1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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44 Robert Gonnella<br />
den Beginn zwischen 38 und 40 n. Chr., während Karras-Klapproth16 unter<br />
Berufung auf verschiedene antike Autoren sowie Debevoiseu das Jahr<br />
38 n. Chr. als Beginn der Herrschaft des Vardanes I. benennen.<br />
Im Jahr seines Regierungsantritts war Vardanes nicht Herr von Seleukeia.<br />
Die Stadt hatte bereits unter seinem Vater Artaban II. im Jahr 36<br />
n. Chr. revoltiert und sich dem Gegenkönig Tiridates zugewandt. Dieser<br />
entmachtete den griechischen Stadtadel, der von Artaban unterstützt wurde,<br />
und verhalf der Partei der Einheimischen zur Macht, die die Stadt wie<br />
ein unabhängiges Staatswesen regierte.18 Vardanes konnte Seleukeia erst<br />
im siebten Jahr nach seiner Unabhängigkeit bezwingen." Die Mehrheit<br />
der Autoren geht davon aus, daß sich die Stadt im Frühjahr 42 n. Chr.<br />
Vardanes ergab.2°<br />
Lange Zeit vor der Rückeroberung Seleukeias mußte sich Vardanes I.<br />
des obligatorischen Gegenkönigs Gotarzes II. (ca. 40 bis 51 n. Chr.) erwehren,<br />
der kurz nach seinem Regierungsantritt die Herrschaft in Parthien<br />
für sich beanspruchte.21 Die Kontrahenten trafen sich im Jahre 41<br />
n. Chr. auf dem Schlachtfeld in Campus Bactrianis.22 Es kam nicht zum<br />
Kampf, die Kriegsparteien verglichen sich vielmehr. Gotarzes wurde mit<br />
Hyrkanien belehnt, Vardanes behielt die Königswürde. Gestärkt konnte<br />
er anschließend, ein Jahr später Seleukeia zurückerobern.23<br />
Schon kurze Zeit nach der Verständigung im Jahre 41 n. Chr. erhob<br />
Gotarzes II. sich erneut. Vardanes I. mußte wiederum gegen ihn zu Felde<br />
ziehen. Er konnte ihn sogar am Fluß Erindes besiegen, an dem er ein<br />
Denkmal errichten ließ.24 Der entscheidende Schlag blieb jedoch aus, da<br />
die Parther die Fortsetzung des Krieges verweigerten. Die Partie zwischen<br />
beiden Parteien blieb ungeklärt. Gotarzes II. mußte in diesen Zeiten<br />
zeitweise in den Besitz der Stadt Seleukeia gekommen sein. Die Daten<br />
der Althistoriker und ihrer antiken Quellen variieren.25<br />
16 M. Karras-Klapproth, Prosopographische Studien zur Geschichte des Partherreiches auf<br />
der Grundlage antiker literarischer Überlieferungen, Bonn 1988, 187.<br />
17 N. C. Debevoise, A Political History of Parthia, Chicago 1938, 166.<br />
18 Schippmann (o. Anm. 14) 52.<br />
19 Kahrstedt (o. Anm. 15) 26; Schippmann (o. Anm. 14) 53.<br />
20 Tacitus, ann. XI 9; Karras-Klapproth (o. Anm. 16) 188.<br />
21 Schippmann (o. Anm. 14) 53.<br />
22 Die „Steppe bei Baktrien" gilt als Flurbezeichnung in Babylonien, vgl. Kahrstedt (o.<br />
Anm. 15) 25 Anm. 5.<br />
23 Vgl. Anm. 17 und Tacitus, ann. XI 9: „nicht ohne Schande für die Parther, welche die<br />
Stadt so lange verspottet hatten." (Übersetzung des Phaidon-Verlags Stuttgart/Essen,<br />
sämtliche Werke Tacitus).<br />
24 Tacitus, ann. XI 10; Kahrstedt (o. Anm. 15) 25. Der Erindes liegt nach Kahrstedt im<br />
westlichen Hyrkanien, vgl. Anm. 7.<br />
25 Kahrstedt (o. Anm. 15) 26.