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erntezeit für dachdecker - Dachbaumagazin

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Dach aktuell<br />

Ausbildung: Das Berufsbild des Dachdeckers ist komplexer geworden<br />

»Ich werbe in den Schulen <strong>für</strong> den Dachdeckerberuf.«<br />

Lars Thullesen hat neben dem Dachdeckermeister noch drei weitere<br />

Meistertitel und führt die 1927 gegründete VolkerThullesen GmbH in<br />

Neumünster in dritter Generation. Die Arbeit mit jungen Menschen<br />

liegt dem Unternehmer besonders am Herzen. Das dachbaumagazin<br />

hat deshalb mit Lars Thullesen über die Herausforderungen der<br />

handwerklichen Ausbildung gesprochen.<br />

dachbaumagazin: Herr Thullesen,<br />

welchen Stellenwert nimmt<br />

die Ausbildung in Ihrem Betrieb<br />

ein?<br />

Lars Thullesen: Einen sehr hohen<br />

Stellenwert. Unser Betrieb<br />

bildet seit den 1960er-Jahren<br />

aus, sodass über die Hälfte meiner<br />

30 Angestellten den Dachdeckerberuf<br />

bei uns gelernt hat.<br />

Zurzeit haben wir fünf Azubis.<br />

»Über die Hälfte meiner Angestellten<br />

haben ihr Handwerk bei uns gelernt.«<br />

Warum gibt es im Dachdeckerhandwerk<br />

zunehmend Probleme,<br />

die Ausbildungsplätze mit geeigneten<br />

Jugendlichen zu besetzen?<br />

Neben dem demografischen<br />

Wandel liegt das meiner Meinung<br />

nach vor allem daran, dass die<br />

Anforderungen an einen Dachdecker<br />

heute viel höher sind als<br />

noch vor 20 Jahren. Wer damals<br />

ein Flachdach abdichten, ein<br />

Steildach decken und vernünftig<br />

schiefern konnte, der galt bereits<br />

als guter Junggeselle. Mittlerweile<br />

ist der Beruf viel komplexer,<br />

sodass ein Auszubildender, der<br />

vor 20 Jahren den Anforderungen<br />

noch vollauf genügte, heute in<br />

vielen Betrieben keine Lehrstelle<br />

mehr bekommen würde. Das Berufsbild<br />

ist vielseitiger und damit<br />

auch komplizierter geworden.<br />

Welche Anforderungen muss ein<br />

Jugendlicher erfüllen, um bei Ihnen<br />

einen Ausbildungsvertrag zu<br />

erhalten?<br />

Ich gucke mir zuerst das Zeugnis<br />

an: Mathe und Physik sowie<br />

Lernfächer wie Erdkunde sind<br />

mir besonders wichtig. Außerdem<br />

erwarte ich auch eine ordentliche<br />

Sportnote, denn ein<br />

Bewegungsmuffel wird im Handwerk<br />

meistens nicht glücklich.<br />

Wer diese Hürde genommen hat,<br />

wird zum Einstellungstest eingeladen:<br />

Hier sind vor allem mathematische<br />

Grundkenntnisse und<br />

etwas Allgemeinbildung gefragt.<br />

Außerdem will ich natürlich wissen,<br />

warum derjenige Dachdecker<br />

werden will und was er von<br />

unserem Betrieb in der Ausbildung<br />

erwartet. Wer auch hier einen<br />

guten Eindruck macht, dem<br />

biete ich ein Praktikum an, damit<br />

wir uns näher kennenlernen<br />

können.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie<br />

mit diesem Prozedere gemacht?<br />

Sehr gute, denn die Auszubildenden<br />

sind mit den Jahren immer<br />

besser geworden: Wir hatten einige<br />

Landes- und Bundessieger<br />

in unserem Betrieb, und einer hat<br />

es sogar zur Vize-Weltmeisterschaft<br />

gebracht.<br />

Was erwarten die Jugendlichen<br />

eigentlich heute von einem Ausbildungsplatz?<br />

Die wünschen sich einen freundlichen<br />

und fairen Umgang, Spaß<br />

bei der Arbeit und wollen was<br />

lernen. Und genau das ist mir<br />

