erntezeit für dachdecker - Dachbaumagazin

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Dachwelten ▴▴Seidiger Glanz: Auf der angedeuteten Fledermausgaube über einem der Terrassenausgänge kann die Deckung ihre optischen Vorzüge voll zur Geltung bringen. Vor der Deckung der Gaube holten die Handwerker beim Schieferhersteller Rat bezüglich Höhe und Breite der Überdeckung ein Interview dachbaumagazin im Gespräch mit dem Sylter Dachdeckermeister Manuel Boysen. dachbaumagazin: Dächer auf Sylt unterliegen hohen Beanspruchungen. Welche Bedeutung haben hier Schieferdeckungen? Manuel Boysen: Wir arbeiten auf Sylt öfter mit der schlichten Rechteck-Doppeldeckung. Neulich haben wir damit einen Kirchturm gedeckt. Auch bei einer Wohnhaussanierung schrieb das Denkmalamt kürzlich eine Schieferdeckung vor. Bei der Coquettes-Deckung fallen einige offensichtlich »Sylttypische« Details auf. Sie berichten beispielsweise ohne Scham über den Einsatz von Silikon. Sylt hat seine eigenen Regeln und das ansässige Handwerk auch seine besonderen Erfahrungen. Aus diesem Grund verwenden wir unter anderem auch das so verpönte Silikon: Auf Wasserfalzen wird bei uns immer eine Silikonnaht gelegt und damit der Spalt zum Schiefer zusätzlich abgedichtet. Das hat sich bei Starkwind bewährt. Wir arbeiten seit 25 Jahren auf Sylt: Die Fachregel ist wichtig, langjährige handwerkliche Erfahrungen sind es aber auch. Auch die mit Spenglerschrauben von oben fixierten Ortgangbleche fallen auf. Warum haben sie diese Ausführung gewählt? Seitlich geschraubte Ortgangbleche neigen dazu, sich bei Temperaturunterschieden zu verziehen und stellen sich aus Erfahrung nicht zurück. Das Blech wird dann wellig und bietet dem Wind eine unnötige Angriffsfläche. In einigen Details erscheint das Dach sehr aufwendig – warum? Ganz einfach: Zufriedene Bauherren sind auf dieser Insel sehr wichtig. Hier spricht sich nämlich jeder Schaden schnell herum. Zwischensparrendämmung versehen. Von innen ist das Dachgeschoss luftdicht ausgebaut, während die Handwerker über den Sparren eine 24 mm dicke Nut-Feder-Vollschalung montierten. Auf ausdrücklichen Wunsch der Bauherren wurde zudem ein winddichtes Unterdach erstellt. Erst darauf folgten die Konterlatten und die großzügig dimensionierten Dachlatten. Lediglich die Hauptkehlen und die angedeutete Fledermausgaube über dem Terrasseneingang erhielten über den Konterlatten eine vollflächige Schalung. Die breiten Dachlatten und die partielle Vollschalung sind eine stabile Basis für alle Kehl-, Trauf- und Ortgangbleche aus 0,7 mm dickem Kupferblech. Die Ortgänge sind windschnittig mit Ortgangbrettern und schmalen, kastenförmig gekanteten Ortgang-Profilen abgeschlossen. Diese Profile aus Blech werden von der Schieferdeckung überall um 8 cm überdeckt und schließen mit einem Wasserfalz ab. Gleiches gilt für die Hauptkehlen: Der Kupferzuschnitt deckt 9 cm unter den Schiefer und endet ebenfalls mit einem Wasserfalz. In beiden Fällen haben die Dachdecker auf dem Falz vor der Schieferdeckung „Sylt-typisch“ eine Silikonnaht gelegt (siehe Interview auf dieser Seite). Ein Traufblech schließt das Unterdach zur Kupferrinne ab. 56 dachbau magazin 4 | 2013

