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Handreichungen zu den Empfehlungen zur - individuelle Förderung

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Als sein 19. Geburtstag gefeiert wurde, wollte er nicht auf <strong>den</strong> Balkon <strong>zu</strong> seinen Gästen, weil er<br />

Angst hatte, sich dort schlecht <strong>zu</strong> benehmen, wenn es <strong>zu</strong> laut würde.<br />

Mit 21 Jahren kommt Richard in die Werkstatt. Sein Kommentar in <strong>den</strong> ersten Tagen: „Die Werkstatt<br />

ist schön, alle sind nett <strong>zu</strong> mir, es ist nur <strong>zu</strong> laut.“ Die ersten Wochen in der Werkstatt übersteht<br />

Richard ganz gut. Dann wird sein Verhalten <strong>zu</strong>nehmend schwieriger. Er beklagt sich über die<br />

lauten „Kinder", über die Maschinen, schreit wieder nächtelang, will nicht aufstehen und <strong>zu</strong>m Bus<br />

gehen, schläft oft sitzend im Flur, schlägt sich auf <strong>den</strong> Kopf und klagt über Kopfschmerzen. Im<br />

Zusammenhang mit einem Katarrh treten diese Verhaltensweisen verstärkt auf. Richard bekommt<br />

eine Verlängerung der Arbeitstrainingsmaßnahme und bleibt noch ein zweites Jahr in der Werkstatt.<br />

Es wird schlimmer. Von Dezember ‘88 bis August ‘89 ist Richard sehr schwierig, er schreit<br />

viel, hat Schlafstörungen, lässt sich <strong>zu</strong> keiner Arbeit motivieren, lehnt alle Aktivitäten wie Schwimmen,<br />

Radfahren, Wandern ab, mit einer kurzen Unterbrechung beim Skiurlaub an Ostern.<br />

Ende August fahren wir mit dem Auto nach Südfrankreich, um dort eine Radtour <strong>zu</strong> machen. Richard<br />

schlägt sich auf der Fahrt, weigert sich am Campingplatz aus dem Auto <strong>zu</strong> gehen, lässt sich<br />

am nächsten Morgen überre<strong>den</strong>, das Auto <strong>zu</strong> verlassen, um in der Wohnung seiner Schwester <strong>zu</strong><br />

frühstücken, schwingt sich anschließend auf sein Rad und fährt mit seinen Eltern drei Wochen<br />

durch Frankreich und von <strong>den</strong> schlimmen acht Monaten ist nichts mehr <strong>zu</strong> merken.<br />

Anschließend darf Richard in die Schwerbehindertengruppe der Werkstatt, die etwas abseits der<br />

großen lauten Werkstatträume liegt. Er muss nicht mehr im großen lauten Speisesaal essen. Er<br />

muss nicht mehr die Maschinen der Schreinerei ertragen.<br />

Seitdem geht es Richard und uns relativ gut und wir hoffen, dass es weiterhin Menschen gibt, die<br />

seine Probleme verstehen wollen, dass er ein Heim findet, das ihn erträgt und eine Umgebung, die<br />

er ertragen kann.

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