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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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Homonoia von Ephesos und Alexandreia 71<br />

des Procurators und Leibarztes von Kaiser Trajan, weist diesen als Priester<br />

der Dioskuren, ferner des Gaius und Lucius Caesar, also der Enkel<br />

des Augustus, und des Königs Alexander aus. Sie belegt, daß der Kult<br />

Alexanders in Ephesos noch im 2. Jh. n. Chr. gepflegt wurde.69<br />

7. Flußgötter und gelagerte Tyche<br />

Auf einem Exemplar in Berlin (Kat. 14) sind die beiden gelagerten<br />

Flußgötter Ka'rstros auf der linken Seite mit einer Statuette der Artemis<br />

Ephesia, und Nil, auf der rechten Seite mit einer Statuette des Sarapis, als<br />

Vertreter ihrer Städte dargestellt.7° Der K#stros hatte für Ephesos dem<br />

Mythos nach eine große Bedeutung; der Flußgott galt als Sohn der Penthesileia<br />

und als Vater des Stadtgründers Ephesos.7' In Zusammenhang<br />

mit der Homonoia sind die Flußgötter Ausdruck einer weiteren Gemeinsamkeit<br />

von Ephesos und Alexandreia: Beide lagen an großen Strömen<br />

mit fruchtbaren Alluvialböden.72 Das Füllhorn im linken Arm des Nils<br />

symbolisiert die Fruchtbarkeit, die er mit seinen Wassern garantiert.<br />

Die gelagerte Tyche (Kat. 4 und 5) kommt in ihrer Darstellung der Ikonographie<br />

der Flußgötter sehr nahe. Man könnte das Münzbild so interpretieren,<br />

daß die Göttin in der fruchtbaren Schwemmlandebene des<br />

Ka.rstros oder des Nil lagert, wobei das Füllhorn in ihrem linken Arm<br />

auf den Getreidereichtum beider Regionen hindeutet. Auf dem Wiener<br />

Exemplar (Kat. 5) trägt sie eine Statuette der Artemis Ephesia auf ihrer<br />

rechten Hand. Mit großer Wahrscheinlichkeit gab es ein auf Alexandreia<br />

bezogenes Gegenstück mit einer Statuette des Sarapis. Die Darstellung<br />

bezieht sich auf die ,gemeinsamen Lebensumstände' der beiden Partnerstädte,<br />

worauf auch die Legende TVXH AACEANAPEQN CEDECIQN<br />

auf dem Pariser Stück (Kat. 4) hinweist. Neben diesen geographischen<br />

Anspielungen hat das Bild der gelagerten Tyche mit Füllhorn aber auch<br />

eine programmatische Aussage: Beide Städte sind aufgrund ihrer bevorzugten<br />

Lage imstande, das römische Heer mit Getreide zu versorgen<br />

bzw. im aktuellen Fall sich gegenseitig auszuhelfen.<br />

69 H. Engelmann — D. Knibbe — R. Merkelbach, Die Inschriften von Ephesos 3 (IK 13),<br />

Bonn 1980, 118f. Nr. 719.<br />

70 Zur Ikonographie der gelagerten Flußgötter als Vertreter der Städte in der römischen<br />

Kaiserzeit siehe Dinkler — von Schubert, RAC 8, 1972, s.v. Fluß II, 73ff; C. Weiss,<br />

LIMC 4, 1988, s.v. Fluvii, 139ff.<br />

71 Eustathios in seinem Iliaskommentar (M. van der Valk, Eustathii Commentarii ad Homeri<br />

Iliadem pertinentes 1, Leiden 1971, 387ff. Nr. 254f.); Pausanias VII 2, 7.<br />

72 Schon Nearchos, der Admiral Alexanders, verglich die Schwemmlandebenen der ionischen<br />

Ströme Hermos, Kastros und Mäander mit dem Schwemmland-Delta des Nils,<br />

(zitiert von Strabon XV 16 [C 691]).

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