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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong> 225<br />

Zum einen die Statue Alexanders des Großen aus Priene (Berlin, Antikensammlung), die<br />

an die frühesten Münzen des Ptolemaios mit Alexanderkopf, noch im „dramatischen" Stil,<br />

erinnert. Zum anderen der Bronzekopf des Seleukos aus Herculaneum, dessen große Ähnlichkeit<br />

mit den postumen Prägungen von Antiochos I. und Philetairos für Seleukos weitgehend<br />

anerkannt und auch von Brown hervorgehoben wird. Stilistisch wurde dieser Kopf<br />

meist als „lysippisch" eingeordnet, er ist aber auf jeden Fall, unabhängig vom Künstler, ein<br />

Werk des „dramatischen" Stils.<br />

Umstritten ist die Datierung des Marmorkopfs des Ptolemaios I. aus dem Fayum (Kopenhagen,<br />

Karlsberg Glyptotek), der ganz unterschiedlich als „lysippisch", als ein Werk<br />

des Skopas, als „Nachbarock" angesprochen wurde; Brown erkennt auch hier den „dramatischen"<br />

Stil und enge Parallelen zu Münzbildern noch aus der Lebenszeit des Königs. Klar<br />

mit dem „dramatischen" Stil verbunden sind ferner ein Gipsrelief mit Kopf des Ptolemaios<br />

(Pelizaeus-Museum Hildesheim) sowie ein auch wieder meist als „lysippisch" beschriebener<br />

jugendlicher Bronzekopf im Prado.<br />

Der kleine Alabastertorso Alexanders des Großen (Brooklyn Museum, New York), für<br />

den die Datierungsversuche bisher zwischen dem 2. Jh. v. und dem 1. Jh. n. Chr. schwankten,<br />

gehört ebenfalls in die Zeit der Diadochen. Ein Vergleich mit einem der typischen<br />

späthellenistischen Münzporträts des Mithradates VI. von Pontos zeigt die Unterschiede<br />

zum (so die Formulierungen von R. Smith) „neuen jugendlichen dynamischen Stil" des<br />

1. Jhs. v.Chr., dem „neuen Alexanderbild", mit dem Mithradates als neuer Alexander herausgestellt<br />

werden sollte. Die weichen, ungegliederten Formen des Gesichts und die von<br />

hellenistischen Darstellungen des jungen Dionysos beeinflußte Gesamterscheinung machen<br />

deutliche Unterschiede zu den Münzen der Diadochen aus.<br />

Brown arbeitet — insbesondere mit Blick auf ihre archäologischen Kollegen — die hervorragende<br />

Bedeutung der Münzen als wichtige Quelle für die Entwicklung des hellenistischen<br />

Herrscherporträts klar heraus, ihre Bedeutung für die Interpretation plastischer<br />

Bildwerke. Die Münzen sind offizielle Dokumente und damit Ausdruck des offiziellen<br />

Herrscherbildes. Sie sind oft von hervorragender Qualität, in großer Zahl vorhanden, oft<br />

sehr genau datierbar und auch geographisch lokalisierbar, und es läßt sich die genaue Abfolge<br />

der Stempel bestimmen. Auch wenn es einen vorherrschenden Stil gibt, kommen oft<br />

verschiedene Stile gleichzeitig vor. Die stilistischen Besonderheiten und Entwicklungen<br />

werden in klarer Sprache und gut nachvollziehbar erklärt. Den Numismatikern eröffnet<br />

sich damit eine zusätzliche Sichtweise auf ihr Material und dessen zeitgeschichtliche Hintergründe.<br />

Den Kunsthistorikern, die die Münzen gerne links liegen lassen, kann deren Bedeutung<br />

gerade auch für ihre eigenen Fragestellungen nicht oft genug deutlich gemacht<br />

werden. Auch das ist der Verfasserin mit dieser Arbeit sehr überzeugend gelungen. Somit<br />

haben die lobenden Worte von Herbert A. Cahn und von Arthur Houghton auf der Rückseite<br />

des Buchdeckels ihre volle Berechtigung.<br />

Dietrich O.A. Klose<br />

ELIZABETH ERRINGTON — JOE CRIBB — MAGGIE CLARINGBULL (Hrsg.), The<br />

Crossroads of Asia. Transformation in Image and Symbol in the Art of Ancient Afghanistan<br />

and Pakistan, Cambridge 1992. 306 S. mit zahlreichen Taf. und Abb.<br />

Das Buch ist der Katalog einer Ausstellung im Fitzwilliam Museum in Cambridge. Sie<br />

wurde vom Ancient India and Iran Trust in Cambridge unterstützt, der auch als Verlag<br />

fungierte. Anregung und entscheidende Impulse verdanken die Ausstellung, der Katalog<br />

und die internationale Tagung anläßlich ihrer Eröffnung der Initiative eines hervorragen-

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