1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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230 Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong><br />
schen Quellen, da literarische und inschriftliche Berichte so gut wie ganz fehlen. So war gerade<br />
das Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums, in Zusammenarbeit mit dem<br />
Münzkabinett der Eremitage in St. Petersburg, federführend bei Katalog und Ausstellung<br />
beteiligt. Die meisten der Beiträge stammen von Günther Dembski und Michael Alram vom<br />
Wiener Münzkabinett sowie von ihrem Kollegen Evgeniy V. Zeymal von der Eremitage.<br />
Dembski stellt in einem einführenden Kapitel die im Ausstellungstitel genannten Handelsgüter<br />
Weihrauch und Seide vor, nach denen ja auch die beiden wichtigen Handelswege<br />
aus Arabien und Zentralasien benannt wurden. Deutlich werden ihre große Bedeutung für<br />
die antike Welt, ihre Seltenheit und ihr hoher Wert, die Voraussetzungen überhaupt dafür,<br />
daß der Handel mit diesen Gütern eine so bedeutende Rolle spielen und die Grundlage<br />
ganzer Kulturen an den Handelswegen werden konnte.<br />
Roswitha Denk behandelt Geschichte und Münzen Phöniziens bis 64 v.Chr., Günther<br />
Dembski den Nahen Osten unter der Herrschaft Roms. Die Münzprägung der phönizischen<br />
Städte begann in der Mitte des 5. Jhs. v. Chr., Tyros, Sidon und Arados waren hier<br />
besonders wichtig. Nach der Eroberung durch Alexander den Großen und dann unter den<br />
Diadochen — wobei Phönikien zwischen Ptolemäern und Seleukiden wechselte — liefen zum<br />
großen Teil die Münzen der Könige um, bzw. sie beeinflußten die Münzprägung der Städte.<br />
Die wichtigen Handelszentren der römischen Zeit waren Gaza, Palmyra, Arados, Sidon,<br />
Tyros und Petra.<br />
Der folgende Abschnitt ist dem südlichen Arabien gewidmet, in der Antike Arabia felix,<br />
das „glückliche Arabien". Dieses etwa dem heutigen Jemen entsprechende Gebiet hatte in<br />
der Antike eine hochstehende Kultur, deren Grundlage aufwendige künstliche Bewässerungsanlagen<br />
waren, von denen besonders der riesige Stausee von Marib zu nennen ist.<br />
Hier wuchsen die Weihrauchbäume, deren Harz das wichtigste Exportgut des Landes war.<br />
Dembski stellt die durchaus wechselhafte politische Geschichte dieses Gebietes vor: die<br />
Reiche der Sabäer, der Minäer, der Hadramiten und der Qatabaner hatten sich bis zur Mitte<br />
des 4. Jhs. v. Chr. gebildet, im 1. Jh. n. Chr. tauchten dann die aggressiven Himyariten<br />
auf und gewannen die Vorrangstellung. Innere Konflikte des südarabischen Reiches in der<br />
Spätantike begünstigten das Vordringen der Beduinen; die bäuerliche Kultur und die Bewässerungsanlagen<br />
verfielen. Der Bruch des Staudamms von Marib am Anfang des Z Jhs.<br />
brachte die endgültige Verödung. Kultur, Sprache und Schrift des antiken Südarabien stellt<br />
ein kurzes Kapitel von Helmut Satzinger vor.<br />
Von den Münzen der Arabia felix sind nur vergleichsweise wenige für die Wissenschaft<br />
„gerettet" worden. Die Münzprägung des antiken Jemen erstreckt sich über den Zeitraum<br />
von etwa 300 v. bis 300 n. Chr. Wie bei den Kelten wurden die Münzen der antiken Mittelmeerwelt<br />
nachgeahmt und abgewandelt. Es begann mit Nachprägungen der athenischen<br />
„Eulen", die sich allmählich immer weiter von ihrem Vorbild wegentwickelten. Die jemenitischen<br />
Prägungen sind von geringerem Gewicht und weisen Wertzeichen auf. Auch die<br />
athenischen Tetradrachmen des 2. Jhs. v. Chr. vom „Neuen Stil" wurden wieder in Südarabien<br />
nachgeprägt (für die Rs. mit der Eule), während auf der Vs. ein Kopf, schließlich eine<br />
Imitation des Augustuskopfes, erscheint. Zuletzt folgten die in einheimischer Tradition<br />
stehenden Prägungen der Qabataner aus dem 2.-3. Jh. n. Chr.<br />
Die Geschichte des antiken Iran wird von den vier Dynastien der Achaimeniden, der<br />
makedonischen Seleukiden, der Arsakiden (Parther) und der Sasaniden bestimmt, die aber<br />
weit über das eigentliche Persien hinausgriffen. Die Kapitel über den antiken Iran stammen<br />
aus der Feder von Michael Alram und Alexander Nikitin (Sasaniden). Die Münzprägung<br />
der Achaimeniden setzte diejenige des Lyderreichs, aber mit dem neuen Münzbild des<br />
Großkönigs, fort. Von besonderem Interesse sind die am Ende des 5. Jhs. v. Chr. einsetzenden<br />
Prägungen verschiedener Satrapen Kleinasiens, die zum griechischen Geldsystem<br />
gehörten und von griechischen Künstlern geschaffen wurden. In Ägypten wurden die dort<br />
zahlreich umlaufenden athenischen Eulen nachgeprägt, im Gebiet von Kabul rechteckige<br />
Münzen in der Art der indischen „punch-marked coins".