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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong> 253<br />

bzw. Taler identisch waren. Dukaten von eigenartiger Form und von den Zeitgenossen als<br />

„eckige Taler" bezeichnete Klippen waren ebenfalls in großer Zahl vorhanden.<br />

Die fürstliche Talerprägung gewann zur Zeit Sigismund Bäthoris (1581-1601) in Neustadt<br />

immer mehr an Bedeutung. Auf seinen Münzen erschien erstmals die Umschrift<br />

PRINCEPS TRANSILVANIAE, später nannte er sich nicht nur Fürst von Siebenbürgen,<br />

sondern auch Fürst von Moldau und der Walachei, sowie Herzog des Heiligen Römischen<br />

Reiches — Sigismundus Dei Gratia Transilvaniae Moldaviae Valachiae Transalpinae Sacri<br />

Romani Imperii Princeps. Während seiner Herrschaft wurde die Emission der nach polnischem<br />

Muster geprägten Dreigröscher, bekannter unter dem Namen Düttchen, immer bedeutender;<br />

von dieser Münze ließen Stephan Bocskai (1604-1606) und besonders Gabriel<br />

Bäthori (1608-1613) große Mengen prägen.<br />

Während der Regierungszeit von Gabriel Bethlen (1613-1629) wurde Mitteleuropa von<br />

einer gewaltigen Welle der Geldentwertung — der sogenannten Kipper- und Wipperzeit —<br />

überspült, von deren ungünstigen Auswirkungen auch das Fürstentum Siebenbürgen nicht<br />

verschont blieb. Die Geldprägung des großen Fürsten kann im Zusammenhang mit dem<br />

monetären Unwetter in drei, gut voneinander unterscheidbare, Etappen eingeteilt werden:<br />

in die Zeiten vor, während und nach der Geldentwertung. In der ersten und der dritten<br />

Phase ließ Bethlen gutes Geld prägen, doch zwischen 1620 und 1625 war auch er gezwungen,<br />

in großer Menge Scheidemünzen herstellen zu lassen, deren Silbergehalt gering war.<br />

Unter den letzteren sind nach polnischem und ungarischem Muster geprägte Münzen<br />

gleichwohl zu finden. Unter der Herrschaft von Gabriel Bethlen nahm die fürstliche Geldprägung<br />

im geographischen Sinne ihr größtes Ausmaß an, außer dem in siebenbürgischen<br />

Münzen hergestellten Geld wurden mit dem Namen Bethlen versehene Münzen in Kremnitz,<br />

in Kaschau und in Munkatsch geprägt, als Herzog von Oppeln und Ratibor ließ er<br />

darüber hinaus noch in Schlesien Prägungen erstellen. Nach der Devalvation des Jahres<br />

1625 verlief die Prägung fürstlicher Münzen unter geordneten Bedingungen, und so setzte<br />

sich die Geldemission auch unter Georg Räköczi I. (1630-1648) und unter Georg Räköczi<br />

II. (1648-1660) fort. Vor allem Goldgulden und Taler, sowie in geringerer Menge nach polnischem<br />

Muster geprägte Groschen von unterschiedlichem Wert und in noch bescheidenerem<br />

Ausmaß auch ungarischen Denare verließen die Münzen zu jener Zeit.<br />

Die jeweils kurzen Regierungszeiten von Achatius Barcsai (1658-1661) und Johann Kemeny<br />

(1661-1662) konnten zu keiner Veränderung in der Fürstlichen Geldschöpfung führen,<br />

bedeutendere Modifikationen traten erst in der Zeit von Michael Apafi (1661-1690)<br />

auf. Dieser Fürst ließ neue Prägestätten gründen, die Münzbilder wurden vielfältiger, zwischen<br />

1672 und 1675 versuchte er auch neue Scheidemünzen in Umlauf zu bringen, die sich<br />

jedoch nicht bewährten. Zu größerer Bedeutung gelangten die polnischen Scheidemünzen<br />

von — gemessen an ihren Vorgängern — schlechterer Qualität, auch die Rolle der kaiserlichen<br />

Prägungen, also der Münzen aus dem Hause Habsburg, wurde stärker. Desweiteren<br />

wurde der Geldumlauf in Siebenbürgen durch das Auftauchen anderer Scheidemünzen (zum<br />

Beispiel der unter dem Namen „timon" bekannten französischen 5-sou-Münze) bereichert.<br />

Zu einer grundlegenden Veränderung in der siebenbürgischen Geldschöpfung kam es<br />

nach dem Tode von Michael Apafi. Die Prägungen verloren ihre früheren charakteristischen<br />

Züge, nur die Umschrift und das auf der Rückseite sichtbare Wappen von Siebenbürgen<br />

erinnerten noch an die fürstliche Münzprägung. Es kam zu einer stufenweisen Zentralisierung<br />

der Prägestätten, von 1713 an wurde nur noch in Karlsburg Geld emittiert.<br />

Den erstarkenden Ansprüchen des Reiches entsprechend paßte man den Münzfuß der siebenbürgischen<br />

Goldgulden dem des österreichischen Dukaten an, der leichter als der in<br />

Kremnitz geprägte war. Auch weiterhin war die massenhafte Herstellung von Scheidemünzen<br />

nicht charakteristisch, obwohl Groschen mit dem Wert von 3-Kreuzern und Dreipölker<br />

— im Wert von 1/2-Groschen — geprägt wurden. In der Geldprägung Siebenbürgens<br />

spiegelten sich die Veränderungen wider, die in der staatsrechtlichen Situation des Fürstentums<br />

eingetreten waren; Siebenbürgen war ein habsburgisches Fürstentum geworden und

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