Bedeutungen <strong>zu</strong> versehen bzw. sie als Bedeutungsträger<br />
<strong>zu</strong> interpretieren, führt bereits im frühen Alter <strong>zu</strong> einer Einschränkung der sozialen<br />
Kontakte, was wiederum andere Folgen nach sich zieht: weitgehender Ausfall der sozialen Nachahmung,<br />
Fixierung auf die eigene Körperlichkeit und „Insichverhaftetheit“, Beeinträchtigung der<br />
Entwicklung einer personalen I<strong>den</strong>tität, Erschwerung der kommunikativen Verständigung mit <strong>den</strong><br />
Mitmenschen und Ausbleiben bzw. Reduzierung von Sprachverständnis und -gebrauch.<br />
4.2. Didaktische und methodische Grundlegung<br />
4.2.1. Inhalte und Ziele<br />
Der eigene Körper, die das Kind umgebende Umwelt wie auch die soziale Wirklichkeit (Mitmenschen<br />
und soziales Verhalten) wer<strong>den</strong> über verschie<strong>den</strong>e Sinnesmodalitäten erschlossen, und<br />
zwar über<br />
– Sehen (visuelle),<br />
– Hören (auditive),<br />
– Tasten (taktile),<br />
– Schmecken (gustatorische) und<br />
– Riechen (olfaktorische Wahrnehmung),