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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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68 Margret Karola Nolle<br />

sche Stempelschneider Sarapis thronend dar, gibt ihm aber statt der sonst<br />

üblichen Patera eine Statuette der Artemis Ephesia in seine Rechte."<br />

Besonders auffällig hervorgehoben werden die religiösen Gemeinsamkeiten<br />

auf jenen großen Nominalen, die Artemis Ephesia in der Mitte des<br />

Münzbildes stehend zeigen, rechts und links flankiert von Sarapis und<br />

Isis (Kat. 13), und auf der Münze in Winterthur (Kat. 16), wo die Kultbilder<br />

von Artemis und Sarapis in ihren Tempeln abgebildet sind. Die Legende<br />

lautet AIA OMONOIA; sie war für die Zeitgenossen wahrscheinlich<br />

leicht verständlich, für uns jedoch bleibt diese Aufschrift mehrdeutig<br />

und ist nicht mit letzter Sicherheit zu erklären, zumal sie in den Homonia-Prägungen<br />

der kleinasiatischen Städte sonst nicht wieder auftritt. Sollen<br />

wir bia op,ovoia(g) lesen und annehmen, daß die Münze mittels der<br />

Homonoia, also mit Geld aus dem Festetat, geprägt wurde? Oder ist etwa<br />

out öjlovoia(v) gemeint und bedeutet, daß dieser Münztyp aus Anlaß<br />

des Homonia-Festes emittiert wurde? Als dritte Möglichkeit bietet sich<br />

an, wenn wir keinen Buchstaben hinzufügen wollen, ola 6ithvoia als Akklamation<br />

zu verstehen. Es handelte sich dann um einen Ausruf, der<br />

wahrscheinlich oft während der Festtage in Ephesos erschollen ist:<br />

„Himmlische Homonoia"."<br />

5. Sarapis, Isis und Artemis Ephesia<br />

als Schützer der Seefahrt und der Annona<br />

Auf zahlreichen Rückseiten-Stempeln ist Isis neben dem stilisierten<br />

Leuchtturm von Pharos abgebildet, wie sie mit beiden Händen ein geblähtes<br />

Segel hält (Kat. 6) — jenes Segel, das Isis dem Mythos nach erfunden<br />

hat." Während Isis schon immer eine Beziehung zur Nilfahrt hatte,6°<br />

57<br />

Hornbostel, a.O. (Anm. 55), 318, zum Kultbild des thronenden Sarapis 72f. Taf. 56 Abb.<br />

108.<br />

58<br />

Zur Bedeutung der Akklamationen in der römischen Kaiserzeit vgl. etwa E. Peterson,<br />

EIE 0E0E. Epigraphische, formgeschichtliche und religionsgeschichtliche Untersuchungen,<br />

Göttingen 1926; J. Colin, Les villes libres de l'Orient greco-romain et l'envoi<br />

au supplice par acclamations populaires, Bruxelles 1965; A. Lippold, Kommentar zur<br />

Vita Maximini duo der Historia Augusta, Bonn 1991, 102ff. Zu ihrem Vorkommen auf<br />

Münzen B. Pick, Zur Epigraphik der griechischen Kaisermünzen, JIAN 1, 1898, 451-<br />

463; P. Weiss, Auxe Perge. Beobachtungen zu einem bemerkenswerten städtischen Dokument<br />

des späten 3. Jahrhunderts n.Chr., Chiron 21, 1991, 356 Anm. 10. Eine neuere<br />

Studie zu diesem Phänomen wird von J. Nolle vorbereitet.<br />

59<br />

Zu Isis Pharia und Isis Pelagia: A. Alföldi, Die alexandrinischen Götter Götter und die<br />

Vota publica am Jahresbeginn, JbAC 8/9, 1965/66, 64f.; zur Erfindung des Segels vgl. P.<br />

Naster, Isis Pharia sur les monnaies imperiales d'Alexandrie, BSFN 23, 1968, 238-240 (=<br />

ders., P. Naster, Scripta Nummaria. Contributions ä la methodologie numismatique,<br />

Louvain-la-Neuve 1983, 124f.).<br />

6° Hölbl, a.O. (Anm. 49), 74f.

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