1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

72 Margret Karola Nolle
Wie ich in meiner Untersuchung deutlich gemacht habe, überwiegt die
traditionelle Ikonographie des Nebeneinanders der Repräsentanten beider
Homonoia-Partner, die in der Homonoia-Prägung der übrigen kleinasiatischen
Städte die Regel ist, auch bei den Typen der Homonoia-Emission
von Ephesos auf die Feier seiner Eintracht mit Alexandreia. Auffällig bei
dieser Emission ist jedoch die sonst bei Homonoia-Prägungen nicht wieder
auftretende Verschmelzung des Bildrepertoires beider Städte, das zum
einen in der alleinigen Repräsentanz von gemeinsam verehrten Göttern,
zum anderen in der Darstellung der gemeinsamen Tyche bzw. Nike Gestalt
annimmt. Hier wird einem engen, vielleicht sogar innigem Miteinander,
das aus einer gemeinschaftlichen Anstrengung für Rom resultiert,
bildlicher Ausdruck verliehen. Die Homonoia-Emission der Stadt Ephesos
bringt, unter Berücksichtigung der geschilderten historischen Gegebenheiten,
die gemeinsame Verantwortlichkeit beider Homonoia-Partner
für das Reich zum Ausdruck und erinnert an eine daraus resultierende
Zusammenarbeit der beiden Metropolen des Ostens. Die große ephesische
Homonoia-Emission in den ersten Jahren Gordians III. ist somit
auch ein Indiz für die Fortschritte des Reichsbewußtseins der Städte.73
73 Vgl. dazu z. B. die Diskussion bei D. Nörr, Imperium und Polis in der hohen Prinzipatszeit,
München 21969, 115-123.