1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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Homonoia von Ephesos und Alexandreia 67<br />
fremden Götter in Ephesos setzte sich in der Kaiserzeit fort; als Beispiel<br />
seien kultisch verwendete Lampen dieser Zeit mit Darstellungen ägyptischer<br />
Gottheiten genannt.52 Auch zwei Tempel in Ephesos werden Gottheiten<br />
Ägyptens zugewiesen: der eine auf der nördlichen Seite des Bülbül<br />
Dag, westlich der Agora, der in die Zeit der Antonine datiert wird, der<br />
andere auf dem Staatsmarkt von Ephesos, der in der zweiten Hälfte des<br />
1. Jhs. v. Chr. errichtet und später renoviert wurde.53 Man darf wohl sagen,<br />
daß im 3. Jh. n. Chr., als unter Gordian III. die Festprägung auf die<br />
ephesisch-alexandrinische Homonoia ausgegeben wurde, die ägyptischen<br />
Götter auch Götter von Ephesos geworden waren. Diese Tatsache kommt<br />
auch auf den Münzbildern zum Ausdruck: Ephesos prägte nämlich Münzen,<br />
auf denen ägyptische Gottheiten (Sarapis in der Gestalt des Apisstiers,54<br />
Harpokrates mit Anubis und Isis Pharia) allein dargestellt sind.<br />
Das ist einerseits als Reverenz für den Homonoia-Partner Alexandreia<br />
aufzufassen, andererseits läßt es aber auch den Schluß zu, daß diese Götter<br />
Ägyptens als eigene angesehen wurden.<br />
Auf einem weiteren Typus sind die Büsten von Sarapis und Artemis<br />
hintereinandergestaffelt (sog. ,capita iugata`) abgebildet. Diese Darstellungsweise<br />
ist typisch für das Land am Nil und besonders geläufig für<br />
Sarapis und Isis." Durch die Variante, bei der Artemis auf der ephesischen<br />
Münze an Stelle der Isis tritt, wird die Verschmelzung beider Metropolen<br />
geradezu propagiert.<br />
Wir sehen die beiden Hauptrepräsentanten von Ephesos und Alexandreia,<br />
Artemis Ephesia oder Artemis als Jägerin neben dem stehenden<br />
(Kat. 9 und 11) oder thronenden Sarapis (Kat. 18) einträchtig die Homonoia<br />
feiern, wobei Artemis grundsätzlich die ehrenvollere linke Seite der<br />
Münze einnimmt." Statt Sarapis steht auf einem Stück in Paris (Kat. 12)<br />
Isis auf der rechten Seite. Auf einem Berliner Exemplar stellt der ephesi-<br />
52 H.B. Walters, Catalogue of Greek and Roman Lamps in the British Museum, London<br />
1914, Nr. 860; Hölbl, a.O. (Anm. 49), 67ff.<br />
53 Zur Diskussion siehe R. Salditt-Trappmann, Tempel der ägyptischen Götter in Griechenland<br />
und an der Westküste Kleinasiens (EPRO 15), Leiden 1970, 27ff.; G.J.F. Kater-Sibbes,<br />
Preliminary Catalogue of Sarapis Monuments, (EPRO 36), Leiden 1973, 68f.;<br />
Hölbl, a.O. (Anm. 49), 33ff.; W. Alzinger, RE Suppl. 12, 1970, s.v. Ephesos, 1601 und<br />
1652ff.; E. Fossel, Zum Tempel auf dem Staatsmarkt in Ephesos, JOAI 50, 1972-75,<br />
212ff.; gegen die Zuschreibung des Tempels am Bülbül Dag sprechen sich R.A. Wild,<br />
The Known Isis-Sarapis Sanctuaries of the Roman Period, in ANRW II 17,4, Berlin /<br />
New York 1984, 1775f. und Hölbl, a.O. (Anm. 49), 27ff. aus.<br />
54 Der Apisstier ist die Tiergestalt des Sarapis.<br />
55 W. Hornbostel, Sarapis (EPRO 32), Leiden 1973, 146f. und 157; zur Herkunft der ,capita<br />
iugata` aus Ägypten vgl. etwa H. Möbius, Zweck und Typen der römischen Kaiserkameen,<br />
in: ANRW II 12, 3, Berlin / New York 1985, 56ff.<br />
56 Vgl. dazu M. und J. Nolle, a.O. (Anm. 1).