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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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70 Margret Karola Nolle<br />

Androklos hin, der Peltenschild bezieht sich auf die Anwesenheit der<br />

Amazonen in Ephesos; Penthesilea war dem Mythos nach die Großmutter<br />

des anderen, eponymen Stadtgründers Ephesos. Die Szenerie ist wohl<br />

so zu erklären, daß Sarapis als Führer der alexandrinischen Festdelegation<br />

(er nimmt an Deck die Position ein, die für gewöhnlich dem Schiffseigner<br />

vorbehalten ist) mit dem Schiff nach Ephesos kommt und Artemis Ephesia<br />

im Hafen zu einer Rundfahrt einläd. Möglicherweise existierte ein Gegenstück,<br />

das eine ähnliche Szene im Hafen von Alexandreia darstellt.<br />

Für den antiken Menschen war die Verbindung von Sarapis und Isis als<br />

Beschützer der Seefahrt und der Annona geläufig; häufig werden beide<br />

Gottheiten zusammen auf einem Schiff dargestellt. Wenn nun in diesem<br />

maritimen Zusammenhang Artemis von Ephesos an die Stelle von Isis<br />

plaziert wird, so übernimmt sie selbstverständlich auch deren Funktionen<br />

und Qualitäten. Daß Artemis an Stelle von Isis treten kann, haben wir<br />

schon bei den Rückseiten mit der Darstellung der Doppelbüste Sarapis —<br />

Artemis Ephesia (Kat. 8) gesehen.67 In diesem Fall verlieren die dargestellten<br />

Götter ihre pure Repräsentanzfunktion, sie werden zu Göttern<br />

beider Städte.<br />

6. Alexander und Androklos als Heroes Ktistai<br />

Auf einer Münze aus der ehemaligen Sammlung Fontana sehen wir die<br />

Gründungsheroen der Städte Ephesos und Alexandreia, Androklos und<br />

Alexander, die sich über einem kleinen Rundaltar mit lodernder Flamme<br />

die Hände reichen (Kat. 15). Androklos, der Sohn des attischen Königs<br />

Kodros, nimmt als xtiatic von Ephesos die ehrenvollere linke Seite ein.<br />

Wie die alexandrinischen Götter wurde auch Alexander in Ephesos verehrt.<br />

Der Kult war wohl schon zu Lebzeiten des Makedonenkönigs —<br />

wahrscheinlich 334 v. Chr. — eingerichtet worden" und wurde bis in die<br />

Kaiserzeit fortgeführt. Eine Inschrift zu Ehren des T. Statilius Kriton,<br />

67 Interessant ist eine Beobachtung, die R. Merkelbach, Roman und Mysterium in der Antike,<br />

München / Berlin 1962, 92, zum Isisroman des Xenophon von Ephesos gemacht<br />

hat; er glaubt, zeigen zu können, daß in diesem Roman Artemis geradezu als Deckname<br />

für Isis gebraucht wird; ebenso ders., Isis regina — Zeus Sarapis. Die griechisch-ägyptische<br />

Religion nach den Quellen dargestellt, Stuttgart / Leipzig 1995, 348.<br />

68 Vgl. dazu die Diskussion bei Ch. Habicht, Gottmenschtum und griechische Städte,<br />

München 21970, 18f., ferner D. Kienast, Zu Alexander dem Großen, in: Festschrift G.<br />

Wirth, Amsterdam 1988, 321, der auf das Bildnis des Alexander Keraunophoros eingeht,<br />

das Apelles gemalt hatte und im Tempel der Artemis aufgestellt wurde; ferner ders., Augustus<br />

und Alexander, Gymnasium 76, 1969, 455 Anm. 83; allgemein zum Heroenkult<br />

von Alexander und Androklos in Ephesos vgl. R.E. Oster, Ephesus as a Religious Center<br />

under the Principate, I. Paganism before Constantine, in: ANRW II. 18,3, Berlin /<br />

New York 1990, 1682ff.

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