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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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64 Margret Karola Nolle<br />

den: Die Horrea Hadriani in den lykischen Häfen Patara und Andriake37<br />

dienten der kaiserlichen Getreideverwaltung als Lager zur Versorgung des<br />

Heeres und der Hauptstadt Rom. Die Vorstellung van Berchems,38 auch<br />

entlang der Küste Palästinas zwischen Neapolis-Alexandreia, wo der Weizen<br />

Ägyptens gelagert wurde, und Seleukeia Pieris die Existenz von Getreide-Nachschubbasen<br />

anzunehmen, erscheint daher plausibel. Die Versorgung<br />

der Truppen mit Getreide oblag den Militärkommandanten und<br />

wurde von diesen auf die Städte in den Provinzen verteilt und überwacht.39<br />

Nach dem Partherkrieg des Lucius Verus mußte die Stadt Ephesos<br />

die über den Seeweg aus Syrien zurückkehrenden Truppen für ein gutes<br />

Jahr lang verpflegen, wobei es dem Grammateus T. Flavius Damianos<br />

gelang, 201.200 Medimnen Getreide auf eigene Kosten heranzuschaffen.4°<br />

Zur Vorbereitungen dieser ersten militärischen Intervention Gordians<br />

III. an der Ostfront waren vermutlich große Mengen an Getreide bereitzustellen.<br />

Von einer solchen Versorgungsaktion wurden mit Sicherheit<br />

insbesondere die Provinzen Kleinasiens und Ägypten betroffen. Dabei ist<br />

es durchaus vorstellbar, daß Ephesos, wie schon unter Lucius Verus, einen<br />

großen Beitrag zur Truppenverpflegung zu leisten hatte und aus diesem<br />

Grunde eine Getreideknappheit in der Stadt entstand. Der Mangel an<br />

Getreide wurde möglicherweise durch Kornlieferungen aus Alexandreia<br />

ausgeglichen. Ein Austausch von Getreide zwischen Alexandreia und den<br />

Städten Kleinasiens in Notzeiten war nicht ungewöhnlich. M. Wörrle hat<br />

eine Reihe von Ausnahmefällen, in denen der Kaiser die Ausfuhr von Getreide<br />

aus seiner Provinz Ägypten nach Kleinasien genehmigte, zusammengestellt."<br />

Danach erteilte Hadrian im Jahre 129 eine Ausfuhrkonzession<br />

für ägyptisches Getreide, um eine in den Städten Ephesos und Tralleis<br />

herrschende Knappheit abzumildern. Weitere, nicht näher datierbare<br />

Kornlieferungen für Ephesos und Tralleis aus Ägypten sind bezeugt.<br />

37<br />

Andriake: J. Borchhardt, in: ders. (Hrsg.), Myra. Eine lykische Metropole in antiker<br />

und byzantinischer Zeit (IstForsch 30), Berlin 1975, 66ff., hier wurde Getreide gehortet,<br />

das aus der Hochebene der Kabalis, dem Gebiet um Elmah und dem Xanthos-Tal kam;<br />

Patara: 0. Benndorf — G. Niemann, Reisen im südwestlichen Kleinasien I: Reisen in Lykien<br />

und Karien, Wien 1884, 116; CIL III Suppl. 12, 129 und TAM II 397; vgl. dazu<br />

auch G. Rickman, Roman Granaries and Store Buildings, Cambridge 1971, 137ff.<br />

38 Van Berchem, a.O. (Anm. 30), 80.<br />

39 D. van Berchem, L'annone militaire dans l'empire Romain au Hie siecle, Memoires de<br />

la Societe Nationale des Antiquitaires de France, Serie 8, Tome 10, 1937, 181ff. und<br />

ders., L'annone militaire est-elle un mythe? in: Armees et fiscalite dans le monde antique,<br />

Colloques nationaux du Centre National de la Recherche Scientifique, Paris 14.-16.<br />

Okt. 1976, Paris 1977, 334f.<br />

40<br />

Keil, a.O. (Anm. 28), 161 Anm. 3.<br />

41<br />

M. Wörrle, Ägyptisches Getreide für Ephesos, Chiron 1, 1971, 325ff.

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