1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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legungen sollen zunächst vorgetragen und dann ein Vorschlag gemacht
werden, um welchen Antiochos es sich in Wirklichkeit handeln dürfte.
Porphyrios datiert das Ende der Regierung des Antiochos VIII. in das
4. Jahr der 170. Olympiade, d. h. in das Jahr 97/6, und gibt die Regierungsdauer
mit 26 Jahren an (Euseb. Chron. I 259 = FGrHist 260 F 32,
24).11 Rechnet man vom Jahr 97/6 um 26 Jahre nach oben, ergibt sich das
Jahr 123/22. Tatsächlich beginnt die Samtherrschaft der Kleopatra Thea
und des Antiochos VIII. etwa im Sommer 125. Aus dieser Rechnung folgt
aber, daß Porphyrios auf jeden Fall nicht die drei Jahre mitgerechnet hätte,
die Antiochos VIII. schon König war (nämlich seit 128). Um seine Legitimität
gegenüber seinem konkurrierenden Halbbruder Antiochos IX.
Kyzikenos herauszustreichen, hätte Antiochos VIII. aber sicherlich Wert
daraufgelegt zu betonen, daß er seit 128 den Königstitel führte, und auf
eine entsprechende Eintragung in den offiziellen Dokumenten und Königslisten
geachtet. Wenn also Antiochos VIII. seit 128 König gewesen
wäre, würde man bei Porphyrios eigentlich die Angabe von wenigstens 29
Regierungsjahren erwarten.
Als nach der Ermordung des Demetrios II. in Tyros im Frühjahr/Sommer
125 sein Sohn Seleukos V. zum König ausgerufen wurde, ließ seine
Mutter ihn rasch beseitigen (Euseb. Chron. I 257 f. = FGrHist 260 F 32,
22; Iust. 39, 1, 9) und ernannte ihren anderen Sohn von Demetrios II.,
Antiochos VIII., zum Mitregenten.12 In den erzählenden Quellen fehlt jeder
Hinweis darauf, daß Antiochos VIII. zu diesem Zeitpunkt bereits seit
drei Jahren den Königstitel trug. Vielmehr heißt es bei Iustin, daß er von
seiner Mutter „als König eingesetzt wurde", rex a matre hactenus constituitur
(39, 1, 9), was nur so verstanden werden kann, daß Antiochos VIII.
erst jetzt — im Jahr 125 — König wurde.
Antiochos VIII. starb mit 45 Jahren (Jos. ant. 13, 365), d. h. er war im
Jahr 128 mindestens 13, vielleicht auch schon 15 Jahre alt." Betrachtet
man nun das Münzporträt des Antiochos (Abb. 1), kann man allerdings
nur schwer glauben, daß dieses einen 13- bis 15jährigen abbilden soll.
Dafür sind die Gesichtszüge zu kindlich; das weiche, füllige Gesicht
weist die typischen Merkmale der Tryphe eines Kleinkindes auf. Auch
fällt die große Ähnlichkeit zwischen diesem Bildnis und dem frühen An-
11 Anhand der Münzprägung von Seleukeia am Kalykadnos vermutet A. Houghton, The
Royal Seleucid Mint of Seleucia an the Calycadnus, in: Kraay — Merkholm Essays. Numismatic
Studies in Memory of C. M. Kraay and 0. Merkholm, Louvain-La-Neuve
1989, S. 97f., daß Antiochos VIII. bereits im Jahr 98 oder 97 ermordet wurde.
12 Vgl. dazu K. Ehling (o. Anm. 10).
S. o. Anm. 11.