wichtig: Dass ein junger Mensch<br />

aus eigenem Antrieb den Wunsch<br />

hat, etwas zu schaffen.<br />

Was kann ein Handwerksbetrieb<br />

tun, um sich <strong>für</strong> die qualifizierten<br />

Jugendlichen möglichst attraktiv<br />

zu machen?<br />

Ich finde, dass es generell wichtig<br />

ist, den Betrieb attraktiv zu<br />

halten: <strong>für</strong> Kunden, <strong>für</strong> potenzielle<br />

Mitarbeiter und natürlich auch<br />

<strong>für</strong> Auszubildende. Ich kenne viele<br />

Handwerker, deren Marketing<br />

sich darauf beschränkt, darauf zu<br />

warten, dass endlich das Telefon<br />

klingelt. Die guten Betriebe machen<br />

sich Gedanken: Wo liegen<br />

unsere Alleinstellungsmerkmale,<br />

wie können wir die kommunizieren,<br />

was können wir verbessern.<br />

Ich gehe beispielsweise fünfmal<br />

im Jahr in eine Schule und erzähle<br />

den Schülern von der 7. Klasse<br />

aufwärts über den Dachdeckerberuf,<br />

gebe Bewerbungstipps und<br />

sage, welche Schulnoten ich von<br />

einem Azubi erwarte.<br />

Das ist aber noch nicht alles: Sie<br />

haben vor ein paar Jahren eine<br />

eigene Schule gegründet und bieten<br />

dort kostenlos Nachhilfeunterricht<br />

an.<br />

Ja, das stimmt: In unserem<br />

»Grundstein«-Projekt bekommen<br />

derzeit 50 Schüler regelmäßig<br />

▴▴Lars Thullesen legt in seinem<br />

Dachdeckerbetrieb viel Wert auf eine<br />

gute Ausbildung. Deshalb<br />

hat er auch ein Nachhilfeprojekt ins<br />

Leben gerufen<br />

kostenlosen Nachhilfeunterricht,<br />

vor allem in Mathematik. Mitmachen<br />

können alle, von der Hauptschule<br />

bis zum Gymnasium – die<br />

einzige Voraussetzung ist, dass<br />

die Kinder sich verbessern wollen.<br />

Da<strong>für</strong> habe ich einen Lehrer<br />

angestellt, der an sechs Tagen in<br />

der Woche Unterricht gibt.<br />

Was hat Sie zu diesem Projekt<br />

veranlasst?<br />

Ich möchte, dass die Leute die<br />

Volker Thullesen GmbH nicht<br />

nur als die Jungs mit den blauen<br />

Bullis wahrnehmen. Die soziale<br />

Komponente ist mir wichtig, und<br />

ich bin stolz darauf, wenn sich<br />

unsere Schüler verbessern und<br />

plötzlich mit Selbstvertrauen in<br />

die Schule gehen. Ich möchte den<br />

Kindern helfen, ihren Lebenslauf<br />

umzuschreiben, sodass sie eine<br />

Chance auf eine gute Ausbildung<br />

bekommen. Ich selbst habe bereits<br />

zwei Azubis im Betrieb, die<br />

ich über das »Grundstein«-Projekt<br />

kennengelernt habe.<br />

Herr Thullesen, wir bedanken uns<br />

<strong>für</strong> das Gespräch.<br />

mikado-web-award<br />

Internetauftritt von Knapp holt das »Double«<br />

Die mikado-Leser haben entschieden:<br />

Der beste Internetauftritt der<br />

Holzbaubranche 2012 ist der von<br />

Verbinderhersteller Knapp. Damit<br />

gelang es Knapp, die Trophäe nach<br />

dem Premierenerfolg 2010 bereits<br />

zum zweiten Mal zu gewinnen.<br />

Auf der BAU 2013 übergab<br />

Chefredakteur Christoph Maria<br />

Dauner den schmucken Glaspreis<br />

an Marketing-Leiterin Elisabeth<br />

Kerschdorfer-Knapp und Thomas<br />

Schreyer, der als Vertriebsleiter<br />

den Internetauftritt mitbetreut.<br />

Mit von der Partie war auch<br />

Josef Berchtold, Geschäftsführer<br />

der Leistungsgemeinschaft Einer.<br />

Alles.Sauber. als Sponsor des mikado-web-awards<br />

2012.<br />

www.mikado-online.de<br />

6 dachbau magazin 4 | 2013

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