1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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220 Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong><br />
zemünzen des Menander gibt es mit der Einführung eines neuen Nominal- und Gewichtssystems<br />
eine deutliche Zäsur. B. bringt diese Veränderungen mit einer Eroberung des<br />
größten Teils von Menanders Herrschaftsgebiet durch Eukratides I. und die darauffolgende<br />
Rückeroberung durch Menander in Verbindung.<br />
Die Veränderung bei den Münzen des Eukratides I. (Basileus-Megas-Titel in gebogener<br />
Legende; Büste mit Helm) erklärt B. ebenfalls mit der Eroberung der Gebiete des Menander<br />
durch Eukratides. Eine Reihe neuer Monogramme weist auf neu hinzugewonnene<br />
Münzstätten des Eukratides hin. Diese Monogramme finden sich auch auf Münzen des Menander,<br />
die offensichtlich vor den Eroberungen des Eukratides und dann wieder nach der<br />
Rückeroberung durch Menander geprägt worden sind.<br />
Zu dieser 2. Emission gehörende bilingue viereckige Bronzemünzen weisen auf die<br />
Herrschaft des Eukratides über indische Gebiete hin. Offensichtlich zur Feier seines Erfolgs<br />
über Menander ließ Eukratides das goldene 20-Stater-Stück im Pariser Kabinett prägen.<br />
Die noch erkennbare Korrektur der Legende durch den Stempelschneider, der während<br />
der Arbeit merkte, daß er den erweiterten Königstitel nicht mehr in zwei horizontalen<br />
Zeilen unterbringen konnte, zeigt, daß diese Sonderprägung der veränderten regulären<br />
Prägung vorausging.<br />
Den Bericht des Justin von der Ermordung des Eukratides I. durch einen seiner Söhne<br />
(wobei sich B. an den Spekulationen über dessen Identität nicht beteiligt) nach seiner<br />
Rückkehr von der Eroberung Indiens kann B. nun chronologisch mit dem späteren Feldzug<br />
gegen Menander in Verbindung bringen.<br />
B. schließt sich zu Recht denjenigen an, die anhand der Münzen eine Unterscheidung eines<br />
zweiten Eukratides annehmen, der dann einer der (insgesamt nun drei) Nachfolger des<br />
Eukratides I. war. B. verwirft jedoch die früher vorgebrachten historischen und numismatischen<br />
(Porträtvergleich) Argumente für einen zweiten Eukratides als nicht stichhaltig und<br />
hält sich stattdessen an die Münzlegenden. Nach Münzen ohne Beinamen und Anordnung<br />
der Legende in zwei Reihen nahm Eukratides II. den Beinamen Soter an, womit — wie bei<br />
seinem Vorgänger — eine Neuanordnung der Münzlegende verbunden war. Platon, nach<br />
Münztyp und -stil deutlich mit der Eukratides-Dynastie verbunden, könnte für B. ein Unterkönig<br />
gewesen sein, der vom Ende des Eukratides I. profitierte.<br />
Heliokles I. war der letzte griechische König in Baktrien vor der völligen Eroberung<br />
durch die Yüeh-chih-Nomaden. Die Theorie einer weiter bestehenden griechisch beherrschten<br />
Enklave nördlich des Hindukusch lehnt B. zu Recht ebenfalls ab. Alle gräkobaktrischen<br />
Münzen der späteren nur südlich des Hindukusch herrschenden Könige wurden<br />
wegen der Bedürfnisse des Handels oder aber als Tributzahlungen zur Beruhigung der<br />
Yüeh-chih geprägt, die damit nördlich des Hindukusch gehalten werden sollten.<br />
Den Münzen des bedeutendsten indo-griechischen Königs Menander ist ein besonders<br />
ausführliches Kapitel gewidmet. B. folgt für den chronologischen Ansatz Bivar, der Menander<br />
und Eukratides I. als Zeitgenossen ansah. B. erörtert die Angaben des Milindapanha<br />
über Herkunft, Geburtsort und Hauptstadt des Menander. Die dort genannte Hauptstadt<br />
Sagala identifiziert auch B. mit Sialkot. Unter Menander konnten die Griechen große<br />
Gebiete Indiens erobern. Das sagen nicht nur Strabon, sondern auch zahlreiche indische<br />
Quellen, in denen zwar Menander nicht namentlich genannt ist, die sich jedoch auf ca. 150<br />
v. Chr. datieren lassen. Die Fragen, weshalb Menander eine Hauptstadt in so weiter Entfernung<br />
von den griechischen Siedlungsgebieten am Hindukusch wählte und warum seine<br />
Münzen zwar am Hindukusch häufig, in der Gegend von Sialkot aber kaum gefunden werden,<br />
kann B. anhand der Münzgeschichte beantworten.<br />
Die Münzen sind, wie bereits in einem früheren Kapitel erörtert, Zeugen für den Kampf<br />
zwischen Menander und Eukratides I. Demnach begann Menander seine Königsherrschaft<br />
in Alexandria am Kaukasus (Begram). Ein auf in dieser Region gefundenen Münzen des<br />
Menander, seines Vorgängers Antimachos Nikephoros sowie des Eukratides I. häufig vorkommendes<br />
Monogramm weist B. der Münzstätte Begram zu. Während Menander in einen