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1996 Band XLVI - Bayerische Numismatische Gesellschaft

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Buchbesprechungen, Jb. f. Num. u. Geldgesch. 46, <strong>1996</strong> 207<br />

Dem römischen Vorgehen (z.B. Semilibral- bis Unzialfuß) folgend wurde sehr bald auch<br />

in Massalia im 2. Punischen Krieg Aes als Scheidemünze geprägt. Das begündet die relative<br />

Seltenheit der 1/4-Litra-Münzen trotz acht im Beizeichen verschiedener Emissionen und die<br />

große Häufigkeit der Folgeserien gleichen Nominals bei fraktionierten Standardgewichten.<br />

Alternativ und mit Crawford die o. a. römische Serie Cr.39/1-5 als semilibral zum römischen<br />

As (StGw. 327.456 g) mit Prägeschatzabzug von 24/23 des Standardgewichts anzusehen<br />

und ihr die Massalia-Prägung anzugleichen, ist verfehlt, da Aes-Prägeschatzabzüge sonst<br />

nicht vorkommen und Massalia dann seine Aesprägung mit einer Scheidemünze und Prägeschatzabzug<br />

eingeleitet hätte. Tatsächlich weicht die Serie Cr.39/1-5 vom Nominalsystem<br />

der Libra zu 327.456 g ab und ist wie die Prägungen von Massilia der Didrachme von<br />

6.549 g, dem Quadrigatus, zugeordnet.<br />

Weitere StGw. von 10.915 g, 10.479 g (2/3 x 15.718 g), 9.096 g, 7859 g (1/2 x 15.718 g) und<br />

7.580 g kennzeichnen reduzierte Nominale der Aes-Münzung, die sich im späten 1. Jh.<br />

v. Chr. sogar bis auf Kleinbronzen unter 2 g reduziert. Andere relevante Aes-Äquivalente<br />

des Massalia-Silbers von 2.729 g sind 20 x 16.373 g Aes, 24 x Semiunzialas, 30 x 10.915 g<br />

Aes, 60 x 5.458 g (keltisches Potin).<br />

Die Dreifuß-Überprägungen von Mittelbronzen werden von Claude Brenot (S. 11) aufgrund<br />

einer spekulativen Berechnung dem Zeitraum der Einführung des römischen Denars<br />

(ab 211, nicht 215-211 v.Chr.) zugeordnet, was wegen falscher Prämissen nicht zutreffen<br />

kann. Das Gruppengewicht der Dreifußüberprägungen ist nicht 9 g, sondern 7.580 g. Einem<br />

fraglichen Obol von 0.455 g (2.729/6) entsprechen im Trientalfuß (120/3 = 40)<br />

18.192 g Aes, also 2.4 Münzen der Dreifußüberprägungen, was den Ansatz als falsch erweist.<br />

Realiter sind die Dreifußüberprägungen Imitationen der Reverse der Asse der Longostaleten<br />

(S. 55 f., 60-73), in deren fünf Gewichtstufcn sich die Dreifußüberprägungen<br />

von Massalia nahtlos einfügen. Die Emissionszeit der Longostaleten-Asse, die letzten Jahrzehnte<br />

des 2. Jh. v. Chr., ist für die Überprägungen, die nach diesen Originalen als sekundär<br />

betrachtet werden müssen, ein terminus post quem (? ad quem). Im Unzialfuß (1/12 =<br />

Ag/Aes) 1, im Libralfuß (1/120 = Ag/Aes) 10 Dreifußüberprägungen, StGw. 7580 g entsprechen<br />

1 Litra vom StGw. 0.632 g.<br />

Die Ordnung der Silber- und Aes-Münzen von Massalia im 1. Jh. v. Chr. wird in der<br />

Abhandlung nur kursorisch behandelt. Viele Fragen harren der Untersuchung.<br />

Insgesamt konnte die Studie von Claude Brenot mangels einer geeigneten Methodik<br />

nicht das gesteckte Ziel erreichen. Mit Scheinresultaten, die von der Autorin jedoch nicht<br />

immer als solche erkennbar waren, wurden Fehler in der Chronologie und im Nominalsystem<br />

erzeugt, die wegen der numismatischen Bedeutung der Münzen von Massalia nicht toleriert<br />

werden können. Die Rezension hatte hierbei erheblichen Handlungsbedarf.<br />

Die keltischen Münzen<br />

Dem Katalogbenutzer sei sehr empfohlen, sein Studium mit der nur halbseitigen Einführung<br />

(S. 50) von Simone Scheers zu beginnen. Aus dieser prägnanten Kurzfassung der aktuellen<br />

Forschungssituation der keltischen Numismatik zu zitieren, wäre eine unzulässige<br />

Verkürzung wichtiger Erkenntnisse einer jahrzehntelangen wissenschaftlichen Erfahrung.<br />

Die Abbildungen, in vielen Katalogen die hauptsächlichen Informationsträger, werden im<br />

vorliegenden Werk wohl möglich noch übertroffen vom Umfang der Literaturangaben, die<br />

jedem Münztyp beigefügt sind. Die Literaturliste selbst umfaßt denn auch auf 15 Seiten alles<br />

Wichtige aus über 150 Jahren Forschung. Natürlich steht die gallische Numismatik (95 °A<br />

der Sammlung) dabei im Vordergrund. Die Autorin begründet so ihre Anmerkungen zu<br />

Stammeszuweisungen und Chronologie unmittelbar bei den jeweiligen Münzen in der zweispaltig<br />

gedruckten Inventarliste. Diese Anmerkungen zeigen eine angemessene Ausgewogenheit<br />

und Zurückhaltung in strittigen Fragen. Obwohl die Sammlung Lyon mit 1244 Münzen<br />

noch kein Corpus sein kann, wird der Katalog ein sehr geeignetes Zitierwerk bilden, das die<br />

bisherigen wichtigen Sammlungspublikationen von Simone Scheers noch übertrifft.

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