www.dachbaumagazin.de ▴▴Sturmsicher: Die Schieferdeckung des Wohnhauses wurde nicht nur genagelt, sondern zusätzlich auch noch geklammert ▴▴Hochwertige Details: An den Ortgängen und Kehlen des Dachs kamen edle Kupferbleche zum Einsatz »Bei Einhaltung der Fachregel gilt eine Schieferdeckung als sturmfest.« Aus Erfahrung sturmfest Für Dächer auf den Inseln der Nordsee wird über die hoch belastete Windzone 4 hinaus bei kleinteiligen Dachdeckungen ein Einzelnachweis der Sturmsicherheit gefordert. Dies trifft jedoch nicht auf Schieferdeckungen zu. Sie gelten nicht nur an hohen Kirchtürmen, sondern auch auf den Nordseeinseln als sturmfest. Es gilt weiterhin die Fachregel, in der es heißt: „Bei Einhaltung dieser Fachregel werden die Anforderungen hinsichtlich der Windsogsicherung erfüllt. Weitergehende Maßnahmen sind nicht erforderlich.“ Das war’s. Mehr gibt es zur Sturmsicherung bei Schieferdeckungen nicht zu sagen. Der einheimische Dachdeckermeister Manuel Boysen führt auf Sylt aber trotzdem stets noch einen weiteren Arbeitsschritt aus: „Um einem etwaigen Klappern der Schiefersteine bei starkem Wind und Sturm vorzubeugen, haben wir die Dachdeckung nicht nur genagelt, sondern zusätzlich auch noch geklammert. Diese Verlegung hat sich bei Dächern auf der Insel bestens bewährt.“ Die Coquettes sind deshalb auf den breiten Dachlatten jeweils mit zwei Edelstahl- Rillennägeln und zusätzlich mit einem 90 mm langen Edelstahl-Einschlaghaken gesichert. Damit ist zudem eine Überdoppelung der Deckung von 80 mm sichergestellt. Bei Dachneigungen ab 50 Grad fordert die Fachregel zwar lediglich eine Überdoppelung von 60 mm, doch der Dachdecker wählte auch hier aus Sicherheitsgründen einen „Inselaufschlag“. Die Breite der Stoßfugen bewegt sich, je nach Bedarf, zwischen 3 und 6 mm. An der Traufe wurden Ansetzersteine gedeckt und der aufgelegte First aus Rechteckern außerdem zusätzlich verklebt. Die Schiefer an den Ortgängen arbeiteten die Dachdecker mit wasserabweisenden Schnitten an den Dachabschluss an. Angedeutete Fledermausgaube Eine Besonderheit des Schieferdachs ist die angedeutete Fledermausgaube über einem der Terrassenausgänge. Um hier eine ästhetische und funktionstüchtige Deckung zu erreichen, holten die Handwerker im Vorfeld der Arbeiten bei Rathscheck bezüglich der Verhältnisse von Höhe und Breite einer solchen Deckung fachkundigen Rat ein. Der Zimmerer setzte die Vorgaben des Herstellers auf der Baustelle sorgfältig um, sodass die Dachdecker anschließend keine Mühe hatten, die vorgegebene Geometrie der angedeuteten Fledermausgaube mit den Coquettes zu decken. ■ STeckbrief Objekt/Standort: Einfamilienhaus D-25980 Tinnum auf Sylt Architekt: Lehmann Architekten D-25980 Tinnum auf Sylt www.syltarc.de Dachdecker: Manuel Boysen Dachdeckerei GmbH D-25980 Sylt Produkt: Coquettes aus InterSIN Schiefer, 40 × 25 cm Hersteller: Rathscheck Schiefer D-56727 Mayen www.rathscheck.de dachbau magazin 4 | 2013 57

Dachwelten<br />

▴▴Seidiger Glanz: Auf der angedeuteten Fledermausgaube über einem der Terrassenausgänge kann die Deckung ihre optischen Vorzüge voll zur Geltung<br />

bringen. Vor der Deckung der Gaube holten die Handwerker beim Schieferhersteller Rat bezüglich Höhe und Breite der Überdeckung ein<br />

