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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong> 239<br />

meister dann wieder zumeist der Nobilität an, was eine Verstärkung der gentilen Thematik<br />

mit sich bringt (S. 395 f.). Gegen den ‚Lehrsatz', daß die Münzbilder vor Ausbruch<br />

des Bürgerkrieges von Familienthemen dominiert werden, kann der Verfasser zeigen, daß<br />

auch hinter vielen vermeintlich nur gentilen Bildern Machthaberpropaganda steckt, vgl<br />

z.B. seine Ausführungen S. 171 ff. zu der bekannten Denarreihe des Q. Pomponius Musa<br />

Nr. 410.<br />

Wie Crawford und Ch. Battenberg, Pompeius und Caesar. Persönlichkeit und Programm<br />

in ihrer Münzpropaganda, (Diss.) Marburg 1980, S. 71 setzt Hollstein den Aureus des<br />

Pompeius Nr. 402 in das Jahr 71 v. Chr. und meint, daß die Goldmünzen in Rom anläßlich<br />

des zweiten Triumphes ex Hispania, d. h. nach der Besiegung der Sertorius-Partei im Dezember<br />

71 v. Chr. geprägt wurden (S. 112 ff.). Daß die Darstellung der Africa in der Elefantenexuvie<br />

nach Crawford RRC I S. 413 (und Hollstein) bewußt gewählt wurde, um einen<br />

direkten Hinweis auf Spanien zu vermeiden, ist für mich nicht nachvollziehbar. Dagegen<br />

hat schon H. Castritius, Zum Aureus mit dem Triumph des Pompeius, JNG 21, 1971,<br />

S. 27 ff. bes. S. 32 ff. m. E. schlagend gezeigt, daß die Aurei sehr wahrscheinlich von den<br />

Pompeianern in Afrika zwischen 49 und 45 v. Chr. ausgegeben worden sind. Hollsteins<br />

einziges Gegenargument, die Goldmünzen würden nach ihrem Gewichtsstandard eher in<br />

die 70er Jahre gehören (S. 114), überzeugt bei zwei erhaltenen, d.h. gewogenen Exemplaren,<br />

nicht.<br />

In der Figur mit dem Pferd auf der Rückseite des Crassus-Denars (Nr. 430) aus dem<br />

Jahr 55 v. Chr. sieht Hollstein (S. 319 ff.) nach K. Kraft, Taten des Pompeius auf den Münzen,<br />

JNG 18, 1968, S. 12 ff. den armenischen König Tigranes I. Als Erster erkannte jedoch<br />

H.-D. Schultz, daß es sich bei der Figur eindeutig um eine Frau mit langen Haaren handelt,<br />

eine Deutung, die Crawford zu Recht übernommen hat (RRC I S. 454). Nach der ansprechenden<br />

Vermutung von Schultz könnte sie die Personifikation der Gallia darstellen.<br />

Damit wäre hier ein Stück caesarianischer Propaganda greifbar, die der spätere Diktator ja<br />

mit enormen Geldaufwand aus der Ferne betrieb. Neuerdings deutet M. Harlan, Roman<br />

Republican Moneyers and their Coins 63 BC — 49 BC, London 1995, S. 121 die Figur als<br />

Roma; doch dürfte man dann einen Helm als Kopfbedeckung erwarten.<br />

Einleuchtender als die beiden älteren Erklärungsversuche ist der Vorschlag Hollsteins,<br />

die vor dem Dromedar kniende Gestalt auf der Rückseite des Denars Nr. 431 aus dem Jahr<br />

55 v.Chr. mit der Legende BACCHIVS IVDAEVS nicht als Dionysios oder Aristobulos<br />

II. (so gerade wieder Harlan S. 117), sondern als Hyrkan II. aufzufassen (5. 326 ff.). Denn<br />

der aus einer Notiz bei Iosephos ant. 14, 39 bekannte Dionysios (= lat. Bacchius?) war<br />

Fürst von Tripolis (Phoenikien) und wurde auf Befehl des Pompeius hingerichtet. Den jüdischen<br />

König und Hohepriester Aristobulos II. ließ Pompeius gefangennehmen und nach<br />

Rom bringen, wo er schließlich im Triumphzug des Jahres 61 v. Chr. mitgeführt wurde.<br />

Hingegen setzte er dessen älteren Bruder Hyrkan II. wieder zum Hohepriester (nicht König)<br />

ein, was auch gut zu der deditio-Geste der Figur paßt. Die seltsame Legende erklärt<br />

sich, wie schon E. Babelon gesehen hat, daraus, daß die Römer glaubten, im Tempel von<br />

Jerusalem würde Dionysos verehrt (Tac. hist. V 5, 5). Merkwürdig bleibt freilich die Bedeutung<br />

des Dromedars.<br />

Sehr nützlich und übersichtlich ist die Zusammenfassung des Autors (S. 380 ff.), in der<br />

u. a. in Tabellen die Datierungen der Denartypen (mit Hollsteins eigenen, z.T. abweichenden<br />

Vorschlägen), die Karrieren der Prägebeauftragten und das Alter der Münzmeister notiert<br />

sind. Die Münzmeister, die ihr Amt vor Beginn des eigentlichen cursus honorum, der<br />

ja bekanntlich mit der Quästur begann, bekleideten, waren übrigens zwischen 25 und 31<br />

Jahre alt (S. 385 f.).<br />

Hollstein hat einen historischen Kommentar zur stadtrömischen Münzprägung der Jahre<br />

78-50 v. Chr. vorgelegt, der nicht nur den Forschungsstand in ausgezeichneter Weise referiert<br />

und kritisch beleuchtet, sondern durch seine soliden Kenntnisse der römischen Geschichte<br />

auch viele eigenständige und die Diskussion weiterführende Überlegungen enthält

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