1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong> 219<br />
turbereich; eine Serie lehnt sich unmittelbar an die Lokalprägungen von Taxila an. Agathokles<br />
und Pantaleon dürften zunächst gemeinsam regiert haben (B. folgt der Ansicht, es<br />
handle sich um zwei Brüder), wobei Pantaleon schon früh starb. Agathokles ehrte ihn<br />
durch eine Emission im Rahmen seiner Erinnerungsprägungen an seine Vorgänger ab Alexander<br />
dem Großen. Für die Göttin Hekate als Attribut des Zeus auf den Tetradrachmen<br />
des Agathokles verzichtet B. auf eine Deutung; sie ersetzt die übliche Nike.<br />
Die Silbermünzen des Antimachos Theos kann B. anhand der Gestaltung des Diadems<br />
auf der Vs. in drei Gruppen einteilen. Dabei entspricht das Diadem bei Gruppe 1 demjenigen<br />
auf Münzen von Euthydemos I., Agathokles und Pantaleon, das der beiden anderen<br />
Gruppen denjenigen von Demetrios II., Eukratides 1., Platon und Heliokles. Dies könnte<br />
in der Tat für Bs. chronologische Einordnung von Antimachos sprechen.<br />
Die engen Parallelen der Münzprägung des Antimachos mit derjenigen des Agathokles —<br />
die erstmalige Annahme eines Beinamens, Theos bei Antimachos und Dikaios bei Agathokles,<br />
und die Prägung von „Gedächtnismünzen" für ihre königlichen Vorgänger — interpretiert<br />
B. als Zeichen einer Rivalität zwischen den beiden Königen. Während Antimachos<br />
seinen Beinamen von Anfang seiner Münzprägung an führte, nahm Agathokles ihn offenbar<br />
erst im Gegenzug darauf an. Mit den „Gedächtnismünzen" wollten die beiden Konkurrenten<br />
ihre Legitimität herausstellen. Zu dieser Situation konkurrierender Könige könnte<br />
es nach dem Tod des Euthydemos II. gekommen sein. Wie Agathokles, muß auch Antimachos<br />
Gebiete sowohl nördlich wie auch südlich des Hindukusch beherrscht haben, da auch<br />
er viereckige Bronzemünzen indischer Art (allerdings nur mit griechischen Legenden) prägen<br />
ließ.<br />
Mit Antimachos eng verbunden war Apollodotos I. Er gilt B. als der eigentliche „Erfinder"<br />
der „indo-griechischen" Münzen nach der Vorläufer-Emission des Agathokles. B. bestätigt<br />
Mac Dowalls Beobachtung, daß es sich bei den runden bilinguen Silbermünzen des<br />
Apollodotos I. um Hemidrachmen des attischen Münzfußes handelt. Eine kleine Emission<br />
viereckiger bilinguer Münzen mit verschiedenen Beizeichen wurde ebenfalls nach attischem<br />
Münzfuß geprägt. Für eine weitere Emission viereckiger Münzen wurde ein neuer Münzfuß<br />
mit der indischen Drachme von ca. 2,45 g gewählt. Die chronologische Einordnung des<br />
Apollodotos I. zwischen Agathokles und Menander ergibt sich aus den Münzen und der<br />
schriftlichen Überlieferung, die Apollodotos und Menander mehrmals zusammen nennt,<br />
wobei Apollodotos stets vorausgeht. Die Bronzemünzen des Apollodotos orientieren sich<br />
am Gewicht der indischen Drachme.<br />
Antimachos II. Nikephoros, der nach seinen Münzen ausschließlich südlich des Hindukusch<br />
herrschte, wurde von Bivar wegen der Anordnung seiner Münzlegenden zeitlich<br />
zwischen Apollodotos I. und Menander eingeordnet, wobei ihm B. folgt.<br />
Demetrios II. wird auch von B. von Demetrios I. unterschieden. Eine neue Gestaltung<br />
des Diadems und der Bordüren der Münzstempel erlauben eine zeitliche Einordnung. Demetrios<br />
II. war für B. ohne Zweifel der von Justin genannte „Demetrios, König der Inder",<br />
den Eukratides I. besiegte und seiner Herrschaft beraubte. B. vermutet, daß sich Eukratides<br />
mit einem Schlag der Herrschaft nördlich des Hindukusch (also der dortigen Gebiete<br />
des Antimachos Theos und des Demetrios II.) bemächtigen konnte, da Demetrios II. sich<br />
zu diesem Zeitpunkt in seinen indischen Provinzen aufhielt. Als Demetrios II. sich daraufhin<br />
von dort aus gegen Eukratides wandte, kam es zu der von Justin geschilderten Auseinandersetzung<br />
zwischen den beiden Königen. Somit hätte B. einleuchtend erklärt, weshalb<br />
Demetrios II. als „König der Inder" bezeichnet wird.<br />
Für die Rekonstruktion der Ereignisse des weiteren Verlaufs der Regierungszeit des Eukratides<br />
I. zieht B. auch die Münzprägung des Menander heran. Er stellt hier einen deutlichen<br />
Einschnitt fest. Die früheren Silberemissionen des Menander — auch durch die gleichen<br />
Monogramme mit seinem Vorgänger Antimachos Nikephoros verbunden — zeigen auf<br />
beiden Seiten durchgehende Legenden, während die späteren Emissionen — auch mit anderen<br />
Monogrammen — unterbrochene gegenläufige Legenden aufweisen. Auch bei den Bron-