Interview<br />

dachbaumagazin im Gespräch mit dem Sylter Dachdeckermeister<br />

Manuel Boysen.<br />

dachbaumagazin: Dächer auf Sylt unterliegen hohen Beanspruchungen.<br />

Welche Bedeutung haben hier Schieferdeckungen?<br />

Manuel Boysen: Wir arbeiten auf Sylt öfter mit der schlichten<br />

Rechteck-Doppeldeckung. Neulich haben wir damit einen Kirchturm<br />

gedeckt. Auch bei einer Wohnhaussanierung schrieb das<br />

Denkmalamt kürzlich eine Schieferdeckung vor.<br />

Bei der Coquettes-Deckung fallen einige offensichtlich »Sylttypische«<br />

Details auf. Sie berichten beispielsweise ohne Scham<br />

über den Einsatz von Silikon.<br />

Sylt hat seine eigenen Regeln und das ansässige Handwerk<br />

auch seine besonderen Erfahrungen. Aus diesem Grund verwenden<br />

wir unter anderem auch das so verpönte Silikon: Auf Wasserfalzen<br />

wird bei uns immer eine Silikonnaht gelegt und damit<br />

der Spalt zum Schiefer zusätzlich abgedichtet. Das hat sich<br />

bei Starkwind bewährt. Wir arbeiten seit 25 Jahren auf Sylt: Die<br />

Fachregel ist wichtig, langjährige handwerkliche Erfahrungen<br />

sind es aber auch.<br />

Auch die mit Spenglerschrauben von oben fixierten Ortgangbleche<br />

fallen auf. Warum haben sie diese Ausführung gewählt?<br />

Seitlich geschraubte Ortgangbleche neigen dazu, sich bei Temperaturunterschieden<br />

zu verziehen und stellen sich aus Erfahrung<br />

nicht zurück. Das Blech wird dann wellig und bietet dem<br />

Wind eine unnötige Angriffsfläche.<br />

In einigen Details erscheint das Dach sehr aufwendig – warum?<br />

Ganz einfach: Zufriedene Bauherren sind auf dieser Insel sehr<br />

wichtig. Hier spricht sich nämlich jeder Schaden schnell herum.<br />

Zwischensparrendämmung versehen. Von<br />

innen ist das Dachgeschoss luftdicht ausgebaut,<br />

während die Handwerker über den<br />

Sparren eine 24 mm dicke Nut-Feder-Vollschalung<br />

montierten. Auf ausdrücklichen<br />

Wunsch der Bauherren wurde zudem ein<br />

winddichtes Unterdach erstellt. Erst darauf<br />

folgten die Konterlatten und die großzügig<br />

dimensionierten Dachlatten. Lediglich die<br />

Hauptkehlen und die angedeutete Fledermausgaube<br />

über dem Terrasseneingang erhielten<br />

über den Konterlatten eine vollflächige<br />

Schalung. Die breiten Dachlatten und<br />

die partielle Vollschalung sind eine stabile<br />

Basis <strong>für</strong> alle Kehl-, Trauf- und Ortgangbleche<br />

aus 0,7 mm dickem Kupferblech.<br />

Die Ortgänge sind windschnittig mit<br />

Ortgangbrettern und schmalen, kastenförmig<br />

gekanteten Ortgang-Profilen abgeschlossen.<br />

Diese Profile aus Blech werden<br />

von der Schieferdeckung überall um 8 cm<br />

überdeckt und schließen mit einem Wasserfalz<br />

ab. Gleiches gilt <strong>für</strong> die Hauptkehlen:<br />

Der Kupferzuschnitt deckt 9 cm unter<br />

den Schiefer und endet ebenfalls mit<br />

einem Wasserfalz. In beiden Fällen haben<br />

die Dachdecker auf dem Falz vor der Schieferdeckung<br />

„Sylt-typisch“ eine Silikonnaht<br />

gelegt (siehe Interview auf dieser Seite). Ein<br />

Traufblech schließt das Unterdach zur Kupferrinne<br />

ab.<br />

56 dachbau magazin 4 | 2013

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