1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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26 Johannes Nolle<br />
liches Verhältnis zu erreichen. Termessos, das anscheinend eine Rivalin<br />
Selges um die Vorherrschaft in Pisidien war, unterhielt gute Beziehungen<br />
zu den Attaliden und wurde von diesen unterstützt." Um die Herrschaft<br />
über das westliche Pamphylien zu sichern, gründete Eumenes' Bruder<br />
und Nachfolger Attalos II. (160-139 v. Chr.) die Hafenstadt Attaleia.45 In<br />
jedem Fall dürfte die pergamenische Politik zwischen 188 und 133 v. Chr.<br />
zu einer spürbaren wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung in Pisidien geführt<br />
haben." Zum einen brachten die Soldaten, die in der Region zum<br />
Einsatz kamen, Geld in das arme Gebirgsland; viele Pisider dürften sich<br />
selber als Söldner verdingt haben. Zum anderen setzten die Pergamener<br />
mit Sicherheit auch ihren Reichtum ein, um über Geldgeschenke die Unterstützung<br />
der für sie wichtigen Gemeinden zu gewinnen. Schließlich<br />
führte der zunehmende Verkehr von und nach Attaleia zu neuen Einkünften<br />
für jene Städte, die an wichtigen Straßen lagen. So kann es kaum<br />
wundern, daß einige Städte Pisidiens um die Mitte des 2. Jhdts. zur Erleichterung<br />
des Geldverkehrs Bronzemünzen prägten, mit denen kleinere<br />
Geschäfte im Bereich der pergamenischen Kistophorenwährung getätigt<br />
werden konnten; diese Prägetätigkeit dürfte nach 133 fortgeführt worden<br />
sein. Die Spätdatierung der pisidischen Bronzeprägungen, d. h. ihre Einordnung<br />
in die Zeit des ausgehenden 1. Jhdts. v. Chr., scheint mir einer<br />
Revision zu bedürfen.47<br />
In dem eben geschilderten Kontext des 2. Jhdts. v. Chr. ist die Münzprägung<br />
von Kitanaura am ehesten vorstellbar: Die Gründung von Attaleia<br />
ließ auch aus dem Süden Lykiens über Kitanaura Waren in die neugegründete<br />
pamphylische Festungsstadt gelangen; es kam in Kitanaura zu<br />
einem wirtschaftlichen Aufschwung, der die Bürger nicht nur reicher,<br />
sondern auch stolzer machte. Wie etwa zur gleichen Zeit die Stadt Sestos<br />
wollte auch die Gemeinde von Kitanaura VOgGpAlT1 xakxivcp<br />
xäetv toi ventei)EcrOat, ptev rin/ n[a]ecog XaQUXT171Q(1, TÖ<br />
" Vgl. TAM III 1, 9 (vgl. K. Bringmann — H. von Steuben, Schenkungen hellenistischer<br />
Herrscher an griechische Städte und Heiligtümer. Zeugnisse und Kommentare, Berlin<br />
1995, 377f. Nr. 303): Stiftung einer Stoa durch Attalos II.<br />
45 Vgl. C. E. Bosch, Studien zur Geschichte Pamphyliens, Ankara 1957, 73 f; J. Hopp, Untersuchungen<br />
zur Geschichte der letzten Attaliden, München 1977, 103 f. datiert die<br />
Gründung „vermutlich schon ins Jahr 158 v. Chr., als er gegen das renitente Selge in Pisidien<br />
vorging". So bereits schon N. Baydur, Die Münzen von Attaleia in Pamphylien 1,<br />
JNG 25, 1975, 33-72, h. 36, die die hellenistischen Bronzeprägungen der Stadt 159<br />
v. Chr. beginnen läßt.<br />
46 Auf die positive wirtschaftliche Entwicklung in Pisidien geht auch St. Mitchell, Hellenismus<br />
in Pisidien, in: E. Schwertheim (Hrsg.), Forschungen in Pisidien, Bonn 1992, 1-<br />
27, bes. 23 ff. ein.<br />
47 Für diese Spätdatierung vgl. H. von Aulock, Münzen und Städte Pisidiens 1, Tübingen<br />
1977, 16 f.; ihm folgend Mitchell, a. 0. (Anm. 46), 6.