1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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240 Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong><br />
(etwa zum möglichen Pompeius-Bezug der Denare Nr. 424/1 und 428/3). Jeder, der sich<br />
mit der spätrepublikanischen Denarprägung beschäftigt, wird das Buch mit großem Gewinn<br />
heranziehen, das durch seinen Aufbau auch eine punktuelle Benützung erlaubt.<br />
Kay Ehling<br />
CHRISTOPHER HOWGEGO, Ancient History from Coins, London / New York 1995,<br />
176 S., davon 23 S. Tafeln.<br />
Von Format und Umfang her ist es ein kleines Buch, das Ch. Howgego vorgelegt hat.<br />
Was den Inhalt angeht, ist es ein bedeutendes Werk und — wenn mir die etwas saloppe Formulierung<br />
gestattet ist — ein großer Wurf: die Summe numismatischer Forschung der letzten<br />
Jahrzehnte in intelligenter Darstellung mit kompetenten und stimulierenden Kommentaren.<br />
Jeder Leser wird von Seite zu Seite mehr die gedankliche Dichte und Fülle von Gelehrsamkeit<br />
des Verf. bewundern, wenn er bei der Lektüre des leicht lesbaren Buches rasch<br />
immer tiefer in die verschiedenen Faszetten des Themas eindringt. Wer fürchtet, es ginge —<br />
wie bei ähnlich klingenden älteren Titeln — bloß um die Vorstellung oder Interpretation<br />
einzelner Münzen mit historischen Anspielungen (um sogenannte Geschichtsmünzen), der<br />
wird schon bei einem Blick in das Inhaltsverzeichnis erfahren, daß es die großen Problemkreise<br />
und modernen Fragestellungen der Alten Geschichte sind, die Ch. Howgego interessieren,<br />
daß es ihm um Wirkungen und Wirksamkeit des Geldes in der Antiken Welt geht.<br />
Nahezu gleich kompetent behandelt er die große Zeitspanne von der Archaik bis in die<br />
Spätantike, führt den Leser nicht nur in den Mittelmeerraum, sondern auch in die Randgebiete,<br />
etwa nach Baktrien oder in die keltischen Siedlungsräume, und bewährt sich dabei<br />
gleichermaßen als Numismatiker und Historiker.<br />
Im Einführungskapitel geht es darum, was Geld eigentlich ist, was es für einen Unterschied<br />
macht, ob eine <strong>Gesellschaft</strong> Geld kennt oder nicht, und welchen Gebrauch die beiden<br />
wichtigsten Kulturen der Alten Welt, die griechische und die römische, von Geld<br />
machten. Ausführlich behandelt Howgego die schwierigen Probleme um die Anfänge der<br />
Geldwirtschaft, geht auf Münzmetalle und Nominale ein. Besonders interessant sind seine<br />
Beobachtungen zum Gebrauch des Goldes und zu den Klein- bzw. Kleinstnominalen in archaischer<br />
und klassischer Zeit. Am Ende steht provokativ, aber richtig, wie ich glaube, die<br />
Frage, ob die Athenische Demokratie und das Imperium Romanum ohne Münzen überhaupt<br />
hätten funktionieren können.<br />
Die eher technische Seite der Münzproduktion wird im zweiten Kapitel ,Minting` behandelt,<br />
darüberhinaus die Frage, welche Funktionen im Laufe der Geschichte Geld zugedacht<br />
wurden.<br />
Das folgende, historisch äußerst wichtige Kapitel hat den Umgang der antiken Reiche<br />
mit dem Geld zum Gegenstand. Ch. Howgego kann zeigen, wie die Geldpolitik — das Prägen<br />
von Reichsgeld und das Verhalten gegenüber anderen, meist städtischen Prägeherren —<br />
Indikator sehr unterschiedlicher politischer Konzeptionen ist. Die Spanne reicht von einer<br />
,laissez faire`-Politik der Achämeniden und einer strikten Kontrolle der Ptolemäer über<br />
das in ihrem Reich umlaufende Geld bis hin zu dem imperialistischen Gehabe Roms bei<br />
seiner Münzprägung.<br />
Der mit ,Politics` überschriebene vierte Abschnitt ist der politischen Wertigkeit von<br />
Münzen gewidmet, vor allem den politischen Botschaften der Münzbilder. Ausführlich<br />
würdigt der Verf. die Plazierung von Porträts antiker Machthaber auf Münzen als wichtiges