1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong> 233<br />
Die Anschaffung dieses Katalogs kann jedem, der sich für den Orient und Zentralasien<br />
in der Antike interessiert, auch wenn er die Ausstellung in Wien nicht sehen konnte, unbedingt<br />
empfohlen werden.<br />
Dietrich O.A. Klose<br />
RICHARD ASHTON (HRSG.), Studies in Ancient Coinage from Turkey, Royal Numismatic<br />
Society, Special Publication No. 29, British Institute of Archaeology at Ankara,<br />
Monograph No. 17, London <strong>1996</strong>, 160 S., 69 Tafeln.<br />
Ein quantitativ wie qualitativ bedeutender Teil unseres antiken Münzmaterials hat im<br />
Gebiet der heutigen Türkei seinen Ursprung, wurde dort geprägt oder dort gefunden. Dennoch<br />
ist die numismatische Wissenschaft in der Türkei kaum entwickelt, ist allenfalls im<br />
Aufbau begriffen. Die Gründe dafür liegen nicht allein in der fehlenden Tradition solcher<br />
Studien in der Türkei oder in der schwierigen finanziellen Situation der türkischen Universitäten<br />
und Museen. Eine große Rolle spielt auch mangelnde Kooperation zwischen türkischen<br />
und ausländischen Gelehrten. Schuld daran haben beide Seiten. Bürokratisches Denken<br />
und Handeln wie auch Mißtrauen unserer türkischen Kollegen sind gemeinsamer Arbeit<br />
genauso im Wege wie mangelndes Verständnis, fehlende Ausdauer und überhebliche<br />
Besserwisserei wissenschaftlicher Gastarbeiter in der Türkei.<br />
Insofern kann die Initiative englischer Altertumswissenschaftler nicht genug gewürdigt<br />
werden, Arbeiten von türkischen Gelehrten zur antiken Numismatik anzuregen, publizierte<br />
Aufsätze in englischer Übersetzung vorzulegen und derartige Sammlungen um eigene<br />
Studien zu erweitern. Den Anfang machte Ch. Lightfoot im Jahre 1991 mit einer ersten<br />
Zusammenstellung solcher Beiträge; jetzt hat R. Ashton sich der Mühe unterzogen, einen<br />
weiteren <strong>Band</strong> zusammenzustellen. Dabei handelt es sich um ein drucktechnisch exzellentes<br />
und festeingebundenes Buch, das Tafeln mit guten Photos bietet — allerdings auch seinen<br />
Preis hat.<br />
Der Sammelband umfaßt 20 Beiträge von türkischen und nichttürkischen Gelehrten. Der<br />
weitaus größte Teil der Veröffentlichungen besteht aus oft sehr kurzen Materialvorlagen;<br />
dabei handelt es sich teils um Hortfunde, teils um Grabungsrepertoirs oder Museumsbestände.<br />
Über die Nützlichkeit mancher Beiträge mag man angesichts vielfach schlecht erhaltener<br />
und nicht besonders interessanter Münzen streiten, doch will ich gerne einräumen,<br />
daß die Erweiterung des Materialbestandes eine unabdingbare Voraussetzung für die<br />
Vergrößerung unseres Wissens ist. Allerdings wäre es wünschenswert, wenn bereits die<br />
Autoren bei ihren Publikationen die Frage anschnitten, welchen Erkenntnisfortschritt —<br />
ganz gleich ob er auf numismatischem, archäologischem oder historischem Gebiet liegt —<br />
sie mit ihrer Materialvorlage erreichen wollen, und sie dies nicht einem rätselnden und<br />
manchmal konsternierten Leser überließen. R. Ashton ist, wie ich meine, der Vorwurf zu<br />
machen, daß er seine Mitarbeiter zu wenig auf diesen Aspekt des Publizierens hingewiesen<br />
hat. Neben den Materialvorlagen gibt es einige wenige Artikel, die konkreten Fragestellungen<br />
gewidmet sind; so beschäftigt sich N.V. Sekunda mit dem Phänomen der anatolischen<br />
Kampfsicheln, R. Bland skizziert die Bronze-Prägungen von Kaisareia in Kappadokien unter<br />
Gordian III., K. Butcher trägt Indizien für Reparaturen von Stempeln in der Antike<br />
zusammen. Der Gebrauchswert dieses Buches mit äußerst disparatem Material wäre wesentlich<br />
höher gewesen, wenn der Herausgeber sich wenigstens zur Erstellung eines geographischen<br />
Index hätte durchringen können.<br />
Die Initiative von R. Ashton verdient generell Respekt und Anerkennung. Allerdings<br />
wünscht sich der Rezensent, daß ähnliche Bände dem Titel ,Studies in Ancient Coinage