20.11.2013 Aufrufe

1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Homonoia von Ephesos und Alexandreia 69<br />

wurde ihre Funktion als Schutzherrin und Helferin der Seeleute erst in<br />

römischer Zeit besonders herausgestellt.61 Alljährlich im März fand zur<br />

Eröffnung der Schiffahrtsaison in vielen Hafenstädten des mittelmeerischen<br />

Raumes ein Fest (7tkoiougata) zu Ehren der Isis statt, von dem<br />

Apuleius in seinen Metamorphosen eine Beschreibung liefert.62 Auch Sarapis<br />

gewann wie Isis in der römischen Kaiserzeit die Funktion eines<br />

Schützers der Seefahrt.63 Um die Mitte des 2. Jhs. war seine Verehrung<br />

unter diesem Aspekt so verbreitet, daß Aelius Aristides schreiben konnte:<br />

„Im Meere ist der Gott mächtig und Lastschiffe und Trieren werden unter<br />

seinem Schutz gelenkt."64 Wie Isis wurde Sarapis damit zum Gott der<br />

Anonna, d. h. der Getreideversorgung, schlechthin.65 Er war nämlich<br />

nicht nur der Gott, der das Getreide aus der Erde sprießen ließ (auf diese<br />

Funktion weist auch der Modius auf seinem Kopf hin), er wachte auch<br />

über den Getreidetransport, dessen reibungsloser Ablauf die Voraussetzung<br />

für eine gute Versorgung war. Sarapis stellt sich damit nicht nur als<br />

Repräsentant Alexandreias dar, sondern er ist zugleich auch zu dem Gott<br />

geworden, der die Homonoia-Verbindung zwischen Alexandreia und<br />

Ephesos schützt.<br />

Einen Bezug zur Seefahrt haben auch die Rückseiten-Bilder, die Sarapis<br />

und Artemis Ephesia zusammen auf einem Schiff fahrend zeigen (Kat. 10<br />

und 19). Besonders ausführlich ist eine solche gemeinsame Fahrt im<br />

Stadthafen von Ephesos66 auf dem Medaillon in Paris (Kat. 19) abgebildet:<br />

Auf dem nach links fahrenden Schiff sehen wir am Bug Artemis<br />

Ephesia, am Heck Sarapis stehen. Da das großflächige Rahsegel mit<br />

rechteckigem Querschnitt weithin sichtbar bis zur Mastspitze hochgezogen<br />

ist und die Köpfe der Ruderer über dem Schanzkleid herausragen,<br />

wird es sich hier nicht um ein Kriegs-, sondern um ein Versorgungsschiff<br />

handeln. Mit solchen Schiffen wurde der Getreideaustausch zwischen den<br />

beiden Homonoia-Partnern vermutlich bewerkstelligt. Am oberen Rand<br />

der Münze sind die Hafengebäude im Halbrund angeordnet, in der Mitte<br />

erkennt man einen stilisierten Tempel. Der nach rechts auf einen Peltenschild<br />

zulaufende Eber zeigt, daß es sich um den Hafen der Stadt Ephesos<br />

handelt: Der Eber weist auf die Gründung der Stadt durch den Heros<br />

61 Alföldi, a.O. (Anm. 59), 76ff.<br />

62 Apuleius, Met. XI 15ff. bes. XI 16-17.<br />

63 L. Vidmann, Isis und Sarapis bei den Griechen und Römern, Berlin 1970, 122.<br />

64 So Aelius Aristides in seinem Hymnus auf Sarapis (45, 23 K.): elJaa xai, ev OcOtarrn<br />

!üyag oirtog ö Oeög — xcd, 6XxithEg xcd, tQtrimeig 17/7t6 tOirrip X'UßEQVCOVTUL.<br />

65 Alföldi, a.O. (Anm. 59), 53ff.; Hornbostel, a.O. (Anm. 55), 153ff.<br />

66 Zur Anlage des Stadthafens von Ephesos im 2. Jh. siehe K. Lehmann-Hartleben, Die antiken<br />

Hafenanlagen des Mittelmeeres, Klio Beih. 14, 1963, 202ff.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!