1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

24 Johannes Nolle
am ehesten im Zusammenhang mit der Auslöschung des Piratenstaates eines
gewissen Zeniketes gekommen. Der kilikische Pirat Zeniketes hatte in
den achtziger Jahren des 1. Jhdts. v. Chr. in Ostlykien eine Herrschaft errichtet.
Sein Hauptquartier war die Bergfeste Olympos, sein Machtbereich
dehnte sich aber bis nach Attaleia in Pamphylien aus.36 Damit steht
fest, daß das verkehrswichtige Kitanaura in jedem Fall in die Gewalt des
Piratenführers geriet.37 Um 78/77 vernichtete P. Servilius Vatia Isauricus
das Korsarenreich und bestrafte die Anhänger des Zeniketes, mit Sicherheit
auch jene Städte, die ihm als Stützpunkt gedient hatten.38 Das Akkerland
vieler Gemeinden wurde konfisziert und dem römischen ,ager
publicus' zugeschlagen. Die prominentesten Opfer dieser Strafaktion,
hinter der auch imperiales Wollen stand, waren Olympos, Phaselis und
Attaleia.39 Termessos stand auf der Gewinnerseite; es muß sich — vermutlich
nicht nur aus Freundschaft zu Rom, sondern auch in Verfolgung seiner
Interessen — gegen die unerwünschte neue Macht im Süden seines
36 Da sich der Einfluß des Zeniketes bis nach Pamphylien erstreckte (vgl. Strabon XIV 5,
7), dürfte die Feststellung von H. A. Ormerod, Piracy in the Ancient World, Liverpool /
London 1924, 217 richtig sein: „Commanding the Solyma Mountains [= Tahtali Dag], he
could control the eastern coast of Lycia, and reach Pamphylia by way of the Tchandyr
valley".
37 Die Bedeutung der Stützpunkte im Taurusgebirge stellte zuletzt ausführlich E. Maröti,
Der Feldzug des P. Servilius Vatia gegen die Seeräuber Südanatoliens, Acta Antiqua Academiae
Scientiarum Hungaricae 32, 1989, 309-316, bes. 310 ff. heraus: „Die von südanatolischen
Gewässern aus operierenden Piratenorganisationen hatten starke Stützpunkte
auf dem Festland, besonders in den Verzweigungen des Taurus-Gebirges. Dort, in den
Bergen, fanden sie bei Gefahr und schlechter Witterung Schutz und Zuflucht."
38 W. M. Ramsay, Anatolica quaedam 1. The Campaigns of Servilius Isauricus in Asia Minor,
JHS 48, 1928, 46 ff.; H. A. Ormerod, The Campaigns of Servilius Isauricus against
the Pirates, JRS 12, 1922, 35-56; Magie, a. 0. (Anm. 34), 1167f. Anm. 17-19; Maröti,
a.0. (Anm. 37), 309-316.
39 Vgl. Cicero I 5 (aus dem Jahre 63 v. Chr.), der sich gegen eine Gesetzesinitiative des
Volkstribunen P. Servilius Rullus wendet, Staatsland zu verkaufen: iubent venire agros
Attalensium atque Olympenorum - hos populo Romano P. Servili, fortissimi viri,
victoria adiunxit. Sie stimmen dafür, daß das Ackerland der Attalenser und Olympener
zum Verkauf kommen soll; dieses kam durch den Sieg des P. Servilius, eines Mannes von
ausgezeichneter Tapferkeit, an das Römische Volk. und ebd. II 10: iubet venire, quae
Attalensium, quae Phaselitum, quae Olympenorum fuerint, agrumque Ageirensem
(vgl. J. Bousquet - Ph. Gauthier, Un juge de Xanthos ä Angeira de Pisidie, REG
106, 1993, 12-23, bes. 18 f.; die Kritik von St. Mitchell, Three Cities in Pisidia, AS 44,
1994, 129-148, h. 146 Anm. 54 an dieser auf der Hand liegenden Konjektur teile ich
nicht) et Oroandicum et Gedusanum. haec P. Servili imperio et victoria, clarissimi
viri, vestra facta sunt. Sie stimmen dafür, daß zum Verkauf kommen soll, was den Attalensern,
Phaseliten und Olympenern gehört hat, ebenso das Ackerland von Angeira,
Oroanda und Gedusa. Dieses ist durch den Oberbefehl und Sieg des P. Servilius, eines
berühmten Mannes, in euren Besitz gekommen.