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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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46 Robert Gonnella<br />

Münzstätte und ab Juni 46 setzt kontinuierlich die Münzprägung Gotarzes<br />

II. ein.<br />

Die bisher letzte Münze des Vardanes stammt aus Juli 45. Aufgrund<br />

dieser Münze wird allgemein davon ausgegangen, daß er im Sommer oder<br />

Frühherbst 45 n. Chr. vom parthischen Adel auf der Jagd ermordet worden<br />

ist.26<br />

Die hier vorgestellte Münze erfordert eine Umdatierung des Todes des<br />

Vardanes I. um mindestens 15 Monate. Da der Monatsname auf der<br />

Münze nicht erkennbar ist, kommt als neues Datum für das Ende des<br />

Vardanes I. der Zeitraum Oktober 46 bis September 47 in Betracht. Die<br />

hier vorgestellte Münze ist daher geeignet, den bisherigen Gelehrtenstreit<br />

über das Ende des Vardanes I. erneut anzufachen.27<br />

War Vardanes I., wie die obige Darstellung zeigt, im Jahre 46 n. Chr.<br />

nicht Herr der Münzstätte Seleukeia, so stellt sich die Frage, wo die hier<br />

präsentierte Münze hergestellt worden ist.<br />

Die numismatische Literatur geht heute davon aus, daß parthische Tetradrachmen<br />

nur in Seleukeia geschlagen wurden.28 Nach Callat# ist es<br />

möglich, daß in Seleukeia unter Umständen in mehreren Offizinen<br />

gleichzeitig Tetradrachmen geprägt wurden.29 Diese von der Literatur<br />

weit überwiegend vertretene Auffassung, daß nur Seleukeia als Münzort<br />

für parthische Tetradrachmen in Betracht kommt, wird durch das hier<br />

vorgestellte Bronze-Tetradrachmon nicht unbedingt widerlegt, weil hier<br />

eine Notsituation vorlag, die man als Ausnahme von der Regel bezeichnen<br />

kann. Der Ort, wo die Münze gegossen wurde, läßt sich nicht feststellen.<br />

Zu vermuten ist, daß sie an dem Ort hergestellt wurde, an dem<br />

sich der Hofstaat des Vardanes aufhielt. Der wirtschaftliche Hintergrund<br />

für die Emission von Bronze-Tetradrachmen kann ebenfalls nur vermutet<br />

werden. In Parthien herrschte Bürgerkrieg. Vardanes I. mußte erneut versuchen,<br />

sich Seleukeias zu bemächtigen, das die wirtschaftlich bedeutendste<br />

Stadt des Reiches war. In dieser Situation hatte die Münze im Zweifel<br />

Notgeldfunktion und diente unter anderem zur Finanzierung der letzten<br />

Feldzüge des Vardanes, die er zur Erhaltung seiner Macht durchführen<br />

mußte. Die Feldzüge gegen Gotarzes II. vor und nach der Eroberung von<br />

Seleukeia, die spätere Belagerung der Stadt, aber auch der letzte Versuch<br />

der Rückeroberung selbst kosteten Geld. Es lag also nahe, eine Art Not-<br />

26 Tacitus, ann. XI 10; Kahrstedt (o. Anm. 15) 26; Karras-Klapproth (o. Anm. 16) 188.<br />

27 Kahrstedt (o. Anm. 15) 26.<br />

28 Sellwood (o. Anm. 2) 8; Shore (o. Anm. 11) 84; Le Rider im Vorwort zu F. CallataSr, Les<br />

Tetradrachmes d'Orodes II et de Phraate IV, Paris 1994, 5 f.<br />

29 Callataji (o. Anm. 28) 34; Le Rider (o. Anm. 9) wie Anm. 7, 384 gibt ein Beispiel für<br />

weitere Münzstätten für Tetradrachmen außerhalb Seleukeias.

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