1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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66 Margret Karola Nolle<br />
rantin, die die Versorgung der Truppen garantierte. Ähnlich wie damals<br />
waren die beiden großen Handelsstädte auch während des Konfliktes von<br />
239/40 an der Ostfront unter Gordian III. außerordentlichen wirtschaftlichen<br />
Belastungen ausgesetzt. Die Feier ihrer Homonoia ist Ausdruck der<br />
Verbundenheit, durch welche die Krise gemeinsam überwunden wurde.<br />
Nachdem der historische Rahmen der Homonoia deutlich geworden ist,<br />
stellt sich die Frage, wie die Gemeinsamkeit der beiden Metropolen des<br />
Ostens auf den Gedenkmünzen ihren bildlichen Ausdruck fand.<br />
Zunächst ist festzustellen, daß mit dieser Homonoia-Prägung ein weiter<br />
Kreis der Bevölkerung angesprochen werden sollte: Übliche und gängige<br />
Nominale mit vielen Rückseitentypen wurden in großer Stückzahl ausgegeben.<br />
Das Medaillon (Kat. 19) bildet dabei eine Ausnahme; solche Münzen<br />
dürften besondere Geschenke für die Festgesandten beider Städte gewesen<br />
sein.<br />
Die Thematik der Rückseitendarstellungen zeigt deutlich, daß bei der<br />
Feier der Homonoia verschiedene Aspekte Berücksichtigung fanden: Religiöse,<br />
wirtschaftliche, geographische und politische. Im folgenden soll<br />
dargelegt werden, wie in diesen unterschiedlichen Bereichen die Eintracht<br />
beider Städte herausgestellt wurde.<br />
4. Die Gemeinsamkeit des Kults ägyptischer Götter<br />
Die Verehrung der ägyptischen Gottheiten Sarapis und Isis sowie ihrer<br />
oi)vvotot 0E01 in Ephesos ist literarisch, numismatisch, epigraphisch und<br />
archäologisch sehr gut bezeugt." Die Anfänge ihres Kultes werden aufgrund<br />
einer Inschrift in die erste Hälfte des 3. Jhs. v. Chr. datiert,49 als<br />
die Stadt unter den Befehl eines ptolemäischen Gouverneurs geriet.50 Bereits<br />
im 1. Jh. v. Chr. erfuhren die ägyptischen Gottheiten in Ephesos zunehmend<br />
öffentliche Anerkennung, nicht zuletzt durch den kommerziellen<br />
Austausch mit dem Handelspartner Alexandreia.51 Die Verehrung der<br />
48 D. Magie, Egyptian Deities in Asia Minor in Inscriptions and an Coins, AJA 57, 1953,<br />
163ff. bes. 178 und 184f.; R.E. Oster, Ephesus as a Religious Center under the Principate,<br />
I. Paganism before Constantine, in: ANRW II. 18,3, Berlin / New York 1990,<br />
1677ff. besonders Anm. 119, mit Auflistung der wichtigsten Literatur zum Thema; ein<br />
fragmentarisches Relief und eine Inschrift für Harpokrates führt R. Fleischer, Führer<br />
durch das Archäologische Museum in Selcuk-Ephesos, Wien 1973, 147ff. auf.<br />
49 G. Hölbl, Zeugnisse ägyptischer Religionsvorstellungen für Ephesos (EPRO 73), Leiden<br />
1978, 47 Nr. 3.<br />
" Das Jahr der Einsetzung dieses Gouverneurs und die Dauer seines Amtes sind nicht<br />
ganz geklärt, siehe ebenda 18 mit Anm. 13; ferner R.S. Bagnall, The Administration of<br />
the Ptolemaic Possessions Outside Egypt, Leiden 1976, 169ff.<br />
51 Vgl. die Kistophoren-Prägung der Jahre 88/87 v. Chr. mit Isiskopfschmuck, F.S. Kleiner,<br />
The Dated Cistophori of Ephesos, ANSMN 18, 1972, 26f. Nr. 47, 49 und 53; Hölbl,<br />
a.0. (Anm. 49), 69ff.