1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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228 Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong><br />
(Nr. 97), ein Tassenfragment mit Erotendarstellung (Nr. 98), drei Bronzestatuetten des Herakles<br />
(Nr. 102-104), die parallel zu den Münzbildern die Popularität des Gottes zeigen,<br />
sowie Büsten von Athena und Hermes (Nr. 115-116) und ein Kinderkopf (Nr. 117). Für<br />
den Numismatiker von Interesse ist noch die Silbertasse Nr. 99 aus dem 1. Jahrhundert<br />
nach Chr. mit einer Inschrift, die das Gewicht des Gefäßes in griechischen Stateren (womit<br />
hier Tetradrachmen gemeint sein müssen), Drachmen, Obolen und Viertelobolen angibt —<br />
und zwar nach dem attischen und nicht etwa nach dem indo-griechischen Münzfuß, obwohl<br />
das Gefäß aus Gandhara stammt, wo den Münzen der indo-griechische und nicht wie<br />
in Baktrien der attische Münzfuß zu Grunde lag.<br />
Von den Beispielen der Gandharakunst sind unter Nr. 122-136 Reliefs und Statuetten<br />
von besonders deutlich griechischem Charakter zusammengestellt. Bemerkenswert sind<br />
auch die Arbeiten aus Edelmetall, darunter das bekannte romano-kushanische Mischmedaillon<br />
aus dem British Museum (Nr. 146). Cribb setzt sich mit Göbls Bestimmung der<br />
Vorbilder und Datierung auseinander. Eines der drei dünnen Goldplättchen Nr. 147 zeigt<br />
den Abdruck der Vorderseite einer Goldmünze von Vasudeva I. Zu den Kleinkunstobjekten<br />
gehören ferner Gemmen mit griechischen Darstellungen (Nr. 150-152), hellenisierende<br />
Paletten mit Reliefdarstellungen (Nr. 153-158) und Glas.<br />
Bemerkenswert sind auch die Metallgegenstände mit Darstellungen aus der königlichen<br />
Sphäre, wie zwei Phaleren des 2. Jahrhunderts v. Chr. mit Elefantenreitern (Nr. 161-162),<br />
die ganz zur indischen Kultur gehörende bronzene Kulu-Vase (Nr. 163) und eine kleine<br />
Messingstatuette eines stehenden Kuschanprinzen (?), die mit ihrem Helm, der Gewandung<br />
und der Frontalität an die Kushanmünzen mit dem vor einem Altar stehenden König in<br />
Nomadentracht erinnert (Nr. 165). Das Figürchen trägt in der linken Hand einen Becher.<br />
Es ist hier wohl ein Libationsopfer gemeint, eine weitere Parallele zum opfernden König<br />
der Münzen.<br />
Die Bedeutung des Buddhismus wird durch eine Reihe von Stupa-Modellen und Reliquaren<br />
in verschiedener Form demonstriert. Alle ausgestellten Stücke stammen aus der<br />
Zeit nach dem Ende der griechischen Herrschaft, die meisten sind in die kuschanische<br />
Epoche einzuordnen. Mehrere Reliquienbehälter wurden in Verbindung mit Münzen gefunden<br />
(Nr. 171 ff; 177 ff.; 181 f.; 183 ff.; 186 ff.).<br />
Das 1879 in dem Stupa von Ahinposh (Afghanistan) entdeckte goldene Amulettkästchen<br />
Nr. 171 enthielt 15 kushanische Goldmünzen von Vima Kadphises bis Huvishka und drei<br />
römische Aurei von Domitian, Trajan und Sabina, das 1878 in dem Kultgebäude von Ali<br />
Masjid (Khyberpaß) gefundene silberne Reliquar in Form eines Stupa Nr. 177 zwei spätkushanische<br />
Goldmünzen von Vasudeva I. und Vasishka. In dem großen Stupa von Manikyala<br />
(Punjab) wurde 1830 unter 44 kushanischen Kupfermünzen der Könige Kanishka I. und<br />
Huvishka das zylindrische Bronzereliquar Nr. 181 gefunden. Darin befanden sich fünf<br />
Kupfermünzen derselben Könige und ein goldenes Reliquar, darin an Münzen ein Goldstück<br />
des Huvishka. Im selben Stupa wurde u. a. auch ein weiteres (bei der Ausgrabung<br />
zerstörtes, wohl kupfernes) Reliquar gefunden. Es enthielt ein kleineres aus Gold, in dem<br />
sich eine Goldmünze des Huvishka und dann wesentlich spätere Münzen bis zu einer arabo-sasanidischen<br />
Prägung von 685 und einer Münze des Turkfürsten Tegin von um 720 befanden.<br />
Das goldene Reliquar ist in die kushanische Zeit zu datieren; offensichtlich wurde<br />
hier also ein in der Zeit des Huvishka niedergelegtes Reliquar im 8. Jahrhundert erneut<br />
konsekriert.<br />
Ein Steatitgefäß des frühen 1. Jahrhunderts mit Weihinschrift stammt aus dem Stupa Nr.<br />
2 aus Bimaran (Afghanistan). Es enthielt ein goldenes Reliquar mit einer der frühesten bekannten<br />
Buddhadarstellungen (Nr. 191), darin vier Billontetradrachmen, posthume Prägungen<br />
im Namen des Azes II. von ca. 60 n. Chr. Historisch höchst bedeutsam ist auch das<br />
Reliquar des Königs Kanishka aus Shah-ji-ki-Dheri bei Peshawar mit Buddha, Bodhisattvas<br />
und einem Relieffries, in dem ein Bild des Königs erscheint. Kreitman referiert den<br />
Stand der Diskussion über die Weihinschrift, die Darstellungen und die Verbindung zu