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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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258 Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong><br />

Eine wahrlich beachtliche Materialmenge hat Sarmant zusammengetragen — und doch<br />

würde man sich an einigen Stellen vielleicht noch reichhaltigere — vor allem spezielle numismatische<br />

— Angaben wünschen, etwa über die Zusammensetzung, die Ausrichtung einzelner<br />

Sammlungen, über die Bedeutung bestimmter herausragender Objekte. Welche Qualität,<br />

welche Besonderheiten hatte diese oder jene Kollektion aufzuweisen? Sind in den Archiven<br />

Aussagen zur Provenienz, zu Vorbesitzern, evtl. zu den Fundorten akquirierter<br />

Münzen aufzuspüren? Welche Teile des Münzkabinetts des ungarischen Grafen Mihäly<br />

Wiczay beispielsweise gelangten 1836 über den Händler Rollin nach Paris (und welche<br />

wurden 1835 dem Wiener Kabinett verkauft, welche blieben verschollen)? Wieviele Stücke<br />

umfaßten die Kollektionen Guilleminot oder Cadalvene? Sarmant erwähnt die Aufnahme<br />

einiger Fundmünzen aus dem „duche de Lancastre" im Jahre 1841 (S. 295), eine Angabe,<br />

die ohne Nennung des Fundortes (am Fluß Ribble nahe Preston-Cuerdale, Lancashire) und<br />

der Datierung (frühes 10. Jh.) dieses in der Literatur meist nur als „Cuerdale hoard" angesprochenen<br />

Münzschatzes für den Leser wenig Wert besitzt. Der Steinschneider Jacques<br />

Guay, Graveur du Roi, ist angeführt, sein Vorgänger Francois-Julien Barrier und sein<br />

Nachfolger Henri Simon aber bleiben, wie viele andere Künstler des 18./19. Jhs., deren Arbeiten<br />

im Cabinet des Medailles vertreten sind (von Cerbara über Desboeufs und Jeuffroy<br />

bis zu den Pichlers), ungenannt, ebenso die antiken Steinschneider mit ihren Werken. Unter<br />

den namhaften Privatsammlern schließlich vermißt man Henry Perigall Borrell, den<br />

englischen Altertumsfreund und Geschäftsmann zu Smyrna, aus dessen hervorragender<br />

Sammlung vor allem griechischer Gepräge aus dem westlichen Kleinasien bereits 1840 etliche<br />

Stücke in das Pariser Kabinett gelangt waren.<br />

Gerne würde man in einem solchen <strong>Band</strong> zur Kabinettsgeschichte auch Illustrationen,<br />

historische Bildnisse von Münzforschern und -sammlern, von Büchern und natürlich von<br />

Münzen und Gemmen selbst, vorfinden, aber einzig der Einband wird von einer Abbildung,<br />

einer Kopie des Frontispizes aus L. Jobert, La science des medailles (Paris 31739), geziert,<br />

einem Motiv, das in den letzten Jahren nicht gerade selten als Dekoration auf diversen<br />

Buchdeckeln und Schutzumschlägen herhalten mußte. So bleibt der Leser allein auf<br />

den Gehalt der schriftlichen Informationen angewiesen — diese aber stellen in ihrer Fülle<br />

für den an der historischen Münzkunde Interessierten zweifelsohne eine wahre Fundgrube<br />

dar, Grundlage und Ansporn zugleich für die weitere Erkundung der Sammlungs- und Institutionengeschichte<br />

als Teil der numismatischen Wissenschaftsgeschichte.<br />

M. Barth<br />

Jacob Spon: un humaniste lyonnais du XVIIeme siecle. Textes reunis sous la direction<br />

scientifique de ROLAND ETIENNE et de JEAN-CLAUDE MOSSIERE. Paris: Diffusion<br />

de Boccard, 1993 (Publications de la Bibliotheque Salomon Reinach. Universite Lumiere<br />

Lyon 2, VI). 326 S., zahlr. Ill.<br />

An Jacob Spon, einen Arzt aus dem Lyon des 17. Jahrhunderts, der sich als Autor,<br />

Münz- und Inschriftensammler, vor allem aber als Forschungsreisender zu den Stätten der<br />

klassischen Antike Verdienste um die Altertumswissenschaft erworben hat, erinnert der<br />

vorliegende <strong>Band</strong>.<br />

Spon, dessen Geburtstag sich 1997 zum 350ten Mal jährt, wurde nur 38 Jahre alt. Gleichwohl<br />

hat der deutschstämmige (sein Urgroßvater war zu Ulm gebürtig), protestantische<br />

Gelehrte ein beachtliches Werk an Arbeiten sowohl naturwissenschaftlichen als auch archäologisch-antiquarischen<br />

Inhalts hinterlassen. Nach Ausbildung in Straßburg, Paris und<br />

Montpellier, wo er 1667 die Doktorwürde erhielt, wurde er Mitglied des medizinischen

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