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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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42 Robert Gonnella<br />

Heißverarbeitung, also Schmieden, Prägen und Schlagen, ist bei höherer<br />

Temperatur bei Bronzen mit mehr Gewichtsprozenten kaum noch möglich.5<br />

Die Konsequenz ist, daß die vorgestellte Münze nicht geschlagen,<br />

sondern gegossen sein muß. Auch die Vielzahl der festgestellten SiO -<br />

Partikel (Sand) in der Analyse von Henkel könnte ein Hinweis darau2f<br />

sein, daß die Münze gegossen ist. Die Sandpartikel können jedoch auch<br />

ihre Ursache darin haben, daß die Münze längere Zeit vergraben war.<br />

Bronze mit hohem Zinngehalt läßt sich besonders gut gießen. Das Gießen<br />

von Münzen erfordert zudem weniger qualifizierte Nachbearbeitung der<br />

Münzen und war seit jeher bei unedlem Metall üblich. Beim Guß von<br />

Münzen aus unedlem Metall kommt es auf die Genauigkeit des Gewichtes<br />

nicht so sehr an wie bei Münzen aus Edelmetall.<br />

Die metallurgische Untersuchung gab keinen Hinweis darauf, daß die<br />

hier vorgestellte Münze eine sog. „gefütterte Münze" bzw. versilbert war.<br />

Unter „gefütterten" oder „plattierten" Münzen werden solche verstanden,<br />

deren Kern aus wesentlich wertloserem Material (z.B. Kupfer, Bronze)<br />

besteht, aber eine silberne Auflage haben. Der Kern wird mit dünnem<br />

Silberblech umhüllt. Der umhüllte Rohling kann heiß und kalt zur<br />

Münze geschlagen werden. Gegen eine gefütterte Münze sprechen drei<br />

Argumente:<br />

1. Es wurden keinerlei Spuren von Silber oder Quecksilber bei der<br />

metallurgischen Untersuchung festgestellt.<br />

2. Das Verfahren der Fütterung wird bei geschlagenen Münzen, nicht<br />

jedoch bei gegossenen Münzen angewandt. Gegossene Münzen werden<br />

in der Regel versilbert.<br />

3. Der Kern der Münze war durch den hohen Zinnanteil an sich zu<br />

wertvoll, um ihn als „Kern" zu verwenden.<br />

Die Argumente 1 und 3 sprechen schließlich dafür, daß das hier vorgestellte<br />

Tetradrachmon auch nicht versilbert war.<br />

Die Verwendung von Bronze bei Tetradrachmen ist bei den Parthern<br />

bisher unbekannt. Zum numismatischen Allgemeinwissen gehörte bisher<br />

die Verwendung von Kupfer/Silber-Legierungen. Auch die Verwendung<br />

von Kupfer bei parthischen Drachmen war bekannt, wenn auch als Ausnahme.°<br />

Bei der parthischen Münzprägung galt der Grundsatz, daß für<br />

die Drachmen und Tetradrachmen der Reichswährung Silber benutzt<br />

wurde. In Einzelfällen wurden auch Diobole und Obole aus Silber geprägt,<br />

während Kupfer in der Regel das Münzmetall war, das von den autonomen<br />

Städten (z. B. Ekbatana) und Unterkönigreichen (z. B. Elymais)<br />

5 Vgl. Anm. 4.<br />

6 R. Gonnella, SM 43, 1993, 22.

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