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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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88 Wolfgang Hahn<br />

dieser Art ist sie später auch noch auf Kupfermünzen zu finden. Daß sie<br />

sich nach dem Religionswechsel der Dynastie zum Christentum auch für<br />

die religiöse Symbolik des neuen Glaubens eignete, ist zu erwarten und<br />

so taucht sie erstmals unter Ezanas um 350 auf Silbermünzen (Abb. 3) in<br />

Form einer kleinen Kreuzsonne (anstelle der bisherigen Mondsichel) über<br />

dem Königskopf auf und legitimiert diesen als christlichen König.8<br />

Das einfache (griechische) Tatzenkreuz im Innenkreis (clipeus), wie es<br />

dann in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts auf die Rückseite der langlebiganonymen<br />

Kupfermünzen (Abb. 4) gesetzt wird, ist noch ohne Zentralvergoldung,<br />

hat aber erstmals eine erklärende Umschrift, und zwar — natürlich<br />

auf Griechisch — die religiöse Formel touto arese te chora, d. h.<br />

„dieses (gemeint ist das Zeichen des Kreuzes) möge dem Lande taugen".<br />

Die Herleitung dieses Spruches (d. h. die eventuellen literarischen Wurzeln<br />

im Kreuzeskult) ist noch nicht geglückt,9 doch fällt die (bereits traditionelle)<br />

Eigenständigkeit in der axumitischen Typenkomposition auch<br />

hier auf, denn es gibt dafür keine römischen Münzvorlagen.<br />

Beim Kupfertyp (Abb. 2) des Mhdys wird das Motiv des Kreuzschildes<br />

mit der Kreuzsonne des Ezanas (in Gestalt eines vergoldeten Zentralpunktes)<br />

kombiniert und von einer anderen Umschrift, nunmehr in Geez,<br />

umgeben. Diese ist die Übersetzung der berühmten constantinischen Siegesdevise,'°<br />

hoc signo victor eris, und zwar so wörtlich, wie möglich."<br />

Obwohl sie bekanntlich auch auf römischen Münzen vorkommt,'2 ist es<br />

äußerst unwahrscheinlich, daß man diese im Axum des 5. Jahrhunderts<br />

8 Vgl. Hahn (o. Anm. 3) 130 und ders., Symbols astraux sur les monnaies axoumites II: le<br />

soleil et la croix — signum salvatoris dans le ciel, BSFN 48, 1993, 621-626.<br />

9 Im Griechischen der Kirchenväter bedeutet die areskeia soviel wie ‚Wohlgefallen" (vor<br />

Gott und den Menschen, vgl. Röm. 15, 2-3), der chora Begriff steht für Land = Region,<br />

im Zusammenhang mit Mission s. Apg. 13, 49. Andrerseits könnte man auch an ein einfaches<br />

„Akzeptiertwerden" denken (Kropp).<br />

10 Eusebius von Caesarea, Vita Constantini 1, 28.<br />

II Die Kupfermünzen haben die Version bz:tmwa:bmsql, in der der Buchstabe Tawe auf<br />

Grund seiner Kreuzform auch als Zeichen des Kreuzes verwendet wird: „Durch dieses +<br />

(Zeichen Kreuz = Kreuz) wirst du siegen, durch das Kreuz" (in Worten wiederholt, als<br />

ob sich der Gestalter der Münze nicht sicher sein konnte, daß seine piktographische<br />

Botschaft in Doppelfunktion eines Zeichens verstanden würde); was vorliegt, ist also eine<br />

Verschlüsselung, auf die dann die Auflösung des Texträtsels folgt. Die Doppelung der<br />

Präposition b (bä-ze bä-mäsqäl) ergibt sich aus der Akzentuierung durch das nachgesetzte<br />

mäsqäl. Die Goldmünze hat dagegen die glatte äthiopische Formulierung:<br />

bz:msql:tmwa = durch dieses Kreuz wirst du siegen. Die Übersetzung bei Munro-Hay<br />

(o. Anm. 2), S. 162 ff. by this cross he will conquer (in seinem Artikel S. 276: he shall<br />

conquer, in der Erstauflage des Buches S. 94: he has conquered) ist übrigens falsch<br />

(Kropp).<br />

82 LRBC II, 1163 ff. (Siscia) und 1586 ff. (Sirmium).

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