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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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86 Wolfgang Hahn<br />

erst zu klären war, mitentscheidend ist; die besondere Art der Lochung<br />

ist dafür ebenfalls ein gutes Indiz, weil diese für spätantike Goldmünzen<br />

im Indienhandel typisch zu sein scheint.'<br />

Auch war der König schon bisher durch andere Münzen bezeugt, allerdings<br />

nur durch sein relativ häufiges Kupfer (Abb. 2); auf die Problematik<br />

der Silbermünzen wird noch kurz einzugehen sein. Im altäthiopischen,<br />

unvokalisierten Geez lautet der Königsname Mhdys. Diese Verwendung<br />

des heimischen Idioms ist in der älteren Münzperiode die zweite,<br />

isolierte Ausnahme, da sonst durchwegs das Griechische vorherrscht.<br />

Der Zeitansatz des Königs Mhdys ließ sich früher nur sehr vage abschätzen,<br />

insofern als er ins — überhaupt nebulose — 5. Jahrhundert gelegt<br />

wurde. Dabei ist der Revers-Legende und dem hier erstmals auftretenden<br />

vergoldeten Zentralpunkt des Kreuzes im Clipeus zu wenig Gewicht beigemessen<br />

worden. Die partielle Vergoldung,6 eine Eigenheit der axumitischen<br />

Numismatik und in der antiken Münzgeschichte einzigartig, war<br />

zuerst im frühen 4. Jahrhundert auf Silbermünzen aufgekommen, um die<br />

imago clipeata des Königs in ein sakrales (Sonnen-)Licht zu stellen;? in<br />

102, 1994, 166) es — analog zu den neuzeitlichen Münzen — als Wark = Gold(stück) zu benennen,<br />

ist wenig ansprechend, weil damit die Wert- bzw. Gewichtsstufe nicht spezifiziert<br />

wird. Diese war im Rauhgewicht nach dem römischen 9 Karatstück eh Solidus, also<br />

1,69g) ausgerichtet, was nach der semitischen Getreiderechnung 12 gin-tur (= 36 Körner)<br />

entsprach.<br />

5<br />

Vgl. Num. Circ. 103, 1995, 92.<br />

6<br />

Die neuesten Untersuchungen über die Teilvergoldung, die von F. & G. Russo, Sugli intarsi<br />

in oro nella monetazione aksumita, Boll. di Numismatica 13, 1989, 144-160 mit einem<br />

Elektronenrastermikroskop durchgeführt worden sind, sollen nach der Auswertung<br />

durch die Autoren die Anwendung von zwei unterschiedlichen Verfahren der Vergoldung<br />

nachweisen lassen, nämlich für die älteren Münzen eine mitgeprägte Auflage von Goldplättchen<br />

und erst später eine Feuervergoldung. Davon angeregt, habe ich Kontrolluntersuchungen,<br />

ebenfalls mit einem Elektronenrastermikroskop initiiert, die diese Theorie<br />

nicht bestätigt haben, sondern die Feuervergoldung als das von Anfang an verwendete<br />

Verfahren nachzuweisen scheinen. Zur Klärung dieser Frage wären Reihenuntersuchungen<br />

in größerem Umfang erforderlich.<br />

7<br />

Zum Herrscherbild auf der goldenen imago clipeata s. J. Bolten, Die imago clipeata. Ein<br />

Beitrag zur Portrait- und Typengeschichte, Paderborn 1937, 16 f. und Reallexikon zur<br />

byzant. Kunst 3, Stuttgart 1978, 353-390 (M. Lechner). In der römischen Münzprägung<br />

geht diese Tradition auf Augustus zurück (RIC 12, 356). Zur Verbindung mit dem Sol-<br />

Kult vgl. den (im übrigen aber den Schild in der Hand des Kaisers betreffenden) Aufsatz<br />

von P. Bastien, Clipeus et buste monetaire des empereurs romains, QT 10, 1981, 351 ff.<br />

Zur Entwicklung in Axum s. W. Hahn, Die religionsgeschichtliche Aussage der axumitischen<br />

Münzen — Vom sabäischen Pantheon zur christlichen Trinität und zur Herrschaft<br />

des Kreuzes, in: Münzen, Naturalgeld und Banknoten in Äthiopien von der Antike bis<br />

zur Gegenwart, Begleitheft zur Sonderausstellung des Geldmuseums der Österr. Nationalbank,<br />

Wien <strong>1996</strong>, zu Abb. 5.

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