1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong> 227<br />
zieht um 320 vor), es folgen die Achaimeniden, lokale Münzen des Kabultals aus achaimenidischer<br />
Zeit und Münzen Alexanders des Großen. Die Prägungen der Seleukiden aus<br />
Baktra vor der Gründung des gräko-baktrischen Reichs sind nicht vertreten, allerdings eine<br />
spätere seleukidische Münze aus dem späten 2. Jahrhundert v. Chr., wie sie auch in dieser<br />
Zeit noch in Baktrien zirkuliert sein sollen.<br />
Es folgen ausgewählte Beispiele der Münzprägung der gräko-baktrischen Könige (wobei<br />
aber die Münzen des Eukratides Nr. 17-18 chronologisch erst nach Nr. 22, Apollodotos I.,<br />
gehören), der Indo-Skythen und Indo-Parther. Die Deutung des reitenden Königs auf der<br />
Rückseite der Tetradrachme des Hippostratos (Nr. 25) als Alexander der Große erscheint<br />
dem Rez. zweifelhaft; es handelt sich sicherlich bei diesem auch bei anderen indo-griechisehen<br />
Königen häufigen Münztyp jeweils um den König selbst. Wieso wird der Reiter auf<br />
den Münzen des Azes I. als dessen Neuerung bezeichnet, obwohl er bereits von früheren<br />
Skythenkönigen (ab Vonones) auf die Münzen gesetzt wurde?<br />
Die Datierung und Zuordnung der Münzen des Kushanreichs folgt den zahlreichen Arbeiten<br />
von Cribb zu diesem Thema und steht damit in vielem in Widerspruch zu Robert<br />
Göbls Ansichten; dies kann hier nicht weiter diskutiert werden. Gerade auch für die späte<br />
Kushangeschichte weicht Cribbs Vorstellung vielfach von der Göbls ab. — Abweichend ist<br />
auch die Ansicht vom „kuschanischen Pantheon" auf den Münzen des Kanishka I. und des<br />
Huvishka: Für Cribb hat es im wesentlichen zoroastrischen Charakter, während Göbl es<br />
als ein reines Gelegenheits- und Opportunitätskomposit ohne innere Kohärenz angesehen<br />
hatte.<br />
Nach dem historisch-numismatischen Abschnitt in chronologischer Ordnung folgt ein<br />
zweiter, der die Darstellungen der Götter auf den Münzen des antiken Zentralasien zeigt.<br />
Die Anordnung erfolgt nach den Gottheiten und innerhalb der Darstellungen einer Gottheit<br />
chronologisch, so daß sehr schön die Entwicklung der einzelnen Götterdarstellungen<br />
im Lauf der Zeit zu verfolgen ist. Gezeigt werden nur die wichtigsten Götter, die über lange<br />
Zeit und mit entsprechenden Änderungen in der Münzprägung vorkommen: Zeus (zum<br />
Schluß Zeus-Mithras auf einer kushano-sasanidischen Münze), Apollon, Herakles, Dionysos,<br />
Shiwa, dabei unter Shiwa auch Poseidon auf den Münzen des Antimachos von Baktrien.<br />
Mit der Darstellung des Shiwa auf den kushanischen Münzen soll nach Ansicht der Autoren,<br />
die hierin Humbach folgen, auch der lokale Windgott Veshparkar der zoroastrischen<br />
Götterwelt gemeint sein, worauf auch die baktrische Münzlegende OESO hinweise. Dafür<br />
sprächen auch die Münzbilder selbst, da außer den für Shiwa typischen Attributen auch<br />
solche vorkommen, die auf einen zusätzlichen Aspekt hinweisen. Die Kushankönige hätten<br />
sich selbst eng mit diesem Gott identifiziert, wie zahlreiche Details der Vorderseiten zeigten.<br />
Man muß sich aber fragen, ob die meisten der dabei genannten Attribute der Könige<br />
auf den Vorderseiten — Schulterflammen, Keule, Altar, Elefantensporn — wirklich nur auf<br />
diesen Gott zu beziehen sind oder nicht vielmehr eine allgemeine Bedeutung von Göttlichkeit,<br />
Würde, Kraft haben. Eindeutig ist nur der Dreizack des Shiwa-Oeso.<br />
Die auf die Münzen folgenden Abschnitte des Katalogs bieten eine beeindruckende<br />
Schau der faszinierenden Kunst des antiken Zentralasien, wobei entsprechend den Sammelinteressen<br />
von Neil Kreitman metallene Objekte einen hervorragenden Platz einnehmen.<br />
Aber auch ausgesuchte Beispiele der Steinplastik von Gandhara und Kleinkunstobjekte aus<br />
Stein sind zu sehen. Die vorgestellten Kunstwerke demonstrieren die vielen verschiedenen<br />
Kulturströmungen in Zentralasien und ihre allmähliche gegenseitige Durchdringung und<br />
Verbindung zu der neuen eigenständigen Kultur des Kushanrcichs, die mit „Mischkultur"<br />
nur unzureichend beschrieben wäre. Zahlreiche gute und z. T. farbige Aufnahmen führen<br />
diese in Europa immer noch viel zu wenig beachteten Kunstwerke auch einem größeren<br />
Publikum vor.<br />
Den hohen Stand der griechischen Kunst in Baktrien und Indien zeigen etwa eine Silbertasse<br />
mit der Darstellung von Figuren und Göttern in ländlicher Umgebung aus Gandhara