1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
FEL TEMP REPARATIO 83<br />
mit längerem Haar als auch bärtig dargestellt wurden.31 Es ist durchaus<br />
denkbar, daß der Stempelschneider, als er den Auftrag bekam, für diese<br />
Münzrückseite einen Franken darzustellen, sich einen Goten vorstellte,<br />
da er Franken aus eigener Anschauung nicht kannte.<br />
Auf den Trierer Maiorinae ist ferner eindeutig zu erkennen, daß der<br />
Barbar nicht gefesselt ist, die hier gezeigte Armhaltung läßt keine Fesselung<br />
möglich erscheinen (bes. Abb. 8 u. 11). Ganz im Gegenteil: Auf einigen<br />
Stempeln erweist der Barbar dem Kaiser sogar seine Referenz, indem<br />
er die Hand vor sein Gesicht hebt (Abb. 8-10). Bei dieser Geste<br />
handelt es sich um einen Verehrungsgestus, welcher schon im alten<br />
Orient geübt wurde und speziell im persischen Hofzeremoniell (Abb. 14<br />
u. 15) nachweisbar ist.32<br />
Am römischen Hof hatten sich schon seit längerer Zeit Elemente des<br />
persischen Rituals eingebürgert," Diokletian institutionalisierte schließlich<br />
das persische Hofzeremoniell; er trug ein gold- und edelsteinbesticktes<br />
Seidengewand und mit Edelsteinen geschmückte Schuhe und führte<br />
die Proskynese vor dem Kaiser sowie die Anrede „dominus et deus"<br />
ein.34<br />
Auch wird das Abführen von Gefangenen durch den Kaiser in der<br />
Münzpropaganda stets brutalisiert dargestellt: Der Besiegte wird entweder<br />
an den Haaren (Abb. 7) oder aber am Bart weggeschleppt." Diesem<br />
Topos entspricht die Darstellung des Kaisers und des Barbaren auf den<br />
FTR-Maiorinae aber keineswegs. Hier kommen zweierlei Darstellungsweisen<br />
vor: entweder greift der Kaiser des Barbaren Hand (Abb. 11-13),<br />
was die besten Parallelen findet z. B. in der Art der Darstellung des Aeneas,<br />
welcher seinen Sohn Ascanius auf der Flucht aus dem brennenden<br />
Troia mit sich führt36 (Abb. 16). Die zweite Darstellungsform zeigt den<br />
Barbaren in der oben beschriebenen Haltung.<br />
Die schriftlichen Quellen scheinen ebenfalls eher die Kraftsche Auffassung<br />
zu bestätigen. Mehrfach wird bezeugt, daß Constans im Jahre 341<br />
31 Vgl. die Gotendarstellungen auf den Medaillons in: A. Alföldi, Die Donaubrücke Konstantins<br />
des Großen und verwandte historische Darstellungen auf spätrömischen Münzen,<br />
ZfN 36, 1926, 161-174 u. Taf. 11.<br />
32 Vgl. G. Walser, Persepolis: die Königspfalz des Darius, Tübingen 1980, Abb. 40, 43 u.<br />
47.<br />
33 Hierzu besonders A. Alföldi, Die Ausgestaltung des monarchischen Zeremoniells am<br />
römischen Kaiserhof, 1934 (= Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreiche,<br />
Darmstadt 1970).<br />
34 Amm. XV 5, 18; Aur. Vict. 39, 2-4; Hieron. thron. zu 296; Eutr. IX 26.<br />
35 Eine gute Zusammenstellung von Rückseiten mit diesem Thema bietet Weiser (o. Anm.<br />
17), Abb. 6-13.<br />
36 Auch hier bietet Weiser eine anschauliche Zusammenstellung (Abb. 16-19).