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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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Ein unbekanntes Bronzetetradrachmon von Vardanes I. 43<br />

verwandt wurde. Bronzemünzen autonomer Städte und Unterkönigsreiche<br />

sind in großer Zahl nachgewiesen/<br />

Die Beimischung von Kupfer zu Silber führte zu Münzverschlechterungen,<br />

die seit Phraates IV. (38 v. Chr. bis 2 n. Chr.) bekannt sind. Die Verschlechterung<br />

des Silbergeldes durch Beimischung eines Kupferanteils<br />

von 60 bis zu 70 % (sog. „Billon", dem entspricht dann über 30 bis 40 %<br />

Silberanteil) ist vor allem nach Vardanes I. ein oft festzustellendes Phänomen<br />

des parthischen Reiches. Auch unter Vardancs I. sind Silbermünzen<br />

mit Kupferbeimischungen bekannt.8 Das Vorkommen des hier vorgestellten<br />

Bronzetetradrachmons ist indessen ungewöhnlich. Der Schlüssel zum<br />

Verständnis ergibt sich m. E. aus dem Datum der Münze 46 n. Chr. Da in<br />

Seleukeia der makedonische Kalender galt,9 deckt diese Zahl praktisch gesehen<br />

den Zeitraum Oktober 46 bis September 47 nach heutiger Zeitrechnung<br />

ab.<br />

Vardanes I. lebte in einer Zeit, in der das parthische Reich nicht zur<br />

Ruhe kam. Sein Vater, Artaban II., hatte für parthische Verhältnisse sehr<br />

lange, nämlich 28 Jahre, regiert. Er starb im Jahre 38 n. Chr.<br />

Die numismatische Literatur geht davon aus, daß Vardanes seinem Vater<br />

nicht unmittelbar nach dessen Tode nachfolgte, sondern erst einige Jahre<br />

später. Nach Sellwood begann die Regierungszeit des Vardanes I. circa 40<br />

n. Chr.1° Shore" schließt sich Sellwood an. Wroth12 geht vom Jahre 41/42<br />

n. Chr. aus, während Petrowicz" den Beginn der Herrschaft des Vardanes<br />

I. in das Jahr 42 n. Chr. legt. Bei den beiden letztgenannten Autoren hat<br />

offensichtlich die Datierung der von ihnen vorgestellten Münzen den<br />

Ausschlag gegeben.<br />

Die Althistoriker verlegen den Beginn der Herrschaft Vardanes I. nach<br />

vorne. Schippmann" nennt das Jahr 39 n. Chr. (circa), Kahrstedt" legt<br />

7 Sellwood (o. Anm. 2) 9.<br />

8 Sellwood 210, Typen 64.32 bis 64.36. Typ 64.37 ist indessen eine reine Kupfer- und keine<br />

Bronzedrachme. Eine Münze dieses Typs hat der Verfasser ebenfalls von der Firma Henkel<br />

untersuchen lassen. Hier konnten nur geringe Mengen von Aluminum, Silizium,<br />

Schwefel, sowie nur so geringe Mengen von Zinn nachgewiesen werden, daß von Bronze<br />

nicht gesprochen werden kann.<br />

9 G. Le Rider, Suse sous les Seleucides et les Parthes, Paris 1965, 38; Sellwood (o. Anm.<br />

2) 15.<br />

10 Sellwood (o. Anm. 2) 207.<br />

" F. Shore, Parthian Coins & History, Quarryville 1993, 144.<br />

12 W. Wroth, Catalogue of the Coins of Parthia, British Museum 1903, Reprint 1964, 153.<br />

13 A. Petrowicz, Arsaciden-Münzen, Wien 1904, 113.<br />

14 K. Schippmann, Grundzüge der parthischen Geschichte, Darmstadt 1980, 53.<br />

15 U. Kahrstedt, Artabanos III. und seine Erben, Bern 1950, 26.

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