1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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246 Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong><br />
wesen, folgt in 57 Kapiteln, die jeweils auf einer Text- und einer Bildseite abgehandelt werden,<br />
ein ob der Vielfalt der Gepräge überraschend reichhaltiger Einblick nicht nur in die<br />
dänische Münz- und Geldgeschichte, sondern auch die Landes-, Wirtschafts-, Kunst- und<br />
Religionsgeschichte sowie die Namenkunde; hinzu kommt im Anhang eine katalogmäßig<br />
exakte Erfassung der herangezogenen Münzen mit weiterführenden Zitaten sowie eine umfangreiche<br />
Bibliographie nebst Fund- und Sammlungsverzeichnissen.<br />
Am Beginn der umschriftlich gesicherten dänischen Münzreihe steht — von der älteren<br />
aber anonymen Prägung in Hedeby und vielleicht in Ribe abgesehen — der nach dem Muster<br />
der CRVX—Pennies (991-997) IEthelreds II. vermutlich in Lund von einem angelsächsischen<br />
Münzmeister geprägte, in acht Exemplaren überlieferte Denar König Svend Tveskxgs<br />
[ca. 986-1014] (Nr. 1).<br />
Es folgen die ersten norwegischen und die wesentlich zahlreicher überlieferten schwedischen<br />
Parallelprägungen (2) sowie weitere Beispiele für die Imitationen angelsächsischer (3)<br />
und irischer (6) Vorbilder mit dem Nachweis englischer Münzmeister in Schweden (5) und<br />
der vermuteten Verwendung englischer Stempel in Viborg (12). Die zahlreich vorkommenden<br />
englischen und nordischen Münzmeisternamen liefern reiches Material für die Onomatologie<br />
(33):<br />
Vorgestellt werden, z.T. unter Ausdeutung historischer Ereignisse, Gepräge der Münzstätten<br />
Lund, der bedeutendsten mittelalterlichen Prägestätte Dänemarks (4, 8, 25, 26, 34),<br />
Roskilde (7), Ringstedt (11), Vigborg (13, 38) Ribe (14), Orbxk (15), Älborg (16), Odense<br />
(28) und Hedeby (29).<br />
Aus Slagelse überrascht eine Münze mit dem ältesten lateinischen Bibelzitat Dänemarks,<br />
dem Beginn des Johannes-Evangeliums (10), und der Darstellung eines Triquetrum, das —<br />
auch auf anderen vorkommend (20) — vorsichtig als Symbol der Dreieinigkeit gedeutet<br />
wird; auf einer Hedeby-Münze Magnus' des Guten (1042-47) findet sich die älteste Darstellung<br />
des heiligen Königs Olav (27). An weiteren auffälligen Münzbildern werden der<br />
Lebensbaum (17), die mehrfach gezeigte Hand Gottes (18), die Taube und das Lamm Gottes<br />
(19) sowie der auf alte Hedeby-Prägungen zurückgehende Hirsch (21) behandelt. Auch<br />
offensichtlich magische Umschriften kommen vor (22).<br />
Eine Rolle spielen die deutlichen Nachahmungen verschiedener byzantinischer Vorbilder<br />
unter Hardeknud [1035-42] (23) und besonders Svend Estridsen [1047-74/76] (30-37); auch<br />
spätrömische (24) und sogar keltische (36) Spuren lassen sich erkennen. Dänische Einflüsse<br />
zeigen sich andererseits in pommerschen Nachahmungen von Lupower Qualität (39).<br />
Als Zeichen eines aufkommenden Nationalismus werden die Runenmünzen Svend<br />
Estridsens aus Lund und Roskilde gedeutet (31, 32). Eine romanische Architekturdarstellung<br />
wird mit aller Vorsicht im Zusammenhang mit einer Lunder Kirche gesehen (35).<br />
Als Beispiel für die Verwendung von Münzen als Schmuck oder Amulett dient ein Roskilder<br />
Pfennig mit angenieteter Öse und Ring (40), darüberhinaus gibt es auch Münzbildern<br />
nachempfundenen Münzschmuck (41).<br />
Für die rätselhaften BENNOMEFECIT—Prägungen aus Messing mit dem stilistisch in<br />
die Zeit Heinrichs III. gehörenden Kaiserkopf wird aufgrund von fünf Fundnachweisen in<br />
Dänemark eine dortige Herkunft für möglich gehalten. Die Stücke waren aber weit verbreitet,<br />
bis nach Lettland (vgl. Notiz HBN 33/35, 1979/81 [1988] S. 425 ff.). Gegenüber<br />
den bisher meist auf Bischof Benno von Osnabrück (1068-88) weisenden Deutungen wird<br />
nun auch Bischof Bernward (Benno) von Hildesheim (993-1022) in Vorschlag gebracht und<br />
die Prägung als eine Art Wallfahrtszeichen auf den (aber offiziell erst 1192) kanonisierten<br />
Bischof angesehen (42).<br />
Prägetechnische Beobachtungen lassen bislang als Stempelfehler angesehene Veränderungen<br />
auf Roskilder Münzen möglicherweise als Kontrollmarken-Punzen erscheinen (43);<br />
Untersuchungen der Durchmesser zeigen in der 2. Hälfte des 11. Jhds. zunächst ein Absinken<br />
der Münzgröße (45), später aber wieder einen deutlichen Anstieg (51), vielleicht in<br />
Parallele zu den deutschen Dünnpfennigen.