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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong> 231<br />

Alexander der Große ließ in den Münzstätten der Achaimeniden neben seiner neuen<br />

Reichswährung nach attischem Fuß auch das alte achaimenidische Kurant noch eine zeitlang<br />

weiterprägen. Von besonderem Interesse sind die Prägungen von Babylon: Münzen<br />

des Satrapen Mazaios und eine Serie, die eindeutig auf Alexanders Indienfeldzug Bezug<br />

nimmt. Erst die Seleukiden bauten auch in den iranischen Ländern ein Münzstättennetz<br />

auf.<br />

Die nomadischen Parner, die sich dann nach der von ihnen eroberten Landschaft Parther<br />

nannten, lösten die Seleukiden als Herrscher des Iran ab. Ihre Münzprägung begann unter<br />

dem Reichsgründer Arsakes I. Er erscheint auf der Vs. mit iranischer Tiara, auf der Rs.<br />

sitzend mit Bogen. Dieser Rs. Typ blieb für die gesamte Arsakidenzeit charakteristisch.<br />

Leitnominal wurde die Drachme. Aufgrund seiner lockeren Struktur umfaßte das Partherreich<br />

auch zahlreiche kleinere Königreiche und Fürstentümer mit regionaler Autonomie,<br />

die die Partherkönige als Oberherrn anerkannten. Ihre vielfältigen Münzprägungen demonstrieren<br />

die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe: griechisch, parthisch und persisch-iranisch<br />

wie die Fürsten der Persis, die in ihren Münzen an die achaimenidische Tradition<br />

anknüpfen.<br />

Ardashir 1., Lokalfürst der Persis aus dem Geschlecht der Sasaniden, löste die Arsakiden<br />

als Herrscher des Iran ab und begründete das auf die iranische und achaimenidische Tradition<br />

zurückgreifende Reich der Sasaniden, das bis zur islamischen Eroberung bestand und<br />

verschiedene Blüte- und Schwächeperioden erlebte. Die Münzen — charakteristisch waren<br />

dünne Silberdrachmen — zeigen in der Regel auf der Vs. den König mit einer für ihn charakteristischen<br />

Kronhaube und auf der Rs. einen Opferaltar mit dem königlichen Feuer<br />

zwischen zwei Figuren (Wächter, König und Göttin, Könige). Die sasanidische Kultur<br />

stand besonders anfangs unter einem starken griechisch-römischen Einfluß. Zahlreiche<br />

Elemente überlebten das Ende des Sasanidenreichs und beeinflußten Baukunst, Religion,<br />

Militärwesen und Metallkunst späterer Kulturen. Bemerkenswert ist auch die Glyptik der<br />

Sasanidenzeit, eine Unzahl von Siegeln ist erhalten.<br />

Besonders wechselhaft und vielfältig waren Geschichte und damit auch die Münzprägung<br />

des baktrisch-nordwestindischen Raumes, da hier immer wieder neue Völker die Bühne<br />

betraten, Reiche gegründet wurden und wieder Opfer von Eroberern wurden. Michael Alram<br />

skizziert Münzen und Geschichte dieses Bereichs. Auf die Achaimeniden, die Eroberung<br />

durch Alexander den Großen und die Herrschaft der Seleukiden folgte in der Mitte<br />

des 3. Jhs. v. Chr. die Gründung eines eigenständigen gräko-baktrischen Königreichs mit<br />

rein griechischen Münzen. Mit der Eroberung nordwestindischer Gebiete wurden Münzen<br />

mit griechisch-indischer Münzlegende und z.T. indischen Typen geprägt. Diese griechischen<br />

Königreiche wurden durch innere Konflikte geschwächt, für die die zahlreichen<br />

münzprägenden konkurrierenden Könige Zeugnis ablegen.<br />

Sie wurden eine Beute von Norden eingedrungener Nomadenstämme, die in Indien eigene<br />

Reiche errichteten. Die Münzen dieser Nomadenkönige standen ganz in der Tradition<br />

der Prägungen der Griechenkönige, mit griechisch-indischen Legenden und Darstellungen<br />

griechischer und indischer Gottheiten. Historisch und in Hinblick auf die Münzen am bedeutendsten<br />

war die Reichsgründung der in Baktrien ansässig gewordenen Yüeh-chih-Nomaden,<br />

die das Weltreich der Kushan gründeten, das über ein Jahrhundert lang Baktrien,<br />

weite Teile Zentralasiens, Ostirans und Nordindiens beherrschte. Seine Münzen entfernten<br />

sich immer weiter von der griechischen Tradition. Vorübergehend zeigen die vielfältigen<br />

Götterdarstellungen der Münzrückseiten eine große religiöse Toleranz, dann aber scheint<br />

die Beschränkung insbesondere auf Shiva das Reich auch innenpolitisch belastet zu haben.<br />

Das Kushanreich wurde von den Sasaniden erobert und ein sasanidischer Vasallenstaat<br />

mit einer eigenen sog. kushano-sasanidischen Münzprägung. Ab etwa 400 n. Chr. wurden<br />

Zentralasien und Nordindien von mehreren Wellen asiatischer Nomaden überflutet (die<br />

sog. „iranischen Hunnen"), die für ihre kurzlebigen Herrschaften Münzen überwiegend<br />

nach sasanidischem Vorbild prägten.

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