1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong> 215<br />
(in: Stuttgarter Kolloquium zur histor. Geographie des Altertums I, Bonn 1987, 91) richtig<br />
gesehen hat. Als Fazit soll sich ergeben, daß es unter Commodus zum Abschluß einer Homonoia<br />
zwischen Pergamon und Ephesos kam. Dabei bleibt wieder die Frage offen, ob die<br />
unter Pius bezeugte Homonoia nicht bis auf Commodus fortbestanden haben kann.<br />
Das 6. Kapitel gilt der Homonoia Laodikeias mit Pergamon, die durch Münzen unter<br />
Hadrian, Marc Aurel, Commodus, Caracalla und Philippus belegt ist. Mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
handelt es sich um eine Homonoia, die unter Hadrian (oder früher) abgeschlossen<br />
wurde und bis ins 3. Jh. n. Chr. Bestand hatte (so schon R. Pera, Homonoia<br />
sulle monete da Augusto agli Antonini, Genua 1984, 80), nicht aber, wie die Vf. will, um<br />
unter den genannten Kaisern jeweils immer wieder neu eingegangene Verbindungen. Stellvertretend<br />
für die Vorgehensweise der Vf. in der ganzen Arbeit seien ihre Aussagen über<br />
die Homonoia-Vereinbarungen unter Marc Aurel etwas ausführlicher zitiert: „Das Motiv,<br />
gleich mehrere Homonoia-Verbindungen einzugehen, muß ... in einem lokalen Ereignis<br />
zu suchen sein. ... Wahrscheinlich hatte Laodikeia ein neues Vorrecht erhalten, das es<br />
sich von den ranghöchsten Städten der Provinz Asia anerkennen lassen wollte. Vielleicht<br />
fand anläßlich dieses Ereignisses ein Fest statt, dem Laodikeia durch die Anwesenheit<br />
möglichst vieler und ranghoher Gesandter zusätzlich besonderen Glanz verleihen wollte.<br />
Deshalb lud die Stadt Smyrna und Pergamon zu einem Homonoia-Fest ein. Das ist der<br />
Grund, warum auf ein ausgewogenes Protokoll für die Münzrückseiten kein Wert gelegt<br />
wurde. Die Homonoia beruhte nicht auf einer mühsam verhandelten diplomatischen Einigung<br />
..." (S. 52). Auf diese Weise werden aus völlig unverbindlichen Vermutungen ganz<br />
schnell feste Gewißheiten! Daß die Homonoia-Verbindungen von Laodikeia mit einem<br />
überregionalen Fest, wohl den Acta Xeßauta oixoullevixä oder den xotvü Aalas (zu<br />
diesen s. H. Gaebler, ZfNum 24, 1904, 271 f.), zusammenhängen, hat schon R. Pera (a. 0.<br />
28 f.) vermutet. Und diese Vermutung läßt sich durch Parallelen (etwa die Prägungen von<br />
Hierapolis) abstützen. (Die Polemik der Vf. gegen R. Pera unterstellt dieser leider Dinge,<br />
die sie gar nicht behauptet hat). Aus der literarischen Überlieferung weiß man außerdem,<br />
daß es bei einem solchen Fest leicht zu Krawallen kommen konnte. Dio Chrysostomos<br />
(or. 40, 28) bezeugt ausdrücklich Streitereien zwischen zwei verfeindeten Gemeinden im<br />
Stadion und im Theater, die durch den Abschluß einer Homonoia unterbunden werden<br />
sollten. Die Quellen berichten ferner von Titel- und Rangstreitigkeiten. So kämpfte man<br />
um den 1. Platz in der Prozession. Aber Magnesia am Mäander galt z. B. als siebente Stadt<br />
Asias (0.5.5ian Aotag) und rühmte sich dieser Stellung auf seinen Münzen. Es gab also<br />
eine feste Reihenfolge im Festzug, die ebenfalls zu Differenzen Anlaß geben konnte.<br />
Streitigkeiten sind auch wegen der Beiträge, die eine Stadt für die Provinzialfeste und für<br />
den Provinzialkult zu entrichten hatte, bezeugt (Vgl. S. R. F. Price, Rituals and Power,<br />
Cambridge 1984, 127 ff., und M. Sartre, L'Orient romain, Paris 1991, 190 ff., mit den<br />
dort aufgeführten Belegen). Doch auch sonst dürfte ein Fest, zu dem aus der ganzen Provinz<br />
eine große Zahl von Besuchern, Athleten, Künstlern und Händlern (zu dem mit einer<br />
solchen Feier verbundenen Festmarkt s. M. Wörrle, Stadt und Fest im kaiserzeitlichen<br />
Kleinasien, München 1988, 209 ff.) zusammenströmte, reichlich Konfliktstoff geboten haben.<br />
Wie sehr übrigens gelegentlich kleinere Gemeinden über die Präponderanz und die<br />
Arroganz der Metropolis verärgert waren, zeigt eine Äußerung Dios (or. 34,14) über das<br />
Verhalten von Tarsos gegenüber seinen Nachbarstädten. Durch Homonoia-Vereinbarungen<br />
konnten solche Spannungen abgebaut und das bestehende Konfliktpotential wenigstens<br />
teilweise entschärft werden. Solche Vereinbarungen mußten selbstverständlich vorher<br />
durch Verhandlungsgesandte (It&o(3eig) und nicht erst durch die anreisenden Festgesandten<br />
(Oecnol, ouvOUtai) ausgehandelt werden. Offenbar erfüllten diese Vereinbarungen<br />
im allgemeinen ihren Zweck, so daß sich eine Festspielstadt um ein möglichst enges Netz<br />
von Homonoia-Verbindungen bemühte. Auch diese Interpretation kommt nicht ganz ohne<br />
Vermutungen aus. Sie kann sich aber auf Angaben in der Überlieferung stützen. Vor allem<br />
aber zwingt sie nicht dazu, neben der durch die literarischen Quellen (bes. Plut. praec.