1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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Die Nachfolgeregelung des Antiochos VII. 35<br />
tiochos IX.-Münzporträt auf (Abb. 2). Vor allem die Form der Nasen ist<br />
recht ähnlich: Sie sind mittelgroß und vorne abgerundet; der Nasenrücken<br />
ist bei Antiochos IX. gerade, bei Antiochos (Abb. 1) leicht konkav<br />
geformt, es fehlt ihr — auch im Ansatz — der charakteristische Haken,<br />
der die späteren Bildnisse des Antiochos VIII. auszeichnet und ihm den<br />
Spottnamen Grypos („Habicht") eintrug (Iust. 39, 1, 9). Auch gleichen<br />
sich die Kinnpartien, während Antiochos VIII. ein kräftiger vorspringendes<br />
Kinn besaß." Man könnte sich ohne weiteres vorstellen, daß das<br />
Bildnis (Abb. 1) Antiochos IX. als Kind zeigt. Dies ist freilich historisch<br />
nicht möglich, doch führt die beobachtete physiognomische Ähnlichkeit<br />
zu der Vermutung, daß es sich bei dem Antiochos (Abb. 1) um den<br />
gleichnamigen Bruder des Antiochos IX. handeln könnte. Diese Vermutung<br />
wird noch verstärkt, wenn man dem Bildnis des Antiochos (Abb. 1)<br />
den ersten für Antiochos IX. in Seleukeia am Kalykadnos geprägten Tetradrachmentyp<br />
gegenüberstellt (Abb. 3),15 ja ein Verwandtschaftsverhältnis<br />
der beiden wird nun aufgrund der frappanten Ähnlichkeit mehr als<br />
wahrscheinlich.<br />
Porphyrios erwähnt zwei Töchter und drei Söhne aus der im Jahr 138<br />
geschlossenen Ehe zwischen Antiochos VII. und Kleopatra Thea: zwei<br />
Mädchen mit dem Namen Laodike, einen Antiochos, einen Seleukos und<br />
einen zweiten Antiochos; bei dem zuletzt genannten handelt es sich um<br />
den späteren Antiochos IX. Kyzikenos (Euseb. Chron. I 257 = FGrHist<br />
260 F 32, 20). Vielleicht ist die von Porphyrios gegebene Reihenfolge der<br />
Kinder ja sogar eine genealogische, so daß die beiden Laodikai frühestens<br />
im Jahr 137 bzw. 136, Antiochos 135, Seleukos 134 und Antiochos IX.<br />
133 geboren wurden, d. h. der ältere Antiochos war in dem Jahr, als sein<br />
Vater in den Partherkrieg zog (131), etwa vier Jahre alt.16 Dieses Alter<br />
scheint mir auch besser zu dem Kopf auf der Tetradrachme (Abb. 1) zu<br />
passen, als das von 13 oder 15 Jahren, vergleicht man ihn etwa mit dem<br />
Münzbildnis des jungen Demetrios II. (Abb. 4). Die Tetradrachme aus<br />
dem Jahr 145/44 (Abb. 4) zeigt den zu diesem Zeitpunkt 15- oder 16jährigen<br />
Demetrios II., der zwar knabenhaft, aber nicht mehr kindlich aussieht.<br />
Die Weichteile des Gesichtes sind schon fester um das darunterliegende<br />
Knochengerüst gespannt; auch die Nasenform hat sich entwickelt<br />
und ist nicht mehr als kleinkindliche ‚Stupsnase' gebildet. Insgesamt<br />
14 Zum Porträt des Antiochos VIII., vgl. R. Fleischer, Studien zur seleukidischen Kunst,<br />
Bd.I Herrscherbildnisse, Mainz 1991, S. 80ff.<br />
15 Vgl. A. Houghton (o. Anm. 11), S. 90 mit Taf. XXIV 27.<br />
16 Doppelbenennungen gleichzeitig lebender Kinder ist nichts ungewöhnliches. So hießen<br />
etwa die beiden Söhne des Antiochos VIII. Antiochos. Es handelt sich um Antiochos<br />
XI. Epiphanes Philadelphos (93 v. Chr.) und Antiochos XII. Dionysos Epiphanes Philopator<br />
Kallinikos (87/6-84 v. Chr.).