1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

Homonoia von Ephesos und Alexandreia 57
Vertreter der Städte waren vor allem die ersten Stadtgottheiten (gr. ElEoi
npoxa0EVnievoi, Jt °ktof) xot etc.),5 also jene Götter, deren gemeinsamer
Kult — zumindest in der Idee — alle Bürger zu einer Kult- und Festgemeinschaft
und damit auch zu einer Stadtgemeinschaft verband und die
deshalb für eine Stadt konstitutiv wie auch repräsentativ waren. Wir besitzen
Hinweise darauf, daß die städtischen Festgesandtschaften die Büsten
ihrer Stadtgötter vor sich hertrugen und sie als Anführer ihrer Delegation
betrachteten.6 Im Falle von Ephesos und Alexandreia handelt es
sich um Artemis Ephesia und Sarapis.7 Daneben konnten auch die personifizierte
Stadt (meist als rüxri HöXew; bezeichnet) und Gründerheroen
(mythische oder historische Gestalten) — zumeist wurden beide
Gruppen kultisch verehrt — städtische Identität ausdrücken, außerdem besonders
signifikante Gestalten der städtischen Mythentradition und immer
wieder Flußgötter, da Flüsse offensichtlich als Lebensgrundlage einer
Stadt begriffen wurden.'
Im folgenden gebe ich einen Überblick über die Repräsentanten von
Alexandreia und Ephesos auf den Münzbildern der ephesischen Homonoiaprägung:
Die Repräsentanten
Alexandreia
I. Personale Repräsentanz
1. Führende Stadtgötter — Sarapis (stehend oder thronend)
(rioktoüxot, Oeoi) — Isis
— oiivvaoi Oeoi von Sarapis und
Isis: Harpokrates, Anubis und Apis
2. Flussgötter — Nil
(notogtoi, Oeoi)
3. TIQCOEc WriCrtal, — Alexander
4. Personifikationen — Tyche von A. mit Sarapisstatuette
Ephesos
— Artemis von
Ephesos (als
Ephesia oder
Jägerin)
— Kajistros
— Androklos
— Tyche von E.
mit Ephesiastatuette
5 Vgl. dazu J. Nolle, Zur Geschichte der Stadt Etenna in Pisidien. Mit einem Exkurs zur
Interpretation von Götterdarstellungen auf den kaiserzeitlichen Stadtmünzen Kleinasiens,
in: E. Schwertheim (Hrsg.), Forschungen in Pisidien, Bonn 1992, 81 f.
6 M. Merkelbach, Der Rangstreit der Städte Asiens und die Rede des Aelius Aristides über
die Eintracht, ZPE 32, 1978, 288f.; M. und J. Nolle, a.O. (Anm. 1), 244 Anm. 14.
7 M. und J. Nolle, a.O. (Anm. 1), 244 Anm. 14.
8 Für Flüsse als repräsentative Gottheiten vgl. z. B. J. Nolle, Side im Altertum 1, Bonn
1993, 3f. mit weiterer Literatur; dazu siehe auch M.K. Nolle — J. Nolle, Götter, Städte,
Feste. Kleinsaiatische Münzen der römischen Kaiserzeit, Begleitheft zu einer Ausstellung
von Münzen der Pfälzer Privatsammlungen, Staatliche Münzsammlung München 1994,
45 ff.