1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft
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Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong> 213<br />
dung Pergamons anzeigen, darunter Stücke aus 9 unveröffentlichten Privatsammlungen.<br />
Die Homonoiamünzen sind (anders als im Textteil) nach den Anfangsbuchstaben der Partnerstädte<br />
geordnet. Alle Stempel sind ebenso wie die Münztypen durchlaufend numeriert<br />
und abgebildet. Die Abbildungen sind sehr unterschiedlich in der Qualität (die Münzen<br />
von Mytilene sind bei H. von Aulock, diese Zeitschrift 19, 1969, Taf. 7 und 8, wesentlich<br />
besser wiedergegeben). Im ganzen stellt der Katalog jedoch ein sehr nützliches Arbeitsinstrument<br />
dar.<br />
Das Buch will aber nicht nur eine numismatische Untersuchung sein, sondern einen Beitrag<br />
zur Lokalgeschichte von Pergamon liefern und auf der Grundlage ikonographischer<br />
Teiluntersuchungen die Bedeutung der Homonoia-Verbindungen für die Politik Pergamons<br />
herausarbeiten (S. 5). Dies kommt auch im Untertitel des Werkes zum Ausdruck, der hohe<br />
Erwartungen weckt, die aber leider nicht erfüllt werden. Das Buch ist offenbar schnell zusammengeschrieben.<br />
Die Frage, was als Homonoiamünze zu gelten hat, kommt der Vf. erst<br />
auf S. 33 in der Anm. 275. Das grundsätzliche Problem, was denn die Homonoia selbst ist,<br />
wird nirgends thematisiert. Als Deutungen werden angeboten: Einigung nach längeren Verhandlungen<br />
(S. 27 f.), Eintrachtserklärung bei einem Fest (S. 29), Feier der Eintracht (S. 33<br />
und 47), Übereinkunft, die mit einem Fest, das vielleicht mit einer Tagung des asiatischen<br />
Koinon zusammenfiel, gefeiert wurde (S. 41). Ebensowenig fragt sich die Vf., ob die Homonoiamünzen<br />
gleich nach Zustandekommen der Homonoia emittiert wurden (was sie<br />
meist anzunehmen scheint) oder erst später an eine bereits längere Zeit bestehende Homonoia<br />
erinnern sollten (was nicht von vornherein ausgeschlossen werden kann). Jedenfalls<br />
sollte man strenger als die Vf. Homonoia und Homonoiamünzen voneinander unterscheiden.<br />
In den 11 Kapiteln des Textteiles wird zunächst die Forschungsgeschichte kurz referiert<br />
(wobei der jüngste Beitrag des Rez. offenbar aus Zeitgründen nicht mehr berücksichtigt<br />
werden konnte). Mit Recht betont die Vf.: „Nur im Zusammenspiel aller verfügbaren<br />
Quellen kann eine plausible Erklärung der Münzbilder und ihre historische Auswertung<br />
erfolgen" (S. 3). Leider hält sich die Vf. im Verlauf ihrer Arbeit nicht an diesen Grundsatz.<br />
Im 2. Kapitel wird auf zwei Seiten sehr knapp Pergamon und seine Geschichte vorgestellt.<br />
Es folgt im 3. Kapitel eine Überlegung zur Ikonographie der Stadtvertreter von Pergamon<br />
auf den Homonoiamünzen, bes. zu Asklepios und zum Heros Pergamos.<br />
Im 4. Kapitel wird die Homonoia zwischen Pergamon und Sardes behandelt. Münzen<br />
von Pergamon unter Augustus zeigen auf der Vs. „zwei frontal stehende Männer", wobei<br />
„die vom Beschauer aus gesehen rechte Gestalt ... der linken einen Kranz" aufsetzt (S. 14).<br />
In der bekränzten Gestalt sah man bisher wegen der Legendenverteilung den Demos von<br />
Sardes. In Anlehnung an die Überlegungen von M.K. und J. Nolle (ZPE 102, 1994, 241 ff.)<br />
zur protokollarischen Anordnung der Stadtrepräsentanten auf den Homonoiamünzen weist<br />
die Vf. das wohl mit Recht zurück. Sie weicht dann aber einer Deutung aus, wenn sie<br />
meint, daß „jeder Bewohner Kleinasiens ... in diese Darstellung hineininterpretieren<br />
(konnte), was er wollte" (S. 16) und daß „es anscheinend absichtlich in der Schwebe gehalten<br />
wird, welche der beiden Städte die Geehrte ist" (S. 17). Das mag glauben, wer will.<br />
Ähnliche Münzen brachte ebenfalls unter Augustus Sardes heraus, nur daß hier die Stadtvertreter<br />
im Handschlag dargestellt sind. Trotz des Fehlens von oJtovoia in den Münzlegenden<br />
muß es sich bei den Prägungen um Homonoiamünzen handeln, wie die Vf. richtig<br />
feststellt. Zu ihrer Erklärung bietet die Vf. jedoch nur durch nichts abgestützte Vermutungen,<br />
daß Sardes für Pergamon „allerhand Ehren beschlossen hatte" oder daß „die beiden<br />
Städte ihre Einigkeit in der Verehrung für den Kaiser mit einem gemeinsamen Fest zum<br />
Ausdruck" brachten (S. 18 f.). Dahinter steht offenbar die später expressis verbis ausgesprochene<br />
Vorstellung von einem Homonoia-Fest. Ein solches Fest hat es jedoch nie gegeben<br />
(dazu ZPE 109, 1995, 267 ff.). Dagegen wissen wir, daß ein C. Iulius Pardalas aus Sardes<br />
unter Augustus Kaiserpriester in Pergamon wurde (OGIS 470, 9 ff.). Möglicherweise<br />
steht die Homonoia zwischen Sardes und Pergamon damit in Verbindung. Der bekränzte