1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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236 Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 4 6 , 1 9 9 6<br />
von jeglicher Abgabe (Z. 29: taog SE puri&v ...) befreit. Das Gesetz von Olbia sollte<br />
durch die Bestimmungen, daß der Handel nur in der Währung der Stadt abgewickelt werden<br />
durfte und der Kurs zum hochwertigen kyzikenischen Stater festgelegt war, die einheimische<br />
Währung stärken; neben den wirtschaftlichen kamen hier auch die politischen Interessen<br />
der Polis zum Ausdruck.<br />
Es führte hier zu weit, auf die einzelnen Texte näher einzugehen. Es soll lediglich auf<br />
einige hingewiesen werden: Nr. 244 (Theben) listet die Kriegsbeiträge zum Heiligen Krieg<br />
gegen die Phoker (355-351 v. Chr.) auf, z.B. 30 Minen durch die Anaktorier, 84 lampsakenische<br />
Goldstatere und 16 attische Silberdrachmen durch die Byzantier, die dann noch<br />
weitere 500 lampsakenische Goldstatere aufbrachten. Nr. 266 (Eresos auf Lesbos, nach 332<br />
bis um 301 v. Chr.) enthält Urteile und Beschlüsse gegen die Tyrannen, die 2300 bzw.<br />
20 000 Statere von den Bürgern erpreßten bzw. eintreiben ließen. Einen besonderen Hinweis<br />
verdient noch Nr. 290, eine Marmorstele aus dem Asklepieion in Epidauros aus dem<br />
4. Jh. v. Chr., auf der wundersame Heilungen aufgezeichnet sind — wirklich lesenswert!<br />
Die Auswahl der Texte ist insgesamt als gelungen anzusehen, da sie ein breites <strong>Band</strong> des<br />
politischen, wirtschaftlichen und täglichen Lebens der Spätklassik und des frühen Hellenismus<br />
widerspiegeln. Wie schon in der Besprechung von <strong>Band</strong> I ist auch hier festzuhalten,<br />
daß die deutschen Übersetzungen die profunden Sprach- und Sachkenntnisse der Bearbeiter<br />
zeigen. Bleibt zu hoffen, daß der <strong>Band</strong> die entsprechende Verbreitung finden und der<br />
angekündigte <strong>Band</strong> III bald erscheinen möge.<br />
Gerd Stumpf<br />
EMILIO PERUZZI, Money in early Rome. Accademia toscana di scienze e lettere «La<br />
Colombaria», Studi LXXIII, Florenz 1985, 294 S., 11 Taf.<br />
In dieser Monographie wird Geld in seiner vormünzlichen Form behandelt. Sie beschränkt<br />
sich numismatisch auf Aes rude und die noch nicht gewichtsstandardisierten, eisenführenden<br />
Kupferbarren bis zu den Typen mit „ramo secco", Grätenmuster u. ä. Mehr<br />
noch befaßt sich der Autor aus methodischen Gründen jedoch mit der Münzfunktion.<br />
Das frühe Rom wird ausschließlich in der literarischen Überlieferung späterer Jahrhunderte<br />
gesehen und umfaßt hauptsächlich die Zeit von Romulus (753-715 v. Chr.), dem<br />
Gründer Roms, bis zur Einführung des Wehrsolds, stipendium, 406 v. Chr.<br />
Einen wesentlichen Teil bildet die Etymologie der mit Geld verbundenen vocabula der<br />
lateinischen Sprache wie aes, as, libra, unica, per as et libram, stips, stipendium, nummus<br />
und pecunia, sowie die daraus für den Fragenkreis abgeleiteten Folgerungen.<br />
Die aufgworfenen Fragen betreffen chronologisch<br />
— den Zeitpunkt, zu dem Bronze in Rom eine Geldfunktion erhält<br />
— die Einführung eines Gewichtssystems als Wertmaßstab<br />
— das Gießen der ersten Bronzebarren mit Geldfunktion<br />
— die Eintrichtung von stipendium und tributum.<br />
Untersucht werden in rechtlicher und wirtschaftlicher Bedeutung<br />
— die Kaufabwicklungen per as et libram<br />
— der census<br />
— die Geldstrafen<br />
— der nummus argenteus des Servius Tullius.<br />
Die Besonderheiten seiner Methodik werden vom Autor bewußt und in steter Wiederholung<br />
hervorgehoben. So werde im vorliegenden Werk die Linguistik erstmalig als ein unab-