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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong> 217<br />

OSMUND BOPEARACHCHI, Monnaies Greco-Bactriennes et Indo-Grecques, Catalogue<br />

raisonne, Paris 1991. 459 S., 69 Taf.<br />

Auch wenn das Erscheinungsjahr dieses Buches bereits einige Jahre zurückliegt, erscheint<br />

eine Besprechung nun auch in einer deutschsprachigen Zeitschrift nach wie vor<br />

wünschenswert. Gräko-baktrische und indo-griechische Münzen hatte man vorher nach<br />

verschiedensten Büchern und Katalogen zitieren müssen, die alle ihre gravierenden Nachteile<br />

hatten: sie waren veraltet, unvollständig, oder, wie der bis dato neueste und vollständigste<br />

Katalog von Mitchiner, voller Fehler. Sich einen Überblick über die in einer Vielzahl<br />

von z. T. sehr abgelegenen Publikationen verstreute Forschung zu verschaffen, war ein<br />

größeres Unterfangen. Alle diese Probleme hat B. mit seiner Arbeit gelöst; sozusagen mit<br />

dem Tag des Erscheinens wurde sein neues Buch das Handbuch und das Zitierwerk<br />

schlechthin für diesen Bereich der antiken Numismatik.<br />

Grundlage des Kataloges bildet die umfangreiche Sammlung gräko-baktrischer und indogriechischer<br />

Münzen der Bibliotheque Nationale in Paris, deren Entwicklung S. 35-39 kurz<br />

skizziert wird. Fast die Hälfte der Pariser Stücke wurde 1963-1974 aus der Sammlung von<br />

Marc Le Berre, dem Architekten der Delegation archeologique francaise in Afghanistan,<br />

erworben. B. ging freilich weit über die Pariser Sammlung hinaus, er hat im Rahmen der<br />

Möglichkeiten fast ein vollständiges Korpus angestrebt.<br />

Er hat die wichtigsten öffentlichen und verschiedene Privatsammlungen, soweit er sie<br />

besuchen konnte, Schatzfunde, Grabungsberichte und Versteigerungskataloge ausgewertet.<br />

Auf S. 21-26 der Einleitung werden sie aufgelistet und kurz vorgestellt. Im Katalog führt<br />

B. am Beginn jeder Serie alle ihm bekannten Monogramme auf und gibt für jedes Monogramm<br />

die Anzahl der Stücke in den verschiedenen öffentlichen und privaten Sammlungen<br />

an. Nicht in Paris belegte Stücke werden durch Exemplare aus anderen Sammlungen illustriert.<br />

Von den allgemeinen Angaben zur Klassifizierung der Münzen im Katalog (S. 27-34)<br />

sind diejenigen über die Monogramme und ihre Interpretation von besonderem Interesse.<br />

Die Monogramme sind für das Verständnis der gräko-baktrischen und der indo-griechisehen<br />

Münzen von entscheidender Bedeutung, entsprechenden Wert hat B. auf ihre möglichst<br />

vollständige Erfassung gelegt. Der größte Teil der Monogramme läßt sich in ca. 15<br />

Gruppen zusammenfassen. B. lehnt überzeugend ihre Deutung als Städte- wie auch als<br />

Personennamen ab. Einige kommen über einen Zeitraum von mehreren Generationen vor.<br />

B. bevorzugt eine Erklärung als Münzwerkstätten (Offizinen), unabhängig von einem bestimmten<br />

Ort. Dies erklärt auch die vielen Varianten; auf diese Weise konnten die Ateliers<br />

verschiedene Emissionen unterscheiden.<br />

Mehrere nur kurzfristig vorkommende Monogrammgruppen sind, wie B. hervorhebt, sicher<br />

nicht als Zeichen von Eroberung und Verlust neuer Territorien zu deuten. Er sieht in<br />

diesen Monogrammen möglicherweise ein Zeichen dafür, daß die Münzprägung privaten<br />

Firmen anvertraut gewesen sein könnte. Der Rez. mag in diesen ephemeren Monogrammen<br />

aber lieber doch nur Zeichen eines kurzzeitigen gestiegenen Geldbedarfs sehen, der nur<br />

durch die vorübergehende Einrichtung weiterer Münzstätten gedeckt werden konnte.<br />

Kaum ein Gebiet der antiken Numismatik und Geschichte dürfte mit mehr Ungewißheiten<br />

und damit auch mit mehr strittigen Fragen belastet sein als der Bereich der Griechen in<br />

Baktrien und Indien. B. referiert die gesicherten Fakten und erörtert die vielfach so kontrovers<br />

diskutierten Fragen. Seine eigenen Stellungnahmen, auch manchmal im Gegensatz<br />

zu den gängigen Positionen, sind sorgfältig begründet, oft durch das Heranziehen einer<br />

bislang noch unbekannten oder vernachlässigten Münze.<br />

Ein weiterer Beleg dafür, daß Baktrien bereits unter Antiochos II. vom Seleukidenreich<br />

abgefallen war, ist außer den Silbermünzen des Diodotos I. auch eine wohl hybride Bronzemünze<br />

in Berlin mit Porträt des Antiochos II. auf der Vs. und einer Rs. des Diodotos.<br />

Umstritten ist die Unterscheidung der Diodotoi, Vater und Sohn, auf den Münzbildern.

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