1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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82 Winfried Thoma<br />
z.B. darauf hin, daß jede Münzstätte eine andere Baumform darstellte,23<br />
unter der die Hütte steht. Auf der von Weiser herangezogenen antiochener<br />
Maiorina entspricht der Baum zwar der von Bruck für Antiochia als<br />
typisch beschriebenen Form; ob es sich jedoch hier um eine westliche<br />
Baumgattung handeln muß, wie Weiser annehmen möchte, ist unklar. In<br />
den westlichen Prägestätten jedenfalls stellte man diesen Baum völlig anders<br />
dar. 24<br />
Was läßt sich nun zur Darstellung des Barbaren sagen? Unstrittig ist,<br />
daß die Stempelschneider versuchten, die Gegner Roms auf ihren Darstellungen<br />
durch charakteristische Merkmale kenntlich zu machen. So werden<br />
Alamannen stets mit Suebenknoten dargestellt (Abb. 6). Auf gut erhaltenen<br />
Stücken ist dies deutlich zu erkennen; schlechter erhaltene<br />
Exemplare führten in der Literatur schon oft zu der Fehlinterpretation<br />
als „phrygische Mütze".<br />
Die übliche Darstellung eines Franken hingegen ist mit ringsherum<br />
kurzem Haar und immer bartlos.25 Der kurze Haarschnitt des freien fränkischen<br />
Kriegers ist sowohl literarisch26 als auch bildlich27 (Abb. 7) belegt.<br />
Es war ausschließlich den männlichen Angehörigen der königlichen<br />
Sippe vorbehalten, das Haar lang zu tragen,28 die einzige Ausnahme bildeten<br />
minderjährige Knaben unter 12 Jahren.29<br />
Auf den Darstellungen der Münzstätte Trier, welche den hier besprochenen<br />
Ereignissen räumlich die nächste war, wird der Franke auch stets<br />
mit kurzem Haar dargestellt (Abb. 8-13). Hier waren Franken ein nicht<br />
ungewöhnlicher Anblick, ihre Darstellung daher kein Problem.<br />
Der Barbar, welcher auf der antiochener Bronze aus der Hütte (ab)geführt<br />
wird, trägt einen Bart, was aufgrund der guten Erhaltung dieser<br />
Münze klar erkennbar ist. Des weiteren scheint er das Haar länger zu tragen,<br />
wie auch Weiser richtig bemerkt hat;3° insgesamt ist diese Barbarendarstellung<br />
eher der Darstellung der Goten vergleichbar, welche sowohl<br />
23 G. Bruck, Die spätrömische Kupferprägung, Graz 1961, 13.<br />
24 Vgl. Bruck a. a. 0.<br />
25 M.R. Alföldi, Die constantinische Goldprägung in Trier, JNG 9, 1958, 99-138, Taf. IV—<br />
XI. Anm. 40.<br />
26 Agath. I 3; Sidon. carm. V 238-240; Pact. leg. Sal. 24, 2 läßt darauf schließen, daß Knaben<br />
im Alter von 12 Jahren zum Zeichen ihrer Wehrbarkeit das Haar geschoren bekamen.<br />
27 Hier ist besonders an die Münzporträts der beiden Franken Magnentius und Decentius<br />
zu denken.<br />
28 Agath. I, 3.<br />
29 Siehe Pact. leg. Sal. 24.<br />
30 Weiser (o. Anm. 17) 163.