1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong> 237<br />
dingbares Werkzeug der Untersuchung verwendet — mit ständiger Referenz zu schriftlicher<br />
Überlieferung (Tradition) und archäologischer Evidenz. Die heutige Forschung auf dem zu<br />
untersuchenden Gebiet basiere vornehmlich auf Überlieferung und Linguistik. Im Gegensatz<br />
zur allgemeinen Auffassung könne keine der aufgeworfenen Fragen von der Archäologie<br />
beantwortet werden.<br />
Emilio Peruzzi meint, den Leser damit zu überraschen, z.B. die Könige von Rom als historische<br />
Persönlichkeiten behandelt zu sehen. Die neuzeitlichen Historiker würden die<br />
überlieferte Tradition vom frühen Rom ohnehin nur kritisch sehen und sie durch ihre eigenen<br />
mehr oder weniger gelehrten Vorstellungen ersetzen. Er dagegen bestünde auf der Tatsache,<br />
daß Tradition viel öfter als nicht in einem Körnchen Wahrheit ihren Ursprung habe.<br />
Der Autor setzt sich bewußt und deutlich verbalisiert in Widerspruch zu einer erkenntnistheoretisch<br />
begründeten historischen Forschung. Er gefällt sich in der Nichtbeachtung<br />
gesicherter Erkenntnisse und archäologischer Beweise und in seiner subjektiven Geschichtsbetrachtung,<br />
die er damit jedoch zur Belletristik macht. Das zeigt sich besonders<br />
deutlich, wenn er darangeht, Ungereimtheiten in der antiken Überlieferung ins Maß, in<br />
sein Maß, zu rücken. So ist es köstlich zu lesen (5 114, S. 226 ff.), wie er den Anachronismus<br />
ausbalanciert, mit dem Servius Tullius (578-534 v. Chr.) als erstem der Guß von Silbermünzen<br />
zugeordnet wird.<br />
Etymologie ist nach Peruzzi eine stochastische Disziplin. Je häufiger sich eine Wortform<br />
semantisch bestätigt, desto wahrscheinlicher ist sie richtig. So sind die etymologischen Abschnitte<br />
das Beste an der Arbeit und nicht zuletzt auch von numismatischem Wert. Der<br />
Autor leitet (5 16) unicia von onica ab, das identisch ist mit griech. oimia, oexla, dem<br />
zwölften Teil der griech. Litra, die wiederum der libra entspricht. Unica von oin(i)cia =<br />
Einheit herzuleiten (Varro: unica ab uno, so auch G. Curtius 1879) ist nicht sinnvoll, denn<br />
die Einheit ist libra, deren Zwölftel uncia. Im Sinne von libra (Waage Pfund) wurde oft<br />
pondus (Pfund) verwendet (5 35), as war das Bronzepfund. Daher dupondius für zwei<br />
Bronzepfunde. Aufschlußreich ist die Etymologie für deunx (11/12), dextans (5/6), dodrans<br />
(3/4) und bes (2/3). Dabei kann mit pars ein Bruch ausgedrückt werden, in dem der Numerator<br />
um 1 kleiner ist als der Denominator, z.B. assis pars II gleich 2/3 as gleich ein bes.<br />
Die im Vorwort angekündigte ständige Referenz zur archäologischen Evidenz beschränkt<br />
sich auf einige Abbildungen in den Tafeln und ist im übrigen so dürftig, daß sie keiner Erwähnung<br />
bedarf.<br />
NB: Gesichertes Wissen zum Thema „Geld im frühen Rom" vermittelt zur Kurzinformation<br />
das im gleichen Jahr 1985 erschienene Werk von M. H. Crawford, Coinage and money<br />
under the Roman Republic, S. VII und 1-24.<br />
Hans Joachim Hildebrandt<br />
WILHELM HOLLSTEIN, Die stadtrömische Münzprägung der Jahre 78-50 v. Chr. zwischen<br />
politischer Aktualität und Familienthematik. Kommentar und Bibliographie, (Diss.<br />
Marburg 1991), München 1993, 424 S., 8 Taf.<br />
Auch noch in der 2. überarbeiteten Fassung seiner „Roman Coins" von 1960 schreibt H.<br />
Mattingly (S. 77): „The period from 70 to 50 B.C. yields us several striking examples of<br />
contemporary allusions and would undoubtedly yield more if we understood more of its<br />
detail." Um ein besseres Verständnis genau dieser Details und ihrer historischen Bedeutung<br />
bemüht sich die Arbeit von W. Hollstein, die sich in erster Linie mit der Interpretation