1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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78 Winfried Thoma<br />
Bildprogramm der FTR-Münzen sich auf wirkliche Taten der beiden Kaiser<br />
beziehen muß.<br />
Schon 1933 versuchte der britische Numismatiker Harold Mattingly, eine<br />
Erklärung der Darstellungen sowie eine chronologische Einordnung<br />
der FTR—Serie zu geben.'<br />
Zwar bezog er die Bildprogramme, anders als Kraft, nicht auf tatsächliche<br />
Begebenheiten. Sein Vorschlag, den Prägebeginn der Serie mit der<br />
1100-Jahrfeier der Stadt Rom im Jahre 348 zusammenzulegen, fand jedoch<br />
sowohl bei Kraft als auch bei späteren Bearbeitern der Materie Akzeptanz.'<br />
Ausgehend also von der Datierung der Münzgruppe in die Zeit ab 348<br />
und in der Überzeugung, daß die vier Rückseitendarstellungen als kaiserliche<br />
Propaganda zu verstehen sind und somit einen Bezug zu Ereignissen<br />
haben müssen, welche in den Jahren zuvor stattgefunden hatten, legte<br />
Kraft dar, daß die beiden überwiegend für Constantius II. geprägten<br />
Rückseiten „Gefangene" und „Reitersturz" zwei militärische Ereignisse<br />
in der östlichen Reichshälfte reflektieren werden. Da der gestürzte Reiter<br />
aufgrund seiner Kleidung eindeutig als sasanidischer Würdenträger ausgewiesen<br />
wird — wie Kraft glaubhaft macht, handelt es sich sogar um den<br />
sasanidischen Thronfolger8 —, kann es sich hier nur um den Sieg des Constantius<br />
über das sasanidische Heer im Jahre 344 in der Schlacht bei Singara<br />
handeln. Im Verlaufe dieser Schlacht geriet der sasanidische Thronfolger<br />
in römische Gefangenschaft, wurde aber nicht dem Kaiser übergeben,<br />
sondern von den Soldaten erschlagen. Die Darstellung „Gefangene"<br />
hingegen ist zu allgemein gehalten, um sie einer bestimmten Großtat des<br />
Kaisers zuweisen zu können. Kraft schlug vor, am ehesten den Krieg von<br />
343, welcher mit der Zwangsumsiedlung der Bevölkerung aus der Adiabene<br />
nach Thrakien endete, in dieser Darstellung zu sehen.9<br />
Den Typ „Hütte" brachte Kraft mit der Ansiedelung der Franken in der<br />
Toxandrial° in Verbindung. Bis dahin wurde aufgrund einer Stelle bei<br />
Ammianus Marcellinus11 überwiegend angenommen, daß diese Ansiedelung<br />
erst unter Julian im Winter 357/58 stattgefunden habe.<br />
5 Harold Mattingly, Fel. Temp. Reparatio, NC 1933, 182-202.<br />
6 RIC VIII 34 ff. und passim; LRBC passim.<br />
Kraft (o. Anm. 1) 156 ff.<br />
8 Kraft 159.<br />
9 Kraft 182.<br />
lt Die Toxandria wird etwa im Norden von der Maas, im Süden von Dijle und Demer, im<br />
Osten von der Peel und im Westen von der Schelde begrenzt.<br />
11 Amm. XVII 8, 3